Holthausen Anwohner fordern Antworten ein

Holthausen · 2. Bürgeranhörung zum geplanten Ausbau des Reisholzer Hafens. Erst die Machbarkeitsstudie soll viele Punkte klären.

 Der zwerite Info-Abend in der Kantine von Demag Cranes am Mittwochabend war gut besucht. Doch viele Fragen konnten bei der Verannstaltung noch nicht beantwortet werden.

Der zwerite Info-Abend in der Kantine von Demag Cranes am Mittwochabend war gut besucht. Doch viele Fragen konnten bei der Verannstaltung noch nicht beantwortet werden.

Foto: Von Ameln

1977 kam ein Gutachten zu dem Schluss, dass Düsseldorf Teile seines Hafens aufgeben sollte, weil es in der Landeshauptstadt keinen Bedarf für einen großen Warenumschlagplatz am Wasser gebe. Daraus resultierte der Umbau des Areals in den heutigen Medienhafen samt Partymeile. 35 Jahre später sagt ein anderes Gutachten, dass alleine der Container-Umschlag in und um Düsseldorf bis 2025 auf eine Million Container pro Jahr steigen wird. Um diese Menge zu bewerkstelligen, werden neue Hafenkapazitäten benötigt. Zum Vergleich: 2007 waren es rund 400 000 Container.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek sagte beim ersten NRW-Hafentag Ende September in Neuss: "Dass Häfen zunehmend als Ort zum Feiern und Wohnen wahrgenommen werden, ist eine Entwicklung, die in die falsche Richtung geht." Bei der Stadt Düsseldorf hatte man sich Ende 2011 von der Idee verabschiedet, im Reisholzer Hafen eine Marina für Yachten und gehobene Wohnbebauung zu planen.

Vor allem wohl deswegen, weil der Industriekreis Düsseldorf, dessen meiste Mitgliedsfirmen im Süden sitzen, gebetsmühlenartig dafür wirbt, mit passenden Infrastrukturmaßnahmen Rechnung zu tragen, dass Düsseldorf ein Industriestandort ist und bleibt – der zweitgrößte in NRW. Für ihre Zukunftssicherung benötigen die Unternehmen einen ausreichend großen Warenumschlagplatz am Rhein. Für Industriekreis-Vorstandsmitglied Nicolai Juchem kommt Deutschland wegen seiner Industrie vergleichsweise glimpflich aus der Krise. Untermauert wird seine These von einer gestern veröffentlichen Zahl des Landesstatistikamtes: Die NRW-Exporte lagen im Oktober um 14,3 Prozent höher als im Vergleichsmonat des Vorjahres.

Die Lösung aus der Sicht des Industriekreises: einen Ausbau des Reisholzer Hafens, der sich postalisch in Holthausen befindet. 90 Prozent des für 2025 prognostizierten Aufkommens an Containern wollen alleine die Firmen im Süden bestücken. Das sind Zahlen aus der Bedarfsplanung, die den Bürgern am Mittwochabend in der Kantine von Demag Cranes präsentiert wurden. Erhoben hat sie das Essener Büro Planco Consulting, das mit den im Süden ansässigen Firmen über deren Zukunftsplanungen gesprochen hat und daraus seine Schlüsse gezogen hat.

Doch die Kritiker des Projektes heben vor allem auf einen Punkt ab: Prognosen, die sich in die Zukunft richten, können eintreffen oder eben auch nicht. Der Ausbau des Nürburgrings in der Eifel ist der beste Beleg dafür, wie ein gepushtes Großprojekt trotz aller Gutachten baden gehen kann.

Und so verwies ein Anwohner auf Zahlen, dass in den vergangenen vier Jahren wegen der Krise der Container-Schiffverkehr zurückgegangen sei. Gunnar Platz von Planco Consulting hielt dagegen, dass dieser im Zehn-Jahres-Vegleich stark angestiegen sei.

Das zeigt das derzeitige Problem des Projektes. Verlässliche Antworten zu den Themen Lärm-, Verkehr- und Umweltbelastungen gibt es noch nicht. Die kann es erst geben, wenn die Machbarkeitsstudie vorliegt. Dieses Machwerk sollte nach alten Plänen bereits im jetzt zu Ende gehenden Jahr beauftragt worden sein. Nach einem überarbeiteten Zeitplan soll dies nun im zweiten Halbjahr 2013 geschehen. Dass die Studie tatsächlich so ausfallen wird, wie es Juchem zusicherte: nämlich "ergebnisoffen, ob der Hafen jemals kommen wird", mochten die Kritiker am Mittwoch nicht glauben. Da half es auch nicht, dass Gunnar Platz bekräftigte, dass es keinen Sinn mache, einen Hafen auszubauen, den hinterher keiner brauche. An diesem Punkt setzt übrigens der Naturschutzverband BUND mit seiner Kritik an: Dieser fordert vom Land ein NRW-Hafenkonzept. Denn nicht nur rund um Düsseldorf wird das Güteraufkommen in den nächsten Jahren kräftig steigen.

Nach einer teils heftigen und emotional geführten Debatte blieb vom Abend vor allem diese Erkenntnis: Es gibt kaum Fakten und damit noch keine Lösungsansätze für all die vielen Probleme, die auftauchen werden. Schon jetzt scheinen die unterschiedlichen Positionen bei den Verfechtern und Gegnern des Ausbaus in Stein gemeißelt. Wobei Ellen Förster für die Bürgerinitiative eines unterstrich: "Wir sind nicht gegen einen behutsamen Ausbau des Hafens, sondern gegen den Ausbau der Anlage in einen Container-Hafen."

(RP)
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