Verein "filiz Rollidogs" Yannick und sein tierischer Türöffner

Düsseldorf · Man sagt, dass der Hund der beste Freund des Menschen ist, aber das ist ja nur ein geflügeltes Wort. Auch Yannick kann damit wenig anfangen, ein Freund, naja, vielleicht ist man mit 15 Jahren auch schon ein bisschen vorsichtiger, wen man denn einen Freund nennt. Kumpel, das ist wohl die richtige Bezeichnung für Mylo.

 Yannick lässt sich von Mylo das Handy bringen. Zwei Jahre lang hat die Ausbildung des Collies gedauert. Aber der Hund ist mehr als nur eine Hilfe, er ist ein Kumpel, sagt Yannick.

Yannick lässt sich von Mylo das Handy bringen. Zwei Jahre lang hat die Ausbildung des Collies gedauert. Aber der Hund ist mehr als nur eine Hilfe, er ist ein Kumpel, sagt Yannick.

Foto: Andreas Bretz

Yannick wählt sie mit Bedacht. Sie verbringen halt Zeit miteinander, hängen rum, spielen im Garten oder gehen raus an den Rhein, der vor Yannicks Zuhause in Heerdt fließt. Das Ganze wäre nicht ungewöhnlich, wenn Yannick nicht querschnittsgelähmt wäre, seit er im Alter von elf Monaten einen Autounfall hatte. Mylo ist auch mehr als ein einfaches Haustier, der zwei Jahre alte Collie ist ein Assistenzhund, der gerade seine Begleit- und Verkehrshundeprüfung bestanden hat. Man könnte sagen, dass Mylo für Yannick der Schlüssel zu ein wenig mehr Freiheit ist, auch wenn der 15-Jährige das noch gar nicht so sieht. Mylo ist ein Türöffner. Im übertragenen wie im wörtlichen Sinne.

Am Anfang stand der Spaßaspekt für Mutter Jeanette im Vordergrund. "Wir dachten, dass Yannick Freude an einem Hund haben könnte", sagt sie. Doch von Anfang an war klar, dass der Hund gut ausgebildet sein muss. In einer Zeitschrift las Jeanette schließlich von Filiz Erfurt und ihren Hunden. Die Trainerin, die selbst im Rollstuhl sitzt, bildet Hunde aus und vermittelt sie an behinderte Menschen, damit die ein wenig unabhängiger werden. Doch Filiz Erfurt ist noch mehr.

Natürlich haben die Hunde einen psychologischen Effekt. Mylo etwa sorgt dafür, dass Yannick öfter raus geht. Früher habe ihr Sohn zuviel Zeit im Haus verbracht, es war schwer, ihn zu motivieren, sagt seine Mutter. Seit Mylo da ist, führe Yannick ein aktiveres Leben. Das mag auch an Mylos Trainerin liegen. Filiz Erfurt, die in den vergangenen zwei Jahren jede Woche mir Mylo und Jannick trainiert hat, ist voller Energie, als Außenstehender neigt man dazu, ihr Hyperaktivität zu attestieren.

Für Yannick und seine Familie ist wohl nicht nur Mylo, sondern auch Filiz Erfurt ein Glücksfall, führt sie doch vor Augen, dass man trotz der Behinderung ein unabhängiges und erfülltes Leben haben kann. Sie kommt nun nicht mehr so häufig nach Heerdt. Mylo kann neben den Klassikern wie Sitz, Platz und Fuß auch Fußgängerampeln benutzen, er findet sich im Verkehr zurecht, öffnet Schubladen, Türen und bringt Gegenstände, die Yannick heruntergefallen sind. Klingelt das Handy, bringt er auch das. Filiz Erfurt hat inzwischen einen Verein gegründet, der Hunde für Behinderte ausbildet. Infos unter: www.filiz-rollidogs.de Torsten Thissen

(RP)
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