Benrath Drei Dinge braucht der Chor: Musik, Liebe und Wein

Benrath · Der Madrigalchor Schloss Benrath feierte seinen 35. Geburtstag mit einem Konzert im Cäcilienstift.

 Der Madrigalchor Schloss Benrath unter Leitung von Horst Schaumann (l. von hinten) feierte musikalisch seinen 35. Geburtstag.

Der Madrigalchor Schloss Benrath unter Leitung von Horst Schaumann (l. von hinten) feierte musikalisch seinen 35. Geburtstag.

Foto: Bernd Schaller

Mit deutschen Madrigalen hat vor 35 Jahren alles begonnen, das erklärt den Namen des kleinen Chores, der 1983 noch im Wohnzimmer von Horst Schaumann für ein Konzert anlässlich der Renovierung des Schlosses probte: Madrigalchor Schloss Benrath. Der ist längst fester Bestandteil des kulturellen Lebens im Düsseldorfer Süden und hat ganz unterschiedliche Programme - auch in größeren Chor-Kooperationen - aufgeführt.

Zum 35. Geburtstag besann man sich auf die Wurzeln und gratulierte sich selbst mit einem internationalen Madrigal-Programm in kleiner aber feiner Besetzung von 15 Stimmen. Neben Initiator und Chorleiter Horst Schaumann sind noch Gründungsmitglieder dabei, die sich erinnern mochten an Lieder der deutschen Renaissance wie das muntere "Drei schöne Dinge fein" von Daniel Friderici, das schon damals dazu gehörte und nun Motto über dem Geburtstagskonzert im Saal des Cäcilienstiftes stand. Es sind die drei Dinge, die "wenden Leid und Schmerzen" und um die irgendwie alle Madrigal-Texte kreisen: Musik, Liebe und ein kühler Wein.

Den kühlen Wein hob man sich für die Zeit nach dem Schlussapplaus auf, denn da wurde mit dem Publikum auf das Ereignis angestoßen. Musik spielte die entscheidende Rolle und das Thema Liebe wurde in allen möglichen Schattierungen ausgebreitet. Da ist eben nicht nur eitel Sonnenschein wie in Hasslers unbeschwert schwingend vorgetragenen "Tanzen und Springen", Melchior Francks "Kommt, ihr G'spielen" oder dem munteren Lachen in Giovanni Gastoldis "Amor im Nachen". Nicht selten bringt die Liebe Leid, weil sie unerhört bleibt oder verraten wird. Weil das Herz der Angebeteten eisig ist wie in dem englischen Beitrag von Thomas Morley "April is in my mistress face", das die Stimmen am Ende stockend und kühl färbten. Oder der Abschiedsschmerz, der aus "Innsbruck, ich muss dich lassen" sprach.

Und im letzten Abschnitt gab es dann auch noch heitere Liebesbetrachtungen im französischen Programmteil wie das Zischeln tratschender Frauen ("Je ne l'ose dire") oder die gackernden Hühner ("Il est bel et bon"). Beides wahre Zungenbrecher mit ziemlich viel Text in schnellem Tempo. Überhaupt ist ein kleinteiliges A-cappella-Programm wie dieses die eigentliche Königsdisziplin für einen Chor.

Zwar veredelte der schöne Raum mit seiner hohen Holzkuppel den Sound, aber er schenkte den Sängern nichts, denn er legt wirklich alles gnadenlos offen. Da half nur eine Strategie: mit den Ohren zu singen, insbesondere bei den verhaltenen Stücken die eigene Stimme sensibel in den Gesamtklang einzumischen und Schlusskonsonanten gemeinsam auf Schlag abzusprechen. Das Programm erforderte zudem schnelles Umschalten von Emotion und Ausdruck und eine nuancenreiche Binnendynamik.

Ruth Schaumann, die damals als Vierjährige die ersten Proben im Elternhaus erlebte, ist inzwischen ausgebildete (wenn auch nicht hauptberufliche) Sängerin. Sie bereicherte die umfangreiche Liedfolge durch zwei Solo-Auftritte, einmal sogar im kurzen Duett mit ihrem Vater Horst.

Besonders anmutig sang sie, von Jörg-Steffen Wickleder am Cembalo begleitet, eine der bekanntesten barocken Sopran-Arien, "Lascia ch'io pianga" aus der Händel-Oper Rinaldo". Weich und doch wendig führte sie ihre Stimme geradezu schwerelos in die Höhe. Das hingerissene Publikum im Saal dankte mit kräftigem Applaus.

(RP)
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