Modelleisenbahn Berglandschaften im Kirchenkeller

Benrath · Georg Gerstenberg war früher Pfarrer in der evangelischen Gemeinde in Benrath. Als Rentner gründete er dort einen Eisenbahnerkreis und begann mit dem Bau einer Modelleisenbahn im Keller der Dankeskirche.

 Georg Gerstenberg arbeitet zweimal im Monat an der Modelleisenbahnanlage und entwickelt sie dabei immer weiter.

Georg Gerstenberg arbeitet zweimal im Monat an der Modelleisenbahnanlage und entwickelt sie dabei immer weiter.

Foto: Anne Orthen (ort)

Im Kellergewölbe der Benrather Dankeskirche fährt seit einigen Jahren ein Linienbus. Georg Gerstenberg, der ehemalige evangelische Gemeindepfarrer, fährt die Strecke mit dem Finger ab: „Erst geht es den Hügel hinauf in die Altstadt, dann vorbei am Bahnhof und in den Tunnel.“ Der 77-Jährige beugt sich über die breiten Holzplatten auf denen der Eisenbahnerkreis der Gemeinde eine Modelleisenbahn aufgebaut hat. Vor ihm liegt eine kleine, liebevoll gestaltete Parallelwelt. Eingerahmt von alten Werkzeugschränken und massiven Kellerwänden führen unzählige Miniatur-Gleise und Busspuren durch Berglandschaften und Altbausiedlungen, vorbei an einem Tennisplatz und dem Wochenmarkt.

„Meine Frau hatte die geniale Idee, dass ich einen Eisenbahnerkreis in der Gemeinde gründe“, erzählt Gerstenberg, der schon seit dem Studium eine eigene Modellbahn hatte. Als er 2005 in den Ruhestand ging, warb er im Gemeindebrief für die Gründung des Kreises und stiftete seine Bauteile der Marke Fleischmann an die neu gegründete Gruppe. Seitdem trifft er sich zweimal im Monat mit den anderen Eisenbahnfreunden im Keller der Dankeskirche. „Hier haben wir traumhaft viel Platz und können größer planen als zu Hause“, sagt Gerstenberg.

Der Raum ist ein echtes Bastelparadies. Auf den Tischen stehen Farben und Pinsel, daneben liegen Lötkolben und Sägen. In detaillierter Kleinarbeit haben die Eisenbahnfreunde ihr Modell aufgebaut. „Das Gleisbett basteln wir aus Sandkörnern und damit die Modelle nicht zu künstlich aussehen, tragen wir auf der Oberfläche Patina auf“, erzählt Gerstenberg stolz.

 Bis zum Ende des Jahres möchte die Gruppe die Steuerung der Bahnen digitalisieren.

Bis zum Ende des Jahres möchte die Gruppe die Steuerung der Bahnen digitalisieren.

Foto: Paul Nachtwey

Die Berglandschaften gestaltet die Gruppe aus Packpapier und verdünntem Kleber, später werden die Wiesen und Bäume in der Landschaft ergänzt. Unzählige Details lassen sich in der Miniatur-Welt entdecken: Eine Alm mit grasenden Milchkühen ist auf dem Berg gelegen, auf der Litfaßsäule am Bahnhof hängen kleine Werbeplakate. Besonders versteckt ist ein Kohle-Bergwerk, das Gerstenberg und seine Freunde im Felsen platziert haben. Davor wartet eine kleine, schwer beladene Grubenbahn.

„Wir sind natürlich immer offen für neue Mitstreiter. Man muss kein Glaubensbekenntnis ablegen, um bei uns mitzumachen“, sagt er lachend und zeigt symbolisch auf die zwei Kirchen, die im Ortskern stehen. Die eine ist evangelisch, die andere katholisch. Lange habe sich sogar ein katholischer Diakon an den Arbeiten beteiligt, sagt Gerstenberg.

 Auf jedes Detail achtet die Gruppe. Den Bahnsteig haben Gerstenberg und seine  Freunde selbst modelliert. Bis zum Ende des Jahres möchte die Gruppe die Sterung der Bahn digitalisieren.

Auf jedes Detail achtet die Gruppe. Den Bahnsteig haben Gerstenberg und seine  Freunde selbst modelliert. Bis zum Ende des Jahres möchte die Gruppe die Sterung der Bahn digitalisieren.

Foto: Paul Nachtwey

Peter, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist seit dem Gründungstreffen ein Teil der Gruppe. Der 78-Jährige freut sich, dass inzwischen auch zwei jugendliche Eisenbahnfreunde zu den Treffen kämen. „Was mir gefällt, ist vor allem die Genauigkeit, mit der sie arbeiten. Sie lassen keinen Pfusch zu“, lobt er. Im Alter fielen die feinen Bastelarbeiten nicht unbedingt leichter. „Die Gruppe ergänzt sich also gut!“

„Wir sind durch das gemeinsame Basteln zu Freunden geworden“, sagt Gerstenberg, der schon als Kind den Traum hatte, eine Modelleisenbahn zu besitzen. Im Studium schenkte ihm seine Verlobte und spätere Ehefrau schließlich die erste Anlage – „weil ich immer so verträumt vor den Schaufenstern stehen blieb“, sagt er. „Damals bauten wir die Strecke immer zur Entspannung auf, nach dem Lernen für die Klausuren.“

Seitdem hat sich das Handwerk der Modellbauer verändert. „Wir arbeiten aktuell daran, unsere Strecke zu digitalisieren“, sagt Gerstenberg. Dann könnten die Züge endlich auch gezielt mit dem Computer gesteuert werden. Diese Aufgabe übernähmen die jüngeren Mitstreiter. „Sie kennen sich damit deutlich besser aus“, sagt der 77-Jährige und lässt seinen Blick über die Anlage schweifen. An einigen Stellen stehen Farbbecher mit Pinseln in der Landschaft, vor einer Häuserzeile blitzen kleine, bunte Elektrokabel hervor. „Richtig zu Ende ist man hier nie“, sagt Gerstenberg. „Es gibt einfach immer etwas zu tun.“

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