Carlstadt 100 Helfer im Stadtmuseum

Carlstadt · Die "Keyworker", eine Gruppe von Ehrenamtlichen, von denen die meisten im Ruhestand sind, ergänzen die Ausstellungen mit eigenen Beiträgen. Sie sind aber auch an der Vorbereitung beteiligt.

Am 8. Oktober wird die große "Napoelon"-Ausstellung im Stadtmuseum eröffnet. Noch lagern die Exponate in Kisten und Archiven. Doch im Atelier des Museums am Innenhof prangen bereits zahlreiche farbenfrohe Napoleon-Porträts in Öl an der Wand. Gemalt wurden sie von Mitgliedern der Gruppe "Keyworker". Und die sind in der Düsseldorfer wie auch der bundesweiten Museumslandschaft eine ziemlich einmalige Einrichtung.

"Wir Keyworker sind quasi das Bindeglied zwischen dem Bürgertum und der Bildung, also dem Museum", erläutert Gerhart Matthäus. Er ist einer von rund 100 Mitgliedern der bildungsbeflissenen Gruppe, in der sich nach seinen Angaben vor allem Menschen in der nachberuflichen Phase engagieren. "Hier können wir unsere Erfahrungen einbringen, selbst Neues erfahren und zugleich anderen Senioren die Kunst schmackhaft machen", sagt Matthäus. Dabei sind im Stadtmuseum die Möglichkeiten der Keyworker ausgesprochen weitreichend: So haben sie seit 2009, als ein Kooperationsvertrag mit Museumschefin Susanne Anna geschlossen wurde, bereits etliche Ausstellungen mit eigenen Arbeiten kreativ ergänzt. Zuletzt fertigten sie für die aktuelle Ausstellung "Die Stadt ist weiblich" collagenartige Wandteppiche. Die Palette der Motive, die sich die Keyworker haben einfallen lassen, reicht dabei von hübschen Bildchen bis zum Teil drastischen Illustrierungen zum Thema Gewalt gegen Frauen. Die Teppiche sind fester Bestandteil der Sonderführungen zur Ausstellung. Auch Lesungen, Fotoarbeiten oder etwa Textbücher haben die Keyworker in den zurückliegenden Jahren beigesteuert.

Aber die Keyworker arbeiten nicht nur kreativ-ergänzend im Stadtmuseum mit. Sie waren in der Vorbereitung der kommenden Napoleon-Ausstellung sogar an der Auswahl der Exponate beteiligt. "Im April haben wir im Landesarchiv gemeinsam mit Kurator Christoph Danelzik-Brüggemann das Material ausgesucht. Dazu haben wir zahlreiche Urkunden und Dokumente gesichtet, von Beförderungsurkunden für Staatsbedienstete über Abschriften des von Napoleon erlassenen Code civil bis zu Kleiderordnungen für Soldaten", berichtet Keyworker Peter Böhm. Aus 1000 Exponaten in der Vorauswahl fiel die Wahl letztlich auf 50 Exponate.

Eigene Kompetenzen einbringen

Diese qualifizierte Mitarbeit wird zum einen möglich durch die jeweilige, im Berufsleben erworbene Fachkompetenz der Mitarbeiter. Andererseits unterhält die Gruppe eine Akademie, in der Themenfelder wie Rhetorik, Moderation und Projekt-Management eingeübt werden. "Das ist aber kein Lehrbetrieb, sondern hat eher Workshop-Charakter", erläutert Matthäus, der früher Unternehmensberater war und noch heute in der Personalberatung, im Führungstraining und Personalmarketing tätig ist. Seine beruflichen Kontakte nutzt Matthäus, um für die Akademie-Angebote kompetente Referenten zu engagieren. Pro Halbjahr gibt es drei bis vier jeweils dreistündige Seminare, die übrigens allen offenstehen und kostenfrei sind.

Generell können die Keyworker, die im Stadtmuseum angesiedelt sind, freischalten und walten. "Uns redet hier keiner rein", sagt Böhm. Diese, für einen Museumsbetrieb ungewöhnlich große Toleranz gegenüber der Mitwirkung von "Laien" hält er für durchaus berechtigt und angemessen. "Das Stadtmuseum ist ja schließlich ein Museum für die Bürger. Und wir wissen doch am besten, was wir sehen wollen." Und Matthäus ergänzt: "Die Keyworker sind eine ideale Plattform für bürgerschaftliches Engagement."

(RP)
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