Planungswerkstatt für neues Wohngebiet der Bonava Digital mitplanen mit Tücken

Noch bis einschließlich Montag können Bürger ihre Ideen und Anregungen zu dem geplanten neuen Wohngebiet in der Paulsmühle neben dem Albrecht-Dürer-Kolleg abgeben. Die Öffentlichkeitsbeteiligung läuft wegen Corona digital.

 Das linke Baufeld will das Unternehmen Bonava bebauen. Es könnten um die 560 neue Wohnungen werden.

Das linke Baufeld will das Unternehmen Bonava bebauen. Es könnten um die 560 neue Wohnungen werden.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Corona verändert vieles, auch die Art und Weise, wie sich Bürger in Planungsprozesse der Stadt einbringen können. In Zeiten von Abstandsregeln will die Stadt vermeiden, dass an einem Ort mehrere hundert Menschen zusammenkommen und sich um Aushänge oder Modelle drängeln. Stattdessen sollen die Bürger digital ihre Anregungen geben können. Einerseits löblich, andererseits macht es das Mitreden für jeden Einzelnen komplizierter.

Bislang sahen Werkstattverfahren so aus, dass die beteiligten Architektenbüros in einem Vortrag vor Bürgern ihre Idee erläuterten, Rückfragen waren erlaubt und sogar gewünscht. Wer genauer in die Materie eintauchen wollte, konnte sich an den an den Stellwänden hängenden Entwürfen noch zusätzlich informieren. Nach solch einem Abendtermin fühlte man sich als interessierter Bürger erstmal gut informiert.

Wer nun aber mitreden will, muss klassisch in Vorleistung gehen. Alleine schon den Link für die Planung des Grundstücks in der Paulsmühle neben dem Albrecht-Dürer-Kolleg zu finden – der übrigens ellenlang ist – stellt schon die erste Hürde für Menschen da, die keine großen digitalen Vorkenntnisse haben. Wer ihn auf der Stadtseite entdeckt hat (etwa in der Pressemeldung der Stadt zum Planungsbeginn), wird erst einmal gebeten, den „verdächtigen Link“ analysieren zu lassen. Stimmt man dem zu, ist man auf der Seite mit den vier Wettbewerbsvorschlägen. Wer sich zu den Entwürfen äußern will, muss sich zudem registrieren, wer nur mitlesen will, was andere sagen, nicht. Bis Montag, 22. Juni, kann man noch eine Anregung hinterlassen. Hier würde man sich wünschen, dass man als Nutzer mehr Zeit hat als die vorgegebenen zwölf Tage.

Auf der Website kann man auf jede der vier eingereichten Ideen klicken. Auch die Büros stellen sich vor. Doch das sollte man tunlichst nicht auf einem Gerät mit kleinem Bildschirm machen, weil dann alles schnell zu klein und unübersichtlich wird. Eine Idee für die Zukunft wäre es, die Architektenbüros in einem kurzen Film ihren Entwurf und das Besondere daran vorstellen zu lassen. So hätte man als Bürger auf die Schnelle die wichtigsten Informationen.

Auch die Mitglieder der Bürgerinitiative „Lebenswertes Paulsmühle“ haben sich durch die Website gekämpft. Ralf Willeke und Samuel Coppes bestätigen den Eindruck, dass es recht unübersichtlich ist. Und natürlich haben sich ihnen auch Fragen aufgedrängt, die ihnen in der Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung aber keiner beantwortet. Wie etwa die, warum das Büro Rotterdam Dakowski mit seinen Paulshöfen nur einen Teil der Fläche überplant hat und zwar mit 290 Wohneinheiten. Das sei übrigens die einzige Zahl, die sie gefunden haben, sagen die beiden von der Initiative „Lebenswerte Paulsmühle“. Das hat die Aktiven den Schluss ziehen lassen, dass die kommunizierten rund 560 Wohnungen Bestand haben. Zu viele, wie die Bürgerinitiative nach wie vor findet.

Aber bei aller Kritik haben Willeke, Coppes und ihre Mitstreiter einen Favoriten: den Entwurf von HGMB Architekten. Da habe man das Gefühl, dass diese sich viele Gedanken gemacht hätten, sagen sie. Doch auch hier äußern sie Kritik: Zu viele Stockwerke. Entlang der Pauslmühlenstraße sind es vier plus Staffelgeschoss. Gut gefällt ihnen die Abwechslung der Fassadengestaltung bei diesem Entwurf und die Freiflächen.

Auch wenn beiden die Paulshöfe nicht gefallen, finden sie eine Idee des Büros toll. „Die haben das Quartier genau zum Bürgerhaus Benrath an der Telleringstraße hin geöffnet und schaffen so eine Verbindung zwischen Alt und Neu.“ Beide wünschen sich in dem neuen Quartier kleine Geschäfte für die Nahversorgung. Schon jetzt, mit dem Bezug des Mühlenquartiers, merke man, dass sich die Paulsmühle belebe. Vor allem aber mit Familien und weniger mit vielen Singles in Mikro-Appartments, die die Paulsmühle dann als Schlafstatt nutzen.

Willeke fände es toll, wenn die Schüler des Albrecht-Dürer-Kollegs sich einbringen könnten. Die Idee der Initiative: Die Gestaltung einer ganzen Fassadenseite.

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