Bilk Akzeptanz für Schützen schwindet

Bilk · Von Freitag an bis Dienstag wird in Bilk wieder Schützenfest gefeiert. Doch jetzt gibt es Unstimmigkeiten. Die St. Sebastianer beklagen sich über schwindende Akzeptanz im Viertel. Dem angestammten Brauchtum werde es im Stadtteil immer schwerer gemacht, seine Traditionen zu leben. Mit René Krombholz, dem Pressesprecher der Schützen, sprach Christine Zacharias.

Sie beklagen, dass die Zusammenarbeit zwischen Schützen und Unternehmern nicht mehr so funktioniert wie früher. Woran merken Sie das?

Krombholz Noch vor zwei Jahrzehnten war vieles anders: Man interessierte sich füreinander und unterstützte sich. In Form von Anzeigen, Preisen für die Tombola, geschmückten Häusern oder Schaufenstern floss immer Einiges an die Menschen im Stadtteil zurück — nicht nur für die Schützen. 2012 haben wir dagegen ganze Straßen, wo kein Unternehmen mehr bereit ist, wenigstens unsere kostenlose Broschüre auszulegen oder ein Plakat aufzuhängen.

Ein Schützenfest ohne Fähnchen in den Straßen — eigentlich undenkbar. Was glauben Sie, warum wollen viele Einzelhändler aber auch Anwohner nicht mehr ihre Häuser und Schaufenster mit Wimpeln und ähnlichem verzieren?

Krombholz Ganz besonders in Bilk und Unterbilk vollzieht sich in den letzten Jahren ein gravierender Wandel. Die Vielzahl der Einzelhandels- und Handwerksbetriebe, die aus ihren Umsätzen Brauchtum und Vereine unterstützten, gibt es nicht mehr. Und Discounter oder multinationale Konzerne interessieren sich nicht für die Menschen oder Stadtteile, obwohl sie durch diese existieren. Die Billigläden machen den Umsatz, den verbliebenen Unternehmen fehlen vielfach die Einnahmen, um solche Dinge zu finanzieren. Zudem hat die Stadt zum Beispiel die Gebühren für Fahnen und Genehmigungen drastisch erhöht. Aber auch die gesellschaftliche Entwicklung spielt eine Rolle. Das Wissen um das Brauchtum geht in der Anonymität der Großstädte verloren.

Wenn Sie das Brauchtum auch in Zukunft lebendig erhalten wollen, brauchen Sie aber den Rückhalt im Viertel. Was wollen Sie unternehmen, um nicht irgendwann als Schützen vorbei an desinteressierten Menschen marschieren zu müssen?

Krombholz Was das Schützenwesen betrifft, habe ich keine Angst um die Zukunft, ganz im Gegenteil. Schützenwesen ist gelebte Lebenseinstellung eines menschlichen Miteinanders. Soziale Netzwerke in der digitalen Welt sind angesagt. Das Schützenwesen ist solch ein Netzwerk in der Realität. Die 16 000 aktiven Schützen allein in Düsseldorf, nebst ihren Familien und Anhang, unterstützen sich gegenseitig und arbeiten zusammen. So wie sechs Millionen Schützen vom Adel, über Politik bis zum einfachen Arbeiter in ganz Europa es auch tun. Das scheint vielleicht unmodern, wird auch belächelt, aber hier heißt es, Rückgrat zeigen. Ganz sicher kommen auch wieder andere Zeiten. Menschlichkeit und Zusammenhalt haben immer Zukunft.

Was wollen Sie unternehmen, um mit den neuen Geschäftsleuten, aber auch Neubürgern im Viertel in Kontakt zu kommen?

Krombholz Aufklärung ist wichtig. Mit dem, was die Schützenvereine ihren sozialen Statuten folgend in Städten und Gemeinden leisten, können sie sich sehen lassen. Seit einigen Jahren verteilen wir zum Schützenfest eine Informationsbroschüre, in der auch solche Dinge angesprochen werden. Aktuell haben wir zum diesjährigen Schützenfest einen Malwettbewerb für Kinder und für die Großen einen Fotowettbewerb initiiert. Es gibt tolle Preise zu gewinnen. Näheres ist unter "www.schuetzen-bilk.de" zu erfahren. Wichtig ist aber auch die Kommunikation. Es gibt Menschen, die glauben und verstehen überhaupt nicht, dass sich andere noch fürs Allgemeinwohl einsetzen. Einmal erlebt, werden das oft richtige Anhänger oder gar Mitglieder.

(RP)
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