Stadtmitte Anwältin zeigt Kunst in der Kanzlei

Stadtmitte · Bevor die Anwaltskanzlei Greisbach die Büros an der Königsallee bezog, arbeiteten Stella Greisbach und ihr Ehemann Volker in einem Gebäude Am Wehrhahn. Mit Blick auf die weißen Wände überlegte sich die Juristin, wie sie die großen Flächen gut nutzen könnte. "Ich dachte, nun sollten wir wohl Kunst kaufen", sagt sie.

Aber ausschließlich Bilder zu erwerben und dauerhaft aufzuhängen, das reichte ihr nicht. "Im Büroalltag würden die Motive bald selbstverständlich werden. Achtlos an ihnen vorbeizugehen, würde den Künstlern nicht gerecht werden." Daher organisiert Stella Greisbach mehrere Ausstellungen pro Jahr, "um das Interesse an Kunst bei uns wach zu halten". Seit dem Umzug der Kanzlei an die Kö steht noch mehr Platz für Malerei zur Verfügung. Dieser ist gut ausgenutzt. Unter dem Titel "Liebe und andere Katastrophen" zeigt die Malerin Claudia Birkheuer zurzeit etwa 20 großformatige Bilder.

Job für Malerei aufgegeben

Früher war Claudia Birkheuer als Journalistin unterwegs, um für Tageszeitungen, Fernseh- und Radiosender mit interessanten Menschen zu sprechen, spannende Geschichten zu schreiben und Missstände aufzudecken. "Ich habe aber schon immer auch gemalt", sagt sie. Weil die Kunst immer mehr Raum in ihrem Leben einnahm, hängte sie vor einigen Jahren den Beruf Journalistin an den Nagel. Geblieben ist allerdings der wache Blick auf das Leben. "Wie ich früher als Journalistin nach Themen gesucht habe, finde ich heute in der Welt meine Motive."

Diese künstlerische Umsetzung aktueller Themen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik kam bei Kunsthändlern gut an. Es dauerte nicht lang, und Galerien verschiedener Städte zeigten die Bilder von Claudia Birkheuer. Dieser Erfolg ist auch Ergebnis intensiver Akquise. "Ich bin oft gezielt in die Kunsträume gegangen und habe meine Bilder vorgestellt", erzählt sie. "In London zum Beispiel habe ich 120 Galerien abgeklappert." Maastricht, Barcelona, New York — der Name Claudia Birkheuer sprach sich herum. "Wenn man dauernd auf Tour ist, fällt man auf." Auch Stella Greifbach wurde auf die Malerin aufmerksam und kontaktierte sie. "Claudia Birkheuer passt gut in unsere Ausstellungsreihe", sagt Greifbach. "Wir suchen hauptsächlich Künstler, die als Quereinsteiger hochwertig arbeiten, aber noch keine feste Galerie gefunden haben."

Die Künstlerin zögerte nicht lange und machte sich an die Arbeit. Für die Ausstellung "Liebe und andere Katastrophen" schuf sie eine neue Werkreihe. Zum einen Bilder, die zwischenmenschliche Beziehungen darstellen: "Ihr Traum vom Glück" porträtiert ein verliebtes Paar. "Die Aussprache" zeigt die beiden wortlos und voller Zweifel. Andere Werke thematisieren Wirtschaft und Kommerz: Das Bild "Das Ende von Dow Jones" etwa wird von einem großen Totenschädel dominiert, umringt von zahlreichen Geschäftsleuten in Anzug mit Krawatte.

Bilder sind gut ausgeleuchtet

Die Werke stehen zum Verkauf. Aber auch, wenn die Bilder ihren Besitzer nicht wechseln, sind Stella Greifbach und Claudia Birkheuer zufrieden mit der Schau. "Uns in der Kanzlei geht es um die Möglichkeit, Kollegen, Geschäftspartnern und Mandanten zu zeigen, dass wir jung und anders sind", sagt Greifbach. "Außerdem lenken die Bilder den Blick von der Strenge des Anwaltsberufs hin zum Schöngeistigen." Die Malerin hingegen ist beeindruckt von der professionellen Ausstellungsarbeit der Juristin. "Die Bilder hängen perfekt und sind ausgezeichnet ausgeleuchtet", sagt Birkheuer. "Ich fühle mich hier hochgradig gut betreut."

(lod)
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