Angermund RRX: Angermunder appellieren an den Stadtrat

Angermund · Die Bürgerinitiative sieht im neuen Gutachten kein Aus für ihre Idee. Die CDU kritisiert Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Die Bürgerinitiative aus Angermund hält an ihrer Idee eines Betondeckels über der Bahnstrecke durch Angermund fest - trotz eines neuen Gutachtens, das sehr hohe Kosten und eine lange Bauzeit prognostiziert. Die Vorsitzende Elke Wagner appelliert an die Mitglieder des Stadtrats, diese Alternative zur Planung der Deutschen Bahn nicht aufzugeben. "Die Entscheidung prägt das Schicksal eines Stadtteils für 100 Jahre", sagte Wagner gestern bei einer Pressekonferenz. "Man schreibt hier Stadtgeschichte."

Die Kleine Kommission des Stadtrats, die sich mit den Plänen für den neuen Schnellzug Rhein-Ruhr-Express (RRX) befasst, wurde gestern über das Gutachten informiert, das im Auftrag des Rats erstellt wurde und die beiden Varianten vergleichen sollte. Die Deutsche Bahn will den Lärmschutz nach dem Ausbau der Strecke durch meterhohe Wände gewährleisten. Die Studiengesellschaft für Tunnel und Verkehrsanlagen (Stuva) kalkuliert in dem Gutachten für diesen Ausbau rund 75 Millionen Euro, die Variante mit dem Betondeckel - die sogenannte Einhausung - koste hingegen 460 Millionen Euro. Zudem verlängere sich der Bau um sieben Jahre.

Aus Sicht der Bürgerinitiative muss das nicht das Aus bedeuten. Sicher sei der Bau aufwendiger, sagte Wagner. Allerdings zeige das Gutachten auch, dass nur diese Variante einen "Vollschutz" der Anwohner gewährleiste. Zudem sei es für den Stadtteil, der von der viel befahrenen Strecke durchschnitten wird, eine städtebauliche Chance.

Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat seine Meinung bereits gefasst: Er ließ gestern in einer Mitteilung erneut verkünden, dass er die Einhausung für nicht praktikabel hält. Geisel hatte sich auch bereits beim einstimmigen Beschluss des Stadtrats für das neue Gutachten enthalten, da er die Fakten bereits für eindeutig hielt. Die neue Mitteilung führt zu Kritik der Opposition. Andreas Hartnigk (CDU) beschwerte sich nach der Sitzung der Kommission, dass Geisel das Treffen vorzeitig verlassen habe und vom Presseamt seine Ansicht verkünden ließ, während die anderen Mitglieder noch tagten. "Ein solches Vorgehen ist nicht in Ordnung", sagt Hartnigk. Geisel müsse die Interessen der Bürger vertreten und nicht im Vorhinein seine Absage erteilen. "Sicher ist die Einhausung teuer, aber wir müssen die Vor- und Nachteile abwägen", sagt Hartnigk. Auch die Initiative kritisiert Geisels Haltung. "Ein solches Signal vermindert unsere Chancen in Berlin", sagt Wagner.

Allerdings gilt es als sehr ungewiss, dass der Rat am 2. Februar der Einhausung noch eine Chance gibt. Die SPD steht der Idee sehr kritisch gegenüber. Dort verweist man unter anderem darauf, dass für die Güterstrecke durch Rath und Eller überhaupt kein Schutz in Aussicht steht.

(arl)
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