Analyse Stadtsparkassen-Chef demonstriert seine Macht

Düsseldorf · Die Stadt als Gesellschafterin pocht bei der Stadtsparkasse Düsseldorf auf höhere Ausschüttungen. Seit Wochen läuft das Ringen zwischen dem selbstbewussten Rathaus-Chef Thomas Geisel und dem nicht minder machtbewussten Arndt Hallmann von der Stadtsparkasse.

Analyse: Stadtsparkassen-Chef demonstriert seine Macht
Foto: Endermann, Andreas (end)

Oberbürgermeister und Stadtsparkassenchefs - diese Beziehung war in Düsseldorf in den vergangenen Jahren nicht von Harmonie geprägt. Und so wechselten die Vorstandsvorsitzenden des Geldinstituts meist schneller als die Amtszeiten der Rathaus-Chefs andauerten. Auch zwischen dem neuen Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und dem aktuellen Sparkassenchef Arndt Hallmann (Foto) ist die Stimmung im Keller.

Der Auslöser ist, dass die Stadt für das Geschäftsjahr 2014 eine Ausschüttung in Höhe von 26 Millionen Euro von der Stadtsparkasse erwartet und das auch so in den aktuellen Haushaltplan gesetzt hat. Hallmann hingegen verweist auf die nach der Bankenkrise 2008 eingeführten strengen Regeln zur Bildung von Eigenkapital und will den kompletten Gewinn dafür verwenden. Die Bankenaufsicht Bafin hat er dabei auf seiner Seite, auch die Arbeitnehmer und die CDU, damit also eine Mehrheit im Verwaltungsrat. Vorsitzender dieses Kontrollgremiums ist Geisel - wie seine Amtsvorgänger Joachim Erwin (CDU) und Dirk Elbers (CDU), die im Übrigen ebenfalls regelmäßig auf eine Ausschüttung pochten.

Auch Geisel hat starke Argumente. Er kommt aus der freien Wirtschaft, legt gerne diese Maßstäbe an öffentlich-rechtliche Unternehmen wie die Stadtsparkasse an. Er kritisiert vor allem, dass das Ergebnis der Stadtsparkasse drastisch von der Planung des Vorstands abweicht. Das ist in diesem Fall im positiven Sinne so. Der Gewinn fällt mit etwa 132 Millionen Euro brutto nahezu doppelt so hoch aus wie erwartet (70 Millionen Euro). Die Einzelwertberichtigung durch Risiken wie Kredite wurde für 2014 mit minus 30 Millionen Euro angesetzt, noch im November auf minus zehn Millionen reduziert - und soll jetzt bei plus 18 Millionen Euro liegen. Geisel soll deshalb einen ungehaltenen Brief an die Verwaltungsratsmitglieder geschrieben und darin angekündigt haben, einen externen "neutralen" Sachverständigen zu beauftragen. In den Augen von Hallmanns Unterstützern ist das eine echte Provokation.

Es ist ein Ringen der Alphatiere. Denn Hallmann (Einkünfte inklusive Erfolgsprämie jährlich bei fast 800 000 Euro) hat zwar nur einen Fünf-Jahres-Vertrag. Den aber hat er so gut ausgehandelt, dass es teuer werden würde, ihn nicht zu verlängern. Er erhielte ein Jahr lang volle Bezüge, danach bis zum Erreichen des Pensionsalters jährlich ein sechsstelliges Ruhegehalt. Insgesamt käme das auf mehrere Millionen Euro. Hallmann agiert deshalb selbstsicher, wenngleich, so ist zu hören, die Attacken aus dem Rathaus ihm auch unter die Haut gehen. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass es im Machtkampf am Ende zu dieser teuren Lösung kommen könnte. Ähnlich war es bereits bei dem Sparkassen-Vorstand Andreas Goßmann, dessen Vertrag nicht verlängert wurde, weil Hallmann seinen Posten mit einem Vertrauten besetzen wollte.

Unbequem könnte es für Hallmann allerdings auch werden, falls das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP im Rathaus platzt und es doch zu einer großen Koalition aus CDU und SPD kommt - die hätte dann auch im Verwaltungsrat eine Mehrheit, und zwar womöglich in Geisels Sinne.

Wie teuer ein Abschied von Hallmann würde, dazu ist Unterschiedliches zu hören. Die wahrscheinlichste Variante geht von 280 000 Euro aus, die über 15 Jahre jährlich zu zahlen wären - macht 4,2 Millionen Euro. Ginge gleichzeitig der von Hallmann geholte Risikovorstand Martin van Gemmeren, wären dem Vernehmen nach weitere 3,6 Millionen Euro fällig.

(dr)
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