Streitthemen in Düsseldorf Angermunder Baggersee führt zu einer hitzigen Diskussion

Düsseldorf · Der Angermunder Baggersee ist ein Streitpunkt im Düsseldorfer Norden. Der Kulturkreis hatte Bürger eingeladen, Fragen an Politiker zu stellen. Auch die Bebauung der Wiese in der Ortsmitte und der Ausbau des RRX waren Themen.

 Die künftige Nutzung des Baggersees ist ein Streitthema.

Die künftige Nutzung des Baggersees ist ein Streitthema.

Foto: Julia Brabeck

Es herrschte eine hitzig aufgeladene Atmosphäre im Angermunder Bürgerhaus, und die hatte ihren Grund nicht in den hohen Außentemperaturen. Es war vielmehr die Thematik rund um den Angermunder Baggersee, die die Fragestunde „Bürger fragen – Politiker antworten“ im restlos überfüllten Saal dominierte. Moderiert wurde diese von Alexander Führer, Vorstandsmitglied des gastgebenden Angermunder Kulturkreises. Auf dem Podium nahmen die Mitglieder der Bezirksvertretung 5 (BV) Babette de Fries (CDU), Jürgen Gocht (Die Grünen), Marianne Hagen (FDP) sowie Nicola Irmer (SPD) Platz.

Erster Schwerpunkt war einmal mehr die Trasse des RRX, die nach Ansicht der Initiative Angermund wegen des Lärmschutzes eingehaust oder zumindest mit einem Tunnel versehen werden soll. Hier wurden die Mitglieder der Bezirksvertretung aufgefordert, bei Bundesverkehrsminister Volker Wissing, der sich an anderer Stelle für die Priorität des Lärmschutzes entlang von Eisenbahntrassen ausgesprochen hatte, mehr Druck zu machen. Zudem gab es eine engagierte Stimme, die endlich einen barrierefreien Zugang für Menschen mit Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen oder Fahrrad forderte, und zwar vor der Projektrealisierung 2034.

Im Zuge des aktuellen Kneipensterbens in Angermund fehlt es an Möglichkeiten, in geselliger Runde zusammenzukommen, und insofern verwunderte es nicht, dass auch das Thema „Fettpott“ vielen Bürgern auf den Nägeln brannte. Das Bauprojekt, das Grünfläche, Einzelhandel und Gastronomie berücksichtigen soll, wird unstrittig über alle Fraktionen hinweg als eines der wichtigsten Bauvorhaben im Stadtteil angesehen. Doch trotz immer wieder gestarteter Anfragen und Anträge durch die BV geht es nicht voran.

Als thematischer Höhepunkt rückte schließlich der Angermunder See in den Fokus der Diskussion. Rund 80 Prozent des Publikums zählten zur Fangemeinde des idyllischen Sees, darunter ein größerer Teil aus der LGBT-Szene, die das Naherholungsgebiet bereits jahrelang als Treff bevorzugt.

Beschwerden von Anwohnern, die von Parkverstößen – soweit nicht bestritten – bis hin zu angeblichem Verrichten der Notdurft in Vorgärten und Sex in der Öffentlichkeit reichen, haben die Bezirksvertretung auf den Plan gerufen. Christdemokratin de Fries sowie der Grüne Gocht zitierten Gartenamtsleiterin Doris Törkel, die aus Paragraf 19 des NRW-Wassergesetzes ein allgemeines Badeverbot herleiten möchte, während die Vertreterinnen von FDP und SPD auf jeden Fall den See als Badesee erhalten wollen.

Ein Vogelschlag-Gutachten, das die Gefährdung des Flugverkehrs am Flughafen durch aufgescheuchte Vögel untersucht hat, ist für ein Bade-Aus kaum heranzuziehen, zumal dann auch zu fragen wäre, ob das Surfen sowie der Betrieb des Poloclubs Kalkum nicht auch verboten werden müssten.

Ein Zuhörer hatte sich dezidiert mit dem Gutachten beschäftigt und daraus eine Passage zitiert, in der der Publikumsverkehr am See eindeutig gewollt ist, damit nicht noch mehr Vögel dort Ruhe- und Brutplätze finden. Dafür gab es viel Gelächter und Applaus.

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