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Stadtteilcheck Angermund „Hier kennt man sich noch“

Angermund · Tim Küsters hat sein ganzes Leben in Angermund verbracht, ist Vorsitzender des Karnevalsvereins und engagiert sich im Viertel. Sein Verlobter Dennis Schieren ist erst im Februar hergezogen, schätzt die neue Heimat aber bereits sehr.

 Tim Küsters und Dennis Schieren (v.l.) leben gemeinsam in Angermund und schätzen die Nähe zur Natur.

Tim Küsters und Dennis Schieren (v.l.) leben gemeinsam in Angermund und schätzen die Nähe zur Natur.

Foto: Anne Orthen (ort)

Einen anderen Wohnort als Angermund kann sich Tim Küsters nicht vorstellen. Den Großteil seines Lebens hat er in dem Viertel an der Stadtgrenze zu Duisburg verbracht. „Im Referendariat habe ich kurz in Shanghai und Boston gelebt, außerdem war ich zweimal ein Jahr in Berlin – von dort bin ich mit wehenden Fahnen zurück, weil ich in mein Viertel wollte“, sagt der 36-Jährige, der als Justiziar für die Industrie- und Handelskammer in Krefeld arbeitet. Auch nicht in der Innenstadt wohnen? „Bloß nicht“, sagt Küsters.

Angermund, findet er, bietet eine für ihn perfekte Kombination: Küsters schätzt die Nähe zur Natur, gleichzeitig ist er – dank der guten Bahnverbindungen – schnell im Stadtzentrum oder in Duisburg. „Nur die Anbindung an meine Arbeitsstelle in Krefeld ist mit der Bahn nicht so gut, aber weil ich antizyklisch fahre, komme ich mit dem Auto schnell dorthin.“ Der Flughafen sei quasi um die Ecke, „ohne, dass ich den Fluglärm habe“, sagt Küsters.

Mit Freude spricht er von seinem Heimatort, wo es, wie er sagt, noch eine gut funktionierende Vereinsstruktur gibt mit Turnverein, Karneval und Schützen. Küsters weiß, wovon er spricht: Bei der Karnevalsgesellschaft „De 11 Pille“ hat er den Vorsitz, gerade gehört er wieder zu den Organisatoren des lebendigen Adventskalenders im Stadtteil. Man kennt ihn in Angermund – und er kennt Angermund.

Dass sich im Viertel tatsächlich irgendwie alle kennen hat auch sein Verlobter Dennis Schieren in den vergangenen Monaten das ein ums andere Mal mitbekommen: Erst seit Februar lebt er im Stadtteil, „und am Anfang war ich echt ein bisschen überfordert, weil mich oft Leute mit Namen angesprochen haben, von denen ich gar nicht mehr so genau wusste, wer das ist – ich bin nicht so gut mit Namen und Gesichtern und habe schon so viele Leute hier kennengelernt“, sagt Schieren.

Er stammt ursprünglich aus Eschweiler, und obwohl er als Reiseleiter schon in der ganzen Welt unterwegs war und auch im Studium viel Zeit im Ausland verbracht hat, fühlt er sich wohl in der neuen Heimat. Wann immer er bislang Besuch hatte, ist er mit seinen Gästen im Grünen spazieren gegangen, übers Feld, nach Schloss Heltorf, an der Anger entlang. Nur seine guten Freunde fehlen ihm zuweilen. „Das dauert ja einfach, bis sich tiefere Freundschaften entwickeln“, sagt er.

Trotz aller Heimatliebe sorgen sich Tim Küsters und Dennis Schieren aber auch um einige Entwicklungen im Stadtteil: Dass zum Beispiel immer wieder gefordert wird, die Wiese im Ortskern zu bebauen, gefällt ihnen nicht. „Genau das macht die Naturnähe in Angermund doch aus“, sagt Schieren. Und Küsters sorgt sich, dass der Stadtteil durch mehr Wohnungsbau überfordert wird. „Die Kitas und Schulen sind jetzt schon voll“, sagt er. Paradox: Gleichzeitig leide der Handel im Stadtteil, berichtet Küsters. „In meiner Kindheit gab es hier noch viel mehr Läden. Jetzt gerade hat die zweite Bäckerei zugemacht, nun haben wir nur noch eine. Das ist schade“, sagt er.

Ein anderes, kontroverses Thema sieht er derweil ganz entspannt: die Entwicklung der Bahnstrecke mit der geplanten Erweiterung für den Rhein-Ruhr-Express: „Ich glaube, das Thema wird zum jetzigen Zeitpunkt aufgebauscht und bin gespannt, was dann am Ende für uns kommt“, sagt er. Bahnlärm kennt er gut: „Als Kind habe ich fünf Meter neben den Schienen gewohnt. Damals ist der Zug quasi durch unser Wohnzimmer gefahren.“

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