Niederkassel ASP: Freiraum für Großstadtkinder

Niederkassel · Am vergangenen Wochenende feierte der Abenteuer-spielplatz (ASP) am Brüggener Weg sein 40-jähriges Bestehen. Niemand dürfte so direkt die Entwicklungen und Veränderungen erlebt haben wie Lothar Wiehagen.

 Die neunjährige Svenja freut sich über den Rundlauf, der aus Autoreifen besteht. Das freie kreative Spielen ist stets auch ein Anliegen des Leiters Lothar Wiehagen, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht.

Die neunjährige Svenja freut sich über den Rundlauf, der aus Autoreifen besteht. Das freie kreative Spielen ist stets auch ein Anliegen des Leiters Lothar Wiehagen, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht.

Foto: Andreas Bretz

Der gebürtige Bremerhavener hatte am 6. Oktober 1981 die Leitung des Abenteuerspielplatzes übernommen. Ende des Jahres wird der 65-jährige Sozialpädagoge in den Ruhestand gehen. Über die Veränderungen während seiner 32 "abenteuerlichen" Berufsjahre sprach RP-Mitarbeiter Bernd Schuknecht mit Lothar Wiehagen.

Mit welchen Vorstellungen hatten Sie sich damals auf die Stelle beworben?

Wiehagen Genau genommen mit keinen. Ich bin ja erst spät zur Sozialpädagogik gekommen, hatte aber vor meinem Studium bereits Berufserfahrungen in der Verwaltung sowie in der freien Wirtschaft. Ich verfügte also schon über ein breites Erfahrungsspektrum, was den damaligen Vereinsvorsitzenden Peter Leyendecker wohl überzeugt haben muss.

Aber es wird doch sicherlich, gerade wenn ein gesamtes Team neu installiert wird, auch Differenzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit gegeben haben?

Wiehagen Die hatten wir, weil damals ein Konzept bestanden hat, in das auch Jugendarbeit integriert war. Das war insofern nachteilig, da diese "Jugendlichen" bis zu 35 Jahre alt waren und gelegentlich viel Ärger verursachten. Ich glaube, damals hat man bewusst nach einem Mann gesucht, der nicht nur den handwerklichen Bereich abdeckt, sondern auch diesen Jugendlichen etwas entgegenzusetzen hat.

Wie sehen die heutigen Problemfelder aus?

Wiehagen Da wir uns heute auf die Sechs- bis 14-Jährigen konzentrieren, gibt es die Gewaltprobleme längst nicht mehr. Aber heute leben bereits Grundschulkinder mit einem engen Terminkalender, der kaum noch freies, kreatives Spielen vorsieht.

Gibt es ein Patentrezept für den gedeihlichen Umgang mit Kindern.

Wiehagen: Bei aller Verschiedenhheit der Kinder sind Freundlichkeit und Respekt ganz wichtig. Die jungen Leute sind unsere Kunden und verdienen das. Allerdings wird der Ton schon mal anders, wenn die mutwillig Mist machen.

Welche Rückmeldungen bekommen sie von Kindern?

Wiehagen Da ist zum Beispiel Finn hier aus der Nachbarschaft, neun Jahre alt. Schon vor der offiziellen Öffnung wartet er regelmäßig am Zaun und fragt, ob er irgendwie helfen kann. Für andere wie Annika Schon war der Abenteuerspielplatz bereits als Jugendliche interessant, danach hat sie als Honorarkraft hier gearbeitet und jetzt ist sie als hauptamtliche Pädagogin tätig.

Die Kinder sind heute vielfach behüteter, erscheint manchen Eltern da der Abenteuerspielplatz nicht zu gefährlich?

Wiehagen Sicherlich, bei uns können Verletzungen vorkommen, dass man sich mit dem Hammer auf den Daumen haut oder einen Splitter zuzieht, aber nirgendwo können Kinder ganzheitlich die Natur mit Erde, Wasser und Feuer so erfahren wie bei uns. Und wenn es Probleme gibt, erfahren sie auch, dass diese gelöst werden können.

Es scheint, der Abenteuerspielplatz ist für manche zu einer Art Zweitfamilie geworden. Wie wird Ihr Abschied in ein paar Monaten ausfallen?

Wiehagen Der Verein braucht mehr denn je Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Ich werde dem Verein — in dem ich ja auch Mitglied bin — auf jeden Fall verbunden bleiben.

(RP)
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