Schwerpunkt Unterrath Stadtteil mit Schönheitsfehlern

Düsseldorf · Die Unterrather, die zur Mobilen Redaktion der RP kamen, mögen eigentlich ihren Stadtteil. Sie würden sich hier aber mehr Leben wünschen, denn ein zentraler Treffpunkt fehlt, zumal das alte historische Zentrum verödet ist.

 Julia Brabeck (Mitte) und Torsten Thissen (2. v. l.) empfingen viele Unterrather am Stand der Rheinischen Post.

Julia Brabeck (Mitte) und Torsten Thissen (2. v. l.) empfingen viele Unterrather am Stand der Rheinischen Post.

Foto: Andreas Endermann

Der Unterrather ist zerrissen. Auf der einen Seite liebt er seinen Stadtteil, auf der anderen Seite sieht er Mängel in der Infrastruktur und in einigen Bereichen zu wenig Engagement der Einwohner. "Man könnte viel mehr aus Unterrath machen. Die Möglichkeiten sind durchaus vorhanden", war man sich bei der Mobilen Redaktion der RP einig, die am Samstag an der Kreuzung Unterrather Straße/Kalkumer Straße Station machte. Von dort aus hatten die Besucher, darunter auch Vertreter der Parteien und Vereine im Stadtteil, einen direkten Blick auf den aktuellen Aufreger. Seit einigen Tagen wird der Abbiegerverkehr auf der großen Kreuzung neu geregelt. Orangefarbene Pfähle wurden dazu zwischen den Fahrbahnen aufgestellt. "Das ist doch ein Schildbürgerstreich und führt zu gefährlichen Situationen. Ich jedenfalls wäre schon beinahe dagegen gefahren", sagt Erika Prill, Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins.

Überhaupt beschäftigen die Bürger Verkehrsthemen sehr. Wegen fehlender oder schadhafter Radwege stuft Dieter Risse das Radfahren in Unterrath als ein "gefährliches Abenteuer" ein. "Auf der Unterrather Straße müsste es Radwege in beide Richtungen geben", fordert Gerda Wienke. Mit der Verkehrsanbindung sind die meisten zufrieden und die Nähe zum Flughafen, in anderen Stadtteilen ein Ärgernis aufgrund der Lärmproblematik, wird in Unterrath eher positiv gesehen. "Den Fluglärm hört man nur selten bei ganz bestimmten Windrichtungen. Dafür können wir mit unseren Rollkoffern zum Flughafen laufen", sagt Hannelore Conrady. Eine andere Anwohnerin allerdings stört der Kerosin-Geruch. Sie würde sich mehr Messungen wünschen, damit sie die Belastung besser einschätzen kann.

"Klare Daten liegen nicht vor, oder zumindest bekomme ich sie nicht", sagt sie. Auch die Autos, die viele Flugreisende — manchmal über Wochen — abstellen und die Parkplätze blockieren, ärgern viele. "Ich zahle Geld für einen Anwohner-Parkschein und bekomme trotzdem keinen Parkplatz", ärgert sich Claudia S. Westhoff. Inzwischen würden aber auch vermehrt Mitarbeiter der Airport-City während der Arbeitszeit in Wohnstraßen ihre Autos abstellen. Das wundert Dieter Kaiser gar nicht. "Die Angestellten des Vereins Deutscher Ingenieure sparen so beispielsweise 80 Euro im Monat, die sie sonst für einen Mitarbeiterparkplatz zahlen müssten" sagt Kaiser. Zufrieden sind die Unterrather mit vielen Einrichtungen in ihrem Stadtteil. Dazu gehört die Volkshochschule, das Zentrum plus, die Stadtbücherei und das Schwimmbad. "Es gibt hier auch sehr viele Grünflächen", sagt Dietgard Kittner.

Doch nicht alle sehen das so. "Wenn man über die Kalkumer Straße in den Stadtteil hineinfährt, bietet sich ein trister Anblick. Einige Häuser verkommen dort. Das ist ein richtiger Schandfleck. Außerdem ist der Stadtteil nicht mit Leben erfüllt", sagt Christine Bradtke.

Der in vielen Bereichen ehrenamtlich tätige Dieter Risse wünscht sich aber auch mehr Initiative von den Unterrathern. "Viele Wege sind verdreckt und voller Unkraut. Da könnten die Bürger auch selber einmal zum Besen greifen." Dass bei Privateigentum oft der Verwaltung die Hände gebunden sind, zeigt sich beim Thema "Klinke". Ein Herzenswunsch viele Unterrather wäre es, dass die Gaststätte an der Unterrather Straße, eines der ältesten Gebäude von Unterrath, wieder öffnet.

Seit Jahren steht das denkmalgeschützte Gebäude leer. "Durch eine Bewirtschaftung könnte das alte historische Zentrum wieder lebendig werden", sagt Bezirksvorsteher Jürgen Buschhüter (CDU). Doch im Moment sieht es leider nicht danach aus, als ändere sich etwas am Status Quo.

(RP)
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