Wersten Ausbau ist auf der Hälfte steckengeblieben

Wersten · Die Mieter des Musikbunkers an der Kölner Landstraße warten inzwischen seit 2006 auf den Fertigausbau des Hochbunkers. Die Stadt, die bereits eine Million Euro investierte, verweist darauf, dass man in Gesprächen sei.

 Das Vereinsschild am Hochbunker an der Kölner Landstraße ist bereits zugewachsen. Viele Räume sind nicht nutzbar.

Das Vereinsschild am Hochbunker an der Kölner Landstraße ist bereits zugewachsen. Viele Räume sind nicht nutzbar.

Foto: Günter von Ameln

Wer in Düsseldorf mit einer Band Musik machen will, scheitert oft schon daran, dass es nicht genügend Proberäume gibt. Weil diese so rar sind, werden sie oft gleich doppelt untervermietet. In einer 2012 durchgeführten Analyse zum Bestand der Proberäume in der Landeshauptstadt zogen die Verantwortlichen des Zakk und des Open-Source-Festivals das Fazit, dass die Nachfrage sehr viel größer ist als das Angebot.

Dabei könnten mit ein bisschen Geld und gutem Willen innerhalb recht kurzer Zeit weitere rund 40 Proberäume geschaffen werden. Im Werstener Musikbunker an der Kölner Landstraße, den die Stadt 2002 vom Bundesvermögensamt erwarb, liegen noch viele Räume brach — genau gesagt sind von 80 möglichen Proberäumen nur rund die Hälfte nutzbar. Für Christoph Scholl und seinen Kompagnon Robby Göllmann, die den Bunker seit 1985 gemietet haben und an Bands untervermieten, ein Unding. Sie fühlen sich von der Stadtverwaltung im Stich gelassen.

Das sieht Leiterin des Amtes für Immobilienmanagement, Doreen Kerler, vollkommen anders: Die Mieter hätten den Bunker so gemietet, wie er jetzt sei. Die entsprechenden Arbeiten habe die Stadt gemacht. Allerdings teilte sie auch mit, dass man derzeit in Gesprächen mit den beiden Musikern sei.

Doch wenn Bunker-Mieter Scholl die Meinung gehabt hätte, dass die Stadt aktuell an einer Lösung des Problems interessiert sei, wäre er wohl nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Denn der Musiker ist inzwischen vollkommen ratlos. Und hat sogar die Sorge, dass er und Göllmann auf den Kosten für den Leerstand hängenbleiben: "Es ist doch schön, dass Frau Kerler meint, die Stadt sei mit uns in Gesprächen darüber, wie es weitergeht. Da wissen wir zwar nichts von, finden es aber gut, wenn nun darüber geredet wird."

Weil sie die finanziellen Sorgen wegen der Leerstands-Einbußen umtreiben, haben sich die beiden an Bezirksvorsteher Heinz-Leo Schuth gewandt. Der weiß auch nicht, warum die einst angefangenen Sanierungsarbeiten so plötzlich stoppten: "In Wersten fehlen doch Räume, die kulturell, etwa für Konzerte genutzt werden könnten", sagte er im RP-Gespräch. Der große Veranstaltungsraum im Dachgeschoss ist einer von denen, die nach wie vor nicht nutzbar sind.

Den Verein "Werstener Kreuz" haben Scholl und sein Partner inzwischen schweren Herzens liquidiert. "Wir hatten Probleme mit dem Finanzamt, da wir wegen der Raumsituation dem Vereinszweck der Förderung von Kunst und Kultur nicht mehr nachkommen konnten", sagt Christoph Scholl. Er geht davon aus, dass die Stadt bereits knapp eine Million Euro in den Bunker gesteckt hat — vor allem für den Brand- und Schallschutz. Als Mitte der 80er Jahre alles anfing, hatten Scholl und Göllmann den Bunker vom Bundesvermögensamt gemietet, 2002 entschied sich die Stadt, das Gebäude zu kaufen. Sie investierte rund 700 000 Euro. Nach dem Düsseldorfer Flughafenbrand, als es erhöhte Anforderungen für den Brandschutz gab, war klar, was bislang dort gemacht wurde, reichte nicht aus. Und so wurde vor genau fünf Jahren noch einmal ein neues Konzept entwickelt, in dem weitere 250 000 Euro investiert werden sollten — in den Ausbau weiterer Proberäume, besseren Schallschutz, die Sanierung der WC-Anlagen sowie in einen Innenanstrich. Doch nach Angaben von Scholl wurde nur ein Teil erledigt. 2006 fanden zuletzt Brandschutz-Arbeiten statt; seitdem hat er dort keinen Bauarbeiter mehr gesehen. In der Analyse zur Proberaumsituation heißt es zum Musikbunker in Wersten: "In der dritten Etage sind zwölf Räume in der Bauphase stehengeblieben. Finale Arbeiten (wie zum Beispiel Brandschutz) sind nötig." Im Erdgeschoss sind sieben weitere Räume möglich, und auch im Keller gibt es grundsätzlich Potenzial. Sätze, die Christoph Scholl zwar gerne liest, doch von denen er nicht weiß, ob sie von der Stadt tatsächlich jemals in die Tat umgesetzt werden.

(RP)
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