Brauchtum Was beim Martinsfest schiefgehen kann

Altstadt · Viele Düsseldorfer verfolgten mit ihren Laternen die Mantelteilung auf dem Burg- und Marktplatz. Dort haben Kinder und Erwachsene dann auch von lustigen Pannen rund um die Martinszüge berichtet.

 Am Burgplatz konnten die Zuschauer die Darstellung der Mantelteilung verfolgen. Diese wurde am Marktplatz noch einmal wiederholt.

Am Burgplatz konnten die Zuschauer die Darstellung der Mantelteilung verfolgen. Diese wurde am Marktplatz noch einmal wiederholt.

Foto: Anne Orthen (ort)

Kurz bevor die Stadt wieder in der Hand der Jecken liegt, wurde am Samstag noch ein anderes großes Fest gefeiert: Unzählige Kinder liefen mit ihren Laternen beim traditionellen Martinsumzug durch die Altstadt. Besonderer Höhepunkt für die Kleinen war das traditionelle Süßigkeiten-Gripschen im Anschluss. Doch trotz Lichtermeer und Gummibärchen hat das Fest nicht nur schöne Seiten, sondern birgt auch die Möglichkeit für die eine oder andere Panne.

Dieses Jahr war der achtjährige Michael bestens gewappnet. Seine Tüte hielt er fest in der Hand, auf dem Rücken trug er einen kleinen Rucksack, um ganz auf Nummer sicher zu gehen. Denn im vergangenen Jahr vermieste ein dummes Missgeschick dem Jungen das Martinsfest. Nachdem er seine Taschen beim Gripschen (für Nicht-Rheinländer: Das Singen an Haustüren, um Süßigkeiten zu bekommen) randvoll gesammelt hatte, ließ er seine Tasche auf dem Heimweg in der Bahn liegen. „Das war echt doof“, erinnert er sich. Deshalb hatte der Junge in diesem Jahr einen Rucksack dabei, um die Süßigkeiten sofort sicher verstauen zu können.

Das wohl größte Pannenpotential bietet jedoch die Laterne. Für viele Eltern und Kinder ist die Wahl zwischen selbst gebastelt und gekauft eine Glaubensfrage. Doch nicht immer ist die Entscheidung freiwillig. So auch bei Bianca Michel, die zusammen mit ihrer Tochter in mühevoller Arbeit eine Prinzessinnen-Laterne gebastelt hatte. Doch dann kam es drei Tage vor dem Martinsumzug zu einem unglücklichen Missgeschick. „Als meine Tochter die Laterne ihrer Oma zeigen wollte, stolperte sie und fiel auf die Laterne“, erzählt Michel. Trotz aller Versuche ließ sich die Laterne nicht mehr reparieren, zum Basteln einer neuen war es zu spät. „Ich glaube, ich habe mehr geheult als meine Tochter“, scherzt Bianca Michel. Um beim Umzug nicht mit leeren Händen dazustehen, wurde kurzerhand eine neue Laterne gekauft. „Sie ist nicht unbedingt schön, aber besser als nichts“, lautete das pragmatische Urteil der Mutter.

Ähnlich ging es vor drei Jahren auch Susanne Schäfer. Kurz vor dem Martinsumzug ging die liebevoll gebastelte Laterne kaputt, sodass die Mutter für ihren Sohn Julian in einer Nacht- und Nebelaktion noch schnell eine neue bastelte. „Ich habe damals bis drei Uhr morgens am Küchentisch gesessen, um etwas halbwegs Vorzeigbares herzustellen“, erzählt sie. Doch der Erfolg war mäßig: „Ich kann mich noch gut an den enttäuschen Blick meines Sohnes erinnern.“ Seitdem werden die Laternen bis kurz vor ihrem großen Auftritt sicher verstaut, damit nichts mehr kaputtgehen kann.

Dass es sich bei den Laternen oft um kleine Kunstwerke handelt, zeigte sich vor dem Großen Martinszug im Rathaus. Dort wurden rund 100 Laternen von Kindern ausgestellt, die sich am Wettbewerb um die schönste Laterne beteiligt hatten. Von Mosaikkunstwerken bis hin zu fußball-förmigen Laternen war die Bandbreite groß. Besonders freuen durften sich Haru Hasegawa und Toko Nagino von der Japanischen Internationalen Schule sowie Umer Nazar und Josey Nguyen von der Paul-Klee-Schule, die für ihre Kunstwerke mit einem Martinstütengutschein sowie 50 Euro für die Spardose ausgezeichnet wurden. Leer ging wohl trotzdem niemand aus, denn beim anschließenden Gripschen wurde am Ende sicher jede Tüte mit Süßigkeiten gefüllt.

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