Düsseldorf Zwei Altstädter "Gewächse" mit närrischer Leidenschaft

Düsseldorf · Er stammt von der Ratinger Straße, sie ist am Burgplatz geboren: Irgendwie nicht verwunderlich, dass Rudi und Brigitte Bodewein als echte Altstädter "Gewächse" auch seit je her im Brauchtum mitmischen. Über Jahrzehnte hinweg waren sie in einer Fußtruppe beim Rosenmontagszug dabei. Darüber hinaus haben es dem 73-jährigen Rudi Bodewein von Jugendtagen an die Düsseldorfer Lieder angetan.

 Das Ehepaar Bodewein liebt die fünfte Jahreszeit.

Das Ehepaar Bodewein liebt die fünfte Jahreszeit.

Foto: Endermann, Andreas

Die gibt er dieser Tage auf mancher närrischen Veranstaltung zum Besten, wie zuletzt bei der Sitzung des Awo-Ortsverbandes im Wilhelm-Marx-Haus. Seine Frau Brigitte dagegen gibt in der Bütt zum Vergnügen des Publikums Anekdoten auf Platt zum Besten. Zuletzt ebenfalls bei den Awo-Senioren in der Altstadt.

Als Bodewein Anfang der 50er Jahre in die Lehre kam, ging es gerade mit dem Karneval nach dem Krieg gerade wieder so richtig los. Der junge Altstädter besuchte viele Sitzungen — und kam auf den Geschmack. "Damals lagen ja noch Zettel mit Liedertexten auf den Tischen, und die Leute sangen alle mit", erzählt er. So kaufte sich Bodewein eine Gitarre und die ersten Schallplatten. "Die habe ich so lange abgespielt, bis ich die Lieder drauf hatte." Bis heute singt er vorzugsweise alte Düsseldorfer Lieder von Heinz Sommer, etwa das bekannte "Kleine Winzerin vom Rhein", von Heinz Schüler, Heinz Bläser, Jupp Schäfers und anderen.

"Die älteren kennen die zumeist noch. Aber bei den jüngeren Leuten geraten diese Lieder leider zusehends in Vergessenheit", berichtet Bodewein. "Manche meinen wohl auch, dass das nicht mehr in unsere Zeit passe." Ein umfangreiches Repertoire hat er sich im Laufe der Jahrzehnte erarbeitet. Dabei ist Bodewein regelmäßig auch mit zwei befreundeten Hobby-Musikern aufgetreten, bei Schützen, in Altenheimen und ähnlichem. Doch diese Freunde sind inzwischen gestorben, weswegen Bodewein von der Gitarre auf das Keyboard umgestiegen ist. "Gitarre allein klingt ja nicht so gut." Inzwischen hat er auch neue Lieder "drauf", etwa von Ralph Marquis oder Bands wie Dubb, Moppeköpp, Alt Schuss oder De Fetzer. Und noch heute lernt er durch Hören, inzwischen aber von der CD. "Ich kann ja auch keine Noten", verrät Bodewein.

Seine Frau Brigitte schöpft die Ideen für ihre Büttenreden aus dem eigenen Alltag, etwa aus ihrem Leben im Schrebergarten. Gerne erzählt die passionierte Karnevalistin auch, wie sie ihre beiden Enkel einmal zu Weihnachten überraschte: "Da hab ich Luftschlangen in den Weihnachtsbaum gehängt. Weil ich doch den Karneval viel lieber habe als Weihnachten", sagt sie lachend.

(RP)
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