Veranstaltungen in Düsseldorf Nachtwächterführung mit Blaulicht und jecken Themen

Angermund · Beim Rundgang konnten die Teilnehmer viel zur Geschichte Angermunds und zum aktuellen Dorfleben erfahren.

 Georg Hillenbrand und Ferdinand Wolff (v.r.) haben wieder eine vielseitige Nachtwächtertour vorbereitet.

Georg Hillenbrand und Ferdinand Wolff (v.r.) haben wieder eine vielseitige Nachtwächtertour vorbereitet.

Foto: Anne Orthen (ort)

Irgendwann müsste den Angermunder Nachtwächtern doch das Publikum wegbleiben. So groß ist der erst 1975 von der Stadt Düsseldorf eingemeindete Ort an der nördlichen Anger ja auch nicht, dass alle Jahre wieder hunderte von Interessenten zur abendlichen Führung von Georg Hillenbrand und Ferdinand Wolff zusammenströmen. Aber es ist tatsächlich so: Auch im elften Jahr standen pünktlich um 19.11 Uhr mehr als hundert Menschen vor der alten Kellnerei am Ende der Graf-Engelbert-Straße. Darunter nicht wenige, die seit dem ersten Mal regelmäßig wiederkommen. Das lohnte sich allein deshalb, weil die ortskundigen Hobby-Historiker Hillenbrand und Wollf immer wieder mit Überraschungen aufwarten. Los ging es wie immer und bei Nachtwächtern üblich mit der Verkündigung der Zeit: „Hört ihr Leut und lasst euch sagen, unsere Uhr hat neunzehnuhrelf geschlagen“. Weitere Zahlen außer der Uhrzeit wolle man weglassen, versprachen die Nachtwächter, die mit Filzhüten, langen Mänteln und Öllampen zum Stelldichein erschienen. Aber auch –ganz unhistorisch- mit einem Wägelchen für die Lautsprecherbox, denn bei der Menge an Teilnehmern muss man neuerdings das Mikrofon benutzen.

Der Treffpunkt Alte Kellnerei ist auch der Ursprung des Ortes. Der Name „Angermund“, so erfuhr man von den Nachtwächtern, bezeichnet eine Burg an der Anger. Es folgte ein humoriger Überblick über die Geschichte des ehemaligen Bauerndorfs und der Lebensverhältnisse seiner Bewohner. Alles schön untermalt mit Musik aus früheren Zeiten. Über die Hauptstraße ging es dann zur Alten Mühle, wo der ehemalige Grossbäcker Ferdinand Wolff, heute noch als Amateur in seinem Gewerbe aktiv, über die früher im Angerland angebauten Getreidesorten berichtete. Zum Beweis dafür, dass einige dieser Sorten die Zeiten überlebt haben, verteilte er unter den Gästen frisch gebackene Dinkelbrötchen. Die erste größere Überraschung der Nachtwächterführung kündigte sich mit Blaulicht und Martinshorn an. Aus Anlass ihres 112-jährigen Bestehens hatte sich die Freiwillige Feuerwehr Angermund bereit erklärt, in dem leerstehenden Gebäude des ehemaligen Restaurants „Mediterran“ eine Rettungsübung abzuhalten. Hierfür gab es viel Applaus. Ebenso für die Präsentation der Karnevalsgesellschaft „Die elf Pille“ durch deren Vorsitzenden Tim Küsters. Mit ihren 300 Mitgliedern ist der 1954 gegründete Verein bei weitem nicht der kleinste im feierfreudigen Stadtteil.

Zum Händeklatschen war jedoch niemand mehr zumute in der katholischen Pfarrkirche, der vierten Station des Nachtwächter-Abends. Dort wartete vor dem Altar Graf Wilhelm von Spee. Er hatte sich für seinen Vortrag mit dem berühmten Vorfahren Friedrich Spee von Langenfeld beschäftigt, den er für seine Frömmigkeit und vor allem seinen großen Mut bewundert. Der 1591 in Kaiserswerth geborene Jesuit war mit seiner Schrift „Cautio Criminalis“ einer der einflussreichsten Kritiker der Hexenprozesse, die im 17. Jahrhundert über 60 000 unschuldige Opfer forderten.

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