Die Sommermacher aus Düsseldorf Er verkauft die Lektüre zum Sommer

Düsseldorf · Ulrich Ohm und sein Team von der Buchhandlung Dietsch wissen, welche Bücher sich besonders für die Ferien eignen.

Benrath: Buchhandlung Dietsch verkauft Sommerlektüre
Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Wenn Ulrich Ohm ein Buch in der Hand hält, fängt er an zu erzählen. Da wäre etwa eine Bücherreihe über Imker und Bienen. „Einer hat das Thema aufgebracht, dann sind ihm viele Autoren gefolgt“, sagt er, während er vor dem Bücherregal steht.

An jenem Vormittag gehen in dem Benrather Buchladen die Kunden ein und aus, lassen sich beraten und verlassen – meist mit einer Stofftasche in der Hand – das Geschäft. Zusammen mit seiner Frau Ursula hat Ulrich Ohm 1985 die Buchhandlung Dietsch von Lieselotte Dietsch gekauft, deren Vater sie 1924 gegründet hat. Sechs Mitarbeiter unterstützen das Paar.

Es ist Ferienzeit und viele Kunden sind auf der Suche nach einer Lektüre, mit der sie ihren Sommer verbringen wollen. Ganz gleich, ob es Bücher sind, die mit auf Reisen genommen werden oder Bücher, die ihre Leser vom heimischen Balkon aus in andere Welten reisen lassen. Während einige Kunden klare Vorstellungen für ihre Sommerlektüre haben, setzen viele auf die Beratung der Mitarbeiter.

Um bei der Wahl zu helfen, haben Ohms sich etwas Besonderes einfallen lassen. Ulrich Ohm steht vor einem Tisch an der Seite des Ladens „Das ist unsere Urlaubsecke“, sagt er und deutet auf die Auslage, „die wird jeden Tag nachgeräumt, weil die Kunden gerne auf unsere Empfehlungen zurückgreifen.“

Dort stehen Bücher, die er und sein Team den Kunden für den Sommer empfehlen. Vorab gab es eine Veranstaltung, auf der sie die Bücher empfohlen haben – das Motto: „Lesen ist Urlaub.“ Die Zuhörer konnten sich dabei Notizen machen, innerhalb von 14 Tagen war die Veranstaltung ausgebucht. Während auffallend viele Krimis dort aufgereiht sind, macht Ulrich Ohm auf noch eine Gemeinsamkeit aufmerksam: „Wir haben uns am Urlaubsthema orientiert, dicke Schinken kommen dafür weniger in Frage und auch gebundene Bücher sind am Strand nicht wirklich praktisch.“

Auch wenn Ohms in den Urlaub fahren, decken sie sich mit Lesestoff ein – ein ganzer Koffer voll Lektüre kommt dann mit. „Wir lesen querbeet auch für die nächste Saison. Das geht natürlich nur, wenn wir mit dem Auto fahren.“ Bei ihren Kunden seien Krimis und Romane Klassiker für den Sommer. Aber Ulrich Ohm merkt auch, dass viele den Urlaub nutzen, um sich mit einem neuen Thema zu beschäftigen oder um eine Sprache zu lernen. „In den Ferien werden außerdem vermehrt Reiseführer gekauft“, sagt er. Die liegen – was zunächst kurios wirkt – in der Buchhandlung gleich neben den Schulbüchern. Ein Zufall ist das aber nicht. „Oft werden die Schulbücher auch mit in die Ferien genommen, gerade, wenn das Zeugnis nicht so gut war und die Schüler etwas nachholen müssen“, erklärt Ohm.

Genauso akribisch wie die Urlaubsecke zusammengestellt wurde, wählen Ohms auch aus, was in ihr Sortiment passt. Denn dorthin kommen nur ausgesuchte Bücher - „wir kennen unsere Kundschaft, wir ahnen, was die Benrather brauchen“, sagt Ulrich Ohm. Seine Mitarbeiter und er lesen die wichtigsten Neuerscheinungen vorab und entscheiden danach, ob sie in ihr Programm passen. „Besonders meine Frau liest viel, zehn bis 15 Bücher in der Woche“, erzählt Ulrich Ohm.

Die Liebe zum Buch war es, die das Paar zusammengeführt hat, sie sind beide gelernte Buchhändler und lernten sich in einer Buchhandlung in Tübingen kennen. Und die Liebe zum Buch ist es, die Ulrich Ohm bei seinen Mitarbeiten voraussetzt. „Darüber hinaus muss man gerne mit Menschen arbeiten, eine gute Allgemeinbildung haben und kaufmännisches Denken vorweisen.“ Jeder seiner Mitarbeiter hat ein Spezialgebiet, das er betreut. Ulrich Ohm ist für Politik und Geschichte zuständig.

Ein gutes Buch muss ihn ansprechen, haptisch schön und gut recherchiert sein. „Bei Krimis kommt es darauf an, dass das Ende schlüssig ist, oft hat man einen Plot und merkt, dass der Autor es nur noch schnell zu Ende bringen wollte. Ansonsten muss ich das Gefühl haben, dass ich das Buch gerne weiter lesen möchte“, sagt er und warnt im nächsten Satz davor, ein Buch zu schnell aus der Hand zu legen. „Leider machen das zu viele. Ich vergleiche das immer mit einem 5-Gänge -Menü. Da stehen sie ja auch nicht nach der Suppe auf und gehen.“

Die Urlaubszeit und Weihnachten seien die Spitzenzeiten im Buchhandel, aber auch im Rest des Jahres merkt der Buchhändler, dass Lesen ganz und gar nicht „out“ ist. Auch nicht bei den Jüngsten.

„Immer noch sind Kinder von Büchern begeistert. Sie brauchen nur mehr Anleitung als früher, weil das Buch heute durch Videospiele, Smartphones und Fernsehen mehr Konkurrenz hat“, sagt er und fügt hinzu: „in Büchern kann man versinken, sie sprechen die Phantasie auf so vielen Kanälen an, ich kenne kein anderes Medium, dass das schafft.“

Für die Beratungen bekommt er oft Rückmeldungen seiner Kunden, teilweise sogar in Briefform. Oder als Postkarte – natürlich aus dem Urlaub.

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