Schneeballgeschichten Notärzte für die Seele seit 25 Jahren

Altstadt · Pfarrer Olaf Schaper und sein Team der Notfall- und Feuerwehrseelsorge helfen Menschen in Krisensituationen. Es werden noch Mitarbeiter gesucht.

 Olaf Schaper hat vor 25 Jahren die Feuerwehr- und Notfallseelsorge mit gegründet. Für sein Team sucht er noch Kollegen.

Olaf Schaper hat vor 25 Jahren die Feuerwehr- und Notfallseelsorge mit gegründet. Für sein Team sucht er noch Kollegen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wenn bei einem Verkehrsunfall ein Mensch stirbt, wenn es Opfer bei einem Hausbrand gibt oder wenn jemand sich das Leben genommen hat – das sind Situationen, in denen die betroffenen Menschen unter Schock stehen. Die Augenzeugen eines Unglücks etwa, aber auch die Sanitäter, Polizisten sowie Unfallverursacher müssen miterleben, wie ein Mensch stirbt oder schwer verletzt ist. Um mit solchen Situationen fertig zu werden, gibt es Olaf Schaper und seine Mitarbeitenden von der Notfall- und Feuerwehrseelsorge.

„Wir stehen stets in engem Kontakt mit Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr. Wenn es einen Einsatz gibt, bekommen wir in sehr kurzer Zeit durch einen Pieper Bescheid und wir fahren los“, sagt Olaf Schaper, der die Notfallseelsorge in seinem Büro im Haus der Kirche an der Bastionstraße 6 organisiert. Am Einsatzort des Unfalls zum Beispiel kümmern er und seine Mitarbeiter um jene Menschen, die unter Schock stehen, weil sie erlebten, wie ein Mensch gestorben ist. Oder die Notfallseelsorger begleiten die Polizeibeamten zu den Hinterbliebenen, um ihnen die tragische Nachricht vom Tod von Vater, Mutter oder Kind zu überbringen.

„Wir sprechen mit den Verwandten über ihre Gedanken, über ihre Ängste und über den Verlust – aber wir schweigen auch mit den Menschen“, sagt Olaf Schaper, der die Notfall- und Feuerwehrseelsorge mit gegründet hat. Vorangegangen war ein Unfall auf einer Baustelle. Ein Auszubildender war in eine Baugrube gefallen und versank im Erdreich. Die Feuerwehr konnte trotz aller Bemühen den Mann nicht retten, die Helfer standen unter Schock. Da wurde erstmals die Frage gestellt, warum es bei der Feuerwehr keine Seelsorge gibt, um die Helfern in solchen schweren Momenten zu stützen. Es hat dann eine Weile gedauert, aber schließlich formierte sich die Notfall- und Feuerwehrseelsorger. Das war vor 25 Jahren – ein Jubiläum, das am 29. September in der Johanneskirche gefeiert wird.

In den ersten Jahren war Team der Seelsorge rein kirchlich, seit 2008 werden ehrenamtlich engagierte Bürger für diese Arbeit ausgebildet. Zurzeit sind es etwa 40 Personen, es könnten mehr sein. „Wir suchen Bürger, die als Notfallseelsorger mitarbeiten möchten“, sagt Schaper. Die Ausbildung dauert ein Jahr und enthält zwölf Module. Wie wird eine Todesnachricht überbracht? Wie kann ein Schock überwunden werden? Wie kann verarbeitet werden, wenn ein nahestehender Mensch sich das Leben genommen hat? Diese und andere Kenntnisse werden gelehrt. Bis August können sich Interessierte bewerben, Start der Ausbildung ist im September. Voraussetzungen sind, zwischen 30 und 60 Jahre alt zu sein, in Düsseldorf zu wohnen und Mitglied in der evangelischen oder katholischen Kirche zu sein. Wer nach seiner Ausbildung als Notfallseelsorger beginnt, bleibt diesem Engagement oft lange treu. „Einer meiner Kollegen ist schon gut 20 Jahre dabei.“

Auch Notfallseelsorger brauchen manchmal Hilfe, um die Erlebnisse zu verarbeiten. „Unser christlicher Glaube hilft uns und in einer Supervision treffen wir uns einmal im Monat“, sagt Schaper. Besprochen werden da besondere Einsätze oder auch Selbstzweifel bei der Frage, ob der Mitarbeitende der Seelsorger seiner Arbeit gerecht gewesen ist.

Aber für die Seelsorger bedeutet ihre Arbeit eine Befriedigung. „Wir nennen uns auch Notärzte für die Seele“, sagt Olaf Schaper. „Unsere Aufgabe ergeben einen Sinn für die Gemeinschaft und uns ein gutes Gefühl, jemanden nach einem dramatischen Ereignis geholfen zu haben.“

Info Wer sich zum Notfall- und Feuerwehrseelsorger ausbilden lassen möchte, kann sich per E-Mail an Notfallseelsorge@evdus.de wenden. Weiterer Infos online unter www.seelsorge.evdus.de/notfallseelsorge.html

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