Karneval Vom langen Weg zur Düsseldorfer Narrenfreiheit

Düsseldorf · In dem farbig, aber dennoch trübe wirkenden Einerlei der schunkelseligen Fröhlichkeit des Karnevals blitzt in Düsseldorf grelle, auffällige Satire hervor. Das empfand jedenfalls die Kunsthistorikerin Daniela Antonin , als sie 2007, als stellvertretende Leiterin des Hetjens-Museums in die Stadt gekommen, zum ersten Mal den Karneval erlebte.

 Hermann Schmitz erklärt Narrenfreiheit fürs Filmteam (hinten v.l,) Rashad Youssef (Ton), Lars Bastian (Kamera) und Steve Antonin (Regisseur).

Hermann Schmitz erklärt Narrenfreiheit fürs Filmteam (hinten v.l,) Rashad Youssef (Ton), Lars Bastian (Kamera) und Steve Antonin (Regisseur).

Foto: Bretz

In dem farbig, aber dennoch trübe wirkenden Einerlei der schunkelseligen Fröhlichkeit des Karnevals blitzt in Düsseldorf grelle, auffällige Satire hervor. Das empfand jedenfalls die Kunsthistorikerin Daniela Antonin , als sie 2007, als stellvertretende Leiterin des Hetjens-Museums in die Stadt gekommen, zum ersten Mal den Karneval erlebte.

Die frechen, zugespitzt kritischen Motto-Wagen von Jacques Tilly erlebte sie als dreidimensionale politisch-bissige Karikaturen — "ein Beispiel für echte Narrenfreiheit", schwärmt sie.

Die ist im deutschen Karnevalsbetrieb nicht selbstverständlich. Im Gegenteil, in Köln, Mainz oder Aachen wollen die Karnevalisten nicht provozieren. Nach zufälligen Treffen mit Tilly und dem Zug-Organisator Hermann Schmitz wurde ihr klar, dass der Weg zur Narrenfreiheit mühsam und lang war. Genau das wollte sie in einem Film dokumentieren. Und deshalb wird jetzt in der Wagenbauhalle gedreht, wie Karnevalswagen gestaltet werden. Tilly und Schmitz geben dazu gerne Kommentare, etwa "wie die Schmerzgrenze nach hinten geschoben wurde" (Tilly) oder "wie ein Feigenblatt für den nackten Kanzler Helmut Kohl her musste, damit vor 20 Jahren einer der ersten frechen Mottowagen fahren konnte" (Schmitz).

Der Film wird übrigens vom Comitee Düsseldorfer Carneval unterstützt, "das jetzt sogar provozierende Mottowagen fordert", sagt Tilly. Und diese Haltung sei schon einen Film wert.

(bro)
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