Künstlerlegende aus Düsseldorf Vier Generationen Nachkommen bestaunen das Werk von Andreas Achenbach

Düsseldorf · Beim Namen "Achenbach" denken viele an den wegen Betrugs verurteilen Kunstberater. Kunstkenner dagegen wissen: Andreas Achenbach war ein berühmter Maler der Romantik. 34 seiner Ahnen trafen sich jetzt in Düsseldorf.

 Generation vier bis sieben nach Andreas Achenbach im Museum Kunstpalast: Vorne am Vitrinentisch der Sammler Wolfgang Peiffer, rechts neben ihm Dorothee von Posadowsky.

Generation vier bis sieben nach Andreas Achenbach im Museum Kunstpalast: Vorne am Vitrinentisch der Sammler Wolfgang Peiffer, rechts neben ihm Dorothee von Posadowsky.

Foto: Anne Orthen

Dorothee von Posadowsky ist eine Gräfin, sie geht mit dem Titel aber nicht hausieren. Das passt zu ihrem berühmten Ahnen, dem Düsseldorfer Malerfürsten Andreas Achenbach. Sie ist dessen Ur-Ur-Ur-Enkelin. Gleich zwei Mal sollte Achenbach geadelt werden, aber er lehnte dies zum Schrecken seiner drei Töchter (die sich adelig verheiratet hatten) ab, und als der Kaiser einen Maler fürs Porträt schickte, empfing Achenbach diesen gar nicht erst.

Spannende Geschichten, die in der Oberkasseler Wohnung von Dorothee von Posadowsky am Samstag zu hören waren. 34 Nachkommen des Andreas Achenbach trafen sich dort, unter anderem, um den Familienstammbaum zu vervollständigen. Gekommen waren sie aus Berlin, Hamburg, Hannover, Frankfurt, München und Köln. Äußerer Anlass war die Achenbach-Ausstellung im Museum Kunstpalast, in der vornehmlich Karikaturen und Gemälde aus der Sammlung von Wolfgang Peiffer gezeigt werden.

Peiffer kam auch, er ist mit 300 Werken der größte Privatsammler Achenbachs. Eine Passion, jeden Morgen geht es an den Computer, um auf sechs Portalen nach Werken des Düsseldorfers zu fahnden. Bei Pflaumenkuchen, Tee und Kaffee lernten sich viele der Verwandten erst einmal kennen. Völlig unterschiedlich ist bei ihnen die Kenntnis des "Familien-Künstlers". Während Freda von Falkenhayn viel weiß, weil ihr einst schon die Oma von ihm erzählte, sind Frederic Stein eher Rahmendaten bekannt. Der 35-Jährige stammt aus Heidelberg, und als es zum Studium nach Dortmund ging, haben die Eltern von Achenbach erzählt, denn der Sohn zog ja in die Nähe Düsseldorfs.

Überhaupt: Achenbach. "Die Leute denken immer, Helge Achenbach sei ein Nachkomme von Andreas Achenbach, aber das stimmt nicht", machte von Posadowsky in ihrer Begrüßung klar. Wer das ist, dieser Helge Achenbach, ist auch in den Winkeln der Republik angekommen. "Ah, der Betrüger", flüsterte eine Dame, während ihr Nachbar zurückraunte: "Ist der nicht Fälscher?" Stimmt beides, war am Samstag aber dann doch Nebensache.

Peiffer freute sich, als sich der ausgelegte Stammbaum füllte, denn er will eine Achenbach-Biographie schreiben. Wie war er denn eigentlich? "Ein Alphatier", fasste von Posadowsky zusammen, "sehr männlich." Drei Töchter, und zwei Söhne, die aber ohne Kinder blieben. 1810 geboren, malte er schon jung so gut, dass ein Lehrer meinte, man könne ihm nichts mehr beibringen.

Er wurde steinreich, in den Salons des aufstrebenden Bürgertums wollten viele "einen Achenbach", egal welchen. Meist waren es Seebilder, auf die hatte er sich kapriziert. "Ein guter Handwerker verdiente damals 200 Taler im Jahr", resümierte Peiffer. Der Akademie-Rektor und Künstler Friedrich Wilhelm von Schadow habe es insgesamt auf jährlich 3000 Taler gebracht, inklusive des Verkaufs seiner Werke. "So viel hat Achenbach für ein einziges Bild bekommen", sagte Peiffer und die Familie staunte.

Der imposante Ahn schätzte die Frauen, aber malen sollten sie nicht dürfen. Eine Tochter wollte Malunterricht nehmen, eine Enkeltochter Kunst studieren. Das verhinderte Achenbach, der andererseits in rheinischer Manier tolerant sein konnte. Als es um die Erziehung eines Enkels ging, sagte er seiner Tochter Lucie: "Lass dem Kind sei Kopp, der Kopp is jut." Mit einem Freund kaufte er das Jacobi-Haus für den Künstlerverein Malkasten, den er mitgegründet hatte.

Als Achenbach mit 95 Jahren starb, wurde er im Malkasten aufgebahrt, es gab quasi ein Staatsbegräbnis. Unter seinen weiblichen Nachkommen sind eine Künstlerin, eine Kunstlehrerin und eine Kunsttherapeutin, Dorothee vom Posadowsky leitet bei Eon die Abteilung Kunst und Kultur. Früher war halt nicht alles besser. Das nächste Treffen könnte bei Sabine Roth in Hannover stattfinden. Die Frau hat Kunst ersteigert - und sich für einen Achenbach entschieden. Kleines Format, 3000 Euro, hängt über der Kommode.

(RP)
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