Kreativität Sein eigenes Universum erschaffen

Angermund · Seit zehn Jahren bringt die Künstlerin Inga Dünkelberg-Niemann Kindern die Arbeit mit Filz bei. Dabei sollen der Spaß und die Kreativität im Vordergrund stehen.

 Charlotte (9), Theresia (9), Künstlerin Inga Niemann, Katharina (7), Puppe Friederike, Cara (8) beim Filzen.

Charlotte (9), Theresia (9), Künstlerin Inga Niemann, Katharina (7), Puppe Friederike, Cara (8) beim Filzen.

Foto: Anne Orthen (ort)

Es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Als Inga Dünkelberg-Niemann vor 20 Jahren einen Filzkurs angeboten bekam, lehnte sie diesen erstmal dankend ab, „weil ich falsche Vorstellungen hatte. Ich dachte an die kratzigen Wollstrümpfe meiner Kindheit“. Zehn Jahre dauerte es dann, bis sie von ihren Kindern in einem Jahr mit total verregneten Sommerferien zu einem Filzkurs mitgeschleppt wurde. Und diesmal funkte es. „Ich war sofort fasziniert vom unglaublich sanften Material der Merinowolle und tauschte augenblicklich den Pinsel und die Leinwand gegen Wolle, Seife und Walkhölzer.“

Die Angermunderin eröffnete ein Atelier in Pempelfort, und schnell wurde die erste Schule, die Friedrich-von-Spee-Grundschule in Angermund, auf die Künstlerin aufmerksam. Inga Dünkelberg-Niemann begann dort 2008 mit zwei Kursen und sammelte erste Erfahrungen. Heute unterrichtet sie sieben Doppelstunden in der Woche. „Ich glaube, es gibt keine Zweite, die so viele Stunden praktische Erfahrung als Künstlerin an Schulen mit dem Material Filz vorzuweisen hat.“ Da lag es nah, ein eigenes Lehrbuch zu veröffentlichen. Ein weiteres Werk über die künstlerische Arbeit mit Filz an Schulen ist in der Planung.

„Einerseits ist Filzen nicht schwierig“, sagt Inga Dünkelberg-Niemann: „Bewege nasse Wolle und du erhältst Filz.“ Andererseits erfordere das schon erhebliche Übung, um mit dem Filz anspruchsvolle Dinge zu formen. Dabei kommt es ihr aber nicht darauf an, dass etwas Brauchbares entsteht. So seien die kreativsten Projekte gerade die gewesen, die scheinbar sinnlos waren, wie die Arbeiten zu den verrückten Themen „Mausburger und Regenwurmpizza“ oder die „Reise zum Filzplanet“. „Die Ergebnisse landen manchmal später in der Ecke und verleiten Eltern zu der irrigen Annahme, man hätte besser etwas Vernünftiges gemacht. Was bleibt, ist das Wissen, das man nur mithilfe seiner eigenen Händen, Wasser und ein bisschen Wolle ein ganzes Universum erschaffen kann.“

Ein kunsttherapeutischer Ansatz liegt vielen Projekten zugrunde. So hat die Künstlerin mit Schülern etwa ein Spiel erfunden – auf diese Weise setzten sie sich spielerisch mit dem Thema Regeln auseinander. „Filzen ist im oft lauten Schulalltag meist eine Insel der Ruhe, auf der die Kinder lernen, in sich hineinzuhören.“ Feinmotorik mit allen positiven Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung, Durchhaltevermögen und Zielorientierung seien zudem Fähigkeiten, die durch das Filzen gefördert würden.

Gearbeitet wird um einen großen Tisch herum, damit Gespräche möglich sind. „Manchmal wünschen sich die Kinder aber auch Hörbücher, über die wir uns unterhalten. Momo ist gerade im Rennen.“ Der Hinweis von Beppo Straßenkehrer darin, man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, sondern nur an den nächsten Schritt, sei wie gemacht für das Filzen.

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