Bestattungsformen in Düsseldorf Die letzte Ruhestätte liegt unter Bäumen
Düsseldorf · Von Angermund aus wird ein Ruhewald in Lintorf verwaltet. Dort können Bestattungen unter Bäumen und an Biotopen stattfinden. Die Nachfrage ist groß.
Mitten im Wald steht ruhig eine Frau. Nach einigen Minuten kehrt sie auf den Hauptweg zurück und setzt ihren Waldspaziergang fort. „Das ist eine Angehörige, die täglich ihren Mann besucht“, sagt Burkhard Schütte. Er ist Förster im neuen Ruhewald Lintorfer Mark, der zu den Forstgebieten des Grafen Wilhelm von Spee aus Angermund gehört. Dieser hatte sich bereits vor 20 Jahren mit der alternativen Bestattungsform beschäftigt. Vor zwei Jahren wurde dann die Konkretisierung des Projektes in Angriff genommen, das nun, nach Erfüllung zahlreicher Auflagen, umgesetzt werden konnte.
In Angermund wurde dafür in den Spee’schen Forstbetrieben an der Heltorfer Schlossallee ein Büro eingerichtet, das als Anlaufstelle für Bestatter, Trauernde und alle, die sich für die neue Bestattungsform interessieren, fungiert. „Dort können auch individuelle Führungen durch den Ruhewald vereinbart werden. Diese sind kostenfrei und unverbindlich“, sagt Martina Chalmovsky, die im Büro arbeitet.
Der Ruhewald selbst liegt auf Lintorfer Gebiet an der Straße An den Hanten und unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von anderen Stadtwäldern. An seinem Rand fließt ein Bach, ein Reitweg führt durch das Areal und die Wege werden intensiv von Joggern, Spaziergängern und Gassigehern genutzt. Diese „Normalität“ erleichtert manchem den Umgang mit dem Thema Tod. „Ich habe schon ganze Familien durch den Wald geführt und die Enkelkinder sind hin und her geflitzt und haben den Großeltern Plätze für die Bestattung vorgeschlagen“, sagt Schütte.
Die Auswahl ist groß, denn auf dem sechs Hektar großen Areal können bis zu 6000 Plätze vergeben werden. Diese liegen um ausgewählte und mit kleinen Plaketten markierte Bäumen oder an Biotopen, die durch Eichenpfosten gekennzeichnet sind. Dort wird die Asche Verstorbener in biologisch abbaubaren Urnen beigesetzt. Wer will, bleibt danach anonym. Es besteht aber auch die Möglichkeit, auf kleinen Tafeln den Namen und das Geburts- und Sterbedatum zu vermerken. Die Kosten für eine Ruhestätte für eine Nutzungsdauer von 30 Jahren variieren zwischen 990 und 7500 Euro, je nachdem, wie einzigartig der ausgewählte Platz ist und ob man mitbestimmen will, wer als Nachbar beerdigt wird. Mitten im abwechslungsreichen Mischwald wurde zudem eine Andachtsstelle eingerichtet, die aus schlichten, rustikalen Bänken, einem naturbelassenen Holzkreuz sowie einem großen Eichenbaumstumpf als Rednerpult besteht.
Das Konzept wird gut angenommen. Seit Februar wurden bereits mehr als 40 Bestattungen durchgeführt. „Wir haben auch viele Vorsorgeanfragen, bei denen die Menschen sich selbst um ihre Grabstätte kümmern und diese finanzieren“, sagt Chalmovsky. Für viele sei es ein beruhigender Gedanke, das schon zu Lebzeiten organisiert zu haben.
Der Ruhewald steht Menschen jeglicher religiöser Orientierung offen, ebenso allen, die keiner Konfession angehören. Interessenten können sich an das Forstamt Heltorf wenden, das unter Telefon 0203 741292 erreichbar ist. Weitere Informationen sind online unter www.ruhewald-lintorfermark.de abrufbar.