Benrath Als vor 350 Jahren die Pest wütete

Benrath · 1666 und 1667 gehörten zu den verheerendsten Pestjahren, damals floh das Herrscherpaar, Herzog Philipp Wilhelm und seine Gemahlin Elisabeth Amalie Magdalena, ins neu gebaute Schloss. Dort kam das elfte Kind zur Welt.

 Dick eingepackt ging damals der Pestarzt zu seinen Patienten.

Dick eingepackt ging damals der Pestarzt zu seinen Patienten.

Foto: Heimatarchiv

Die Pest, der Schwarze Tod, traf besonders hart die Düsseldorfer Bevölkerung im 17. Jahrhundert. In dessen ersten sieben Jahrzehnten brach die Pest hier zehnmal aus. Schlimme Pestepidemien fielen in die Jahre von 1627 bis 1629. Eine - wenn auch ungesicherte - Zahlenangabe spricht von 2000 Toten bei einer Einwohnerzahl von etwa 5000.

Die wohl schrecklichsten Jahre mit den verheerendsten Folgen waren die Jahre 1666 und 1667 - also vor 350 Jahren. Es war die vorletzte Pestepidemie Düsseldorfs, die letzte fiel in das Jahr 1669. Da es in der Stadt stets mehr Tote gab als auf dem Land, hatte das damalige Herrscherpaar, Herzog Philipp Wilhelm und seine Gemahlin Elisabeth Amalie Magdalena, bei Ausbruch der Pest 1666 sofort Düsseldorf verlassen und siedelte im Frühjahr 1666 zunächst nach Grimlinghausen über und nahm dann im neu erbauten Schloss Benrath ihr Domizil ein.

Dies war der Vorgängerbau des heutigen Schlosses. Dort brachte die Herzogin im August auch ihr elftes Kind zur Welt, Prinzessin Marie Sophie. Sie heiratete später König Pedro II. und wurde Königin von Portugal. Erst im Folgejahr, 1667 klang die schreckliche Seuche endlich ab. Zum Dank dafür erbaute man im gleichen Jahre in Pempelfort dem Pestheiligen Rochus eine neue Kapelle. Sie wurde das Ziel vieler Prozessionen aus Düsseldorf und dem Umland. Auch im 15. und 16. Jahrhundert suchte die Pest Düsseldorf heim. 1577 bis 1580 sowie 1584 bis 1588 sollen ähnlich schlimm gewesen sein wie im 17. Jahrhundert. Düsseldorf hatte damals etwa 4700 Einwohner. Die Intensität der Pest war so verheerend, dass in diesen neun Jahren, so wird vermutet, über zwei Drittel der Düsseldorfer Bevölkerung an dieser Seuche gestorben sind. Das enge Zusammenleben in der Stadt und die damaligen hygienischen Verhältnisse werden für die Verbreitung der Pest eine entscheidende Rolle gespielt haben. Damals gab es noch keine Kanalisation und kein Umweltbewusstsein wie heute. Abfälle und Fäkalien wurden vielfach auf die Straße oder in die Wasserläufe geworfen. Maßnahmen des Düsseldorfer Landesherrn Philipp Wilhelm bestanden im 17. Jahrhundert darin, die Pestkranken in einer Pestbaracke oder in ihren Häusern streng zu isolieren, auf die Reinigung der Straßen zu achten und den Verkehr mit den umliegenden Orten zu kontrollieren. Reisenden aus infizierten Gegenden wurde der Zutritt zur Stadt verboten.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein wusste man nichts über die Ursachen der Pest und kannte keine wirksame Therapie gegen diese Seuche. Einen großes Dienst haben damals die geistlichen Orden geleistet durch ihre selbstlose Pflege der Pestkranken. Besonders die seit 1617 in Düsseldorf ansässigen Kapuziner sind hier zu nennen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort