Oberkassel Als Pferde und Kühe noch den Pflug zogen

Oberkassel · Früher zogen Pferde und Kühe den Pflug, wurde der Roggen mit der Sense gemäht und Bauernsöhne und Dorfmädchen flogen nicht zum Urlauben nach Mallorca.

"Mit 'früher' oder 'damals' ist die Zeit gemeint, als es noch keine Massentierhaltung und computerisierte Vollerntemaschinen gab", erklärt Werner Benkhoff. Der frei schaffende Künstler lebt seit vielen Jahren in Oberkassel.

Geboren aber ist er 1941 im Kreis Borken. Trotz eines intensiven Berufslebens als "Handelsblatt"-Korrespondenz auch in London und Betätigung als Autor und Maler ist Benkhoff die Kindheit im Münsterland präsent geblieben: "Ich habe hoch oben auf dem Getreidewagen gesessen." Nach mehrfachen, in Buchform veröffentlichen Aquarellserien ist jetzt "Damals in Westfalen. Das Leben auf dem Lande in Bildern und Geschichten" (Agenda Verlag, 24.40 Euro) erschienen.

In das rund 300 Seiten umfassende Buch bringt Werner Benkhoff seine ausgeprägte Kreativität ein. Detailliert, lebendig und fundiert widmet er sich dem alltäglichen Leben auf dem Lande, berührt sämtliche, dem "Bauernjahr" angepassten Lebensbereiche, Handwerksberufe, kirchliche und weltliche Obrigkeiten, Mundarten, Volkstrachten oder Kinder- und Frauenarbeit: "Die gute alte Zeit — ohne sozialromantische Verklärung." Ein wenig Nostalgie aber vor allem Vergnügen vermitteln die an die Textpassagen angepassten Bilder. Rund 160 eigene Zeichnungen, Aquarelle und Abbildungen größerer Öl- und Acrylbilder sorgen dafür, dass diese Publikation Geschichtsbuch und Bildband zugleich ist.

Weshalb Werner Benkhoff eine betont aussagekräftige Wiedergabe wichtig ist, beschreibt er so: "Wie diese Zeit aussah, versinkt langsam im kollektiven Gedächtnis." Das gelte auch für das "Früher" am Niederrhein. Deshalb möchte er an die Zeit erinnern, als die Jungen auf der Dorfstraße Fußball spielten oder Bauern am Sonntag mit der Pferdekutsche zur Kirche fuhren. Dabei vergisst der Autor nicht, auch einen Blick in die Dorfschulen, die Waschküchen oder auf die Hausschlacht-Rituale zu werfen.

"Das Buch leistet einen nicht hoch genug einzuschätzenden Beitrag, um alles im Bewusstsein zu halten", urteilt Prof. Josef Vasthoff im Vorwort. Wer einen Ausflug ins "Damals" machen möchte, kann sich in die Bilder und Geschichten vertiefen.

(mgö)
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