Prozess Verona Pooth streitet mit Ex-Manager ums Honorar

Düsseldorf · Kurz bevor Verona Pooth nachmittags vor dem Oberbilker Gerichtsgebäude in ihren aufgepeppten Mini steigt (mit ihren Initialen im Kennzeichen!), ist dann doch noch jemand nett zu ihr. Ein älterer Herr spricht sie höflich an: "Frau Pooth, Sie sind ja live noch schöner als im Fernsehen!" Artig bedankt sie sich, sichtlich erfreut – und fährt davon.

 Verona Pooth gestern im Landgericht Düsseldorf mit ihrem Anwalt Peer-Boris Schade. Sie soll Honorare an ihren Ex-Manager nachzahlen.

Verona Pooth gestern im Landgericht Düsseldorf mit ihrem Anwalt Peer-Boris Schade. Sie soll Honorare an ihren Ex-Manager nachzahlen.

Foto: Andreas Bretz

Kurz bevor Verona Pooth nachmittags vor dem Oberbilker Gerichtsgebäude in ihren aufgepeppten Mini steigt (mit ihren Initialen im Kennzeichen!), ist dann doch noch jemand nett zu ihr. Ein älterer Herr spricht sie höflich an: "Frau Pooth, Sie sind ja live noch schöner als im Fernsehen!" Artig bedankt sie sich, sichtlich erfreut — und fährt davon.

Die zwei Stunden davor waren nicht ganz so angenehm für die Werbe-Ikone, deren Bekanntheitsgrad ("11833 - da werden Sie geholfen!") in Deutschland sicher nicht weit von Angela Merkel entfernt ist. Ihr früherer Manager Martin Krug hat sie vor einer Zivilkammer des Landgerichts Düsseldorf verklagt, er will noch Honorar von ihr, die Gesamtsumme liegt irgendwo zwischen 60 000 und 90 000 Euro — ganz klar wird das nicht im Prozess. Krug (56), der neben seinem Anwalt Simon Bergmann seiner früheren Kundin gegenübersitzt und als Ex von Veronica Ferres bekannt wurde, gibt an diesem Tag mit flotter Kappe und noch flotterer Klappe den Berufsjugendlichen, schimpft auf die reichlich anwesende Presse (ohne die ihn kein Mensch kennen würde!) und feixt, juxt und grinst, während seine Prozessgegnerin schildert, warum sie nicht zahlen will.

Die Lage ist tatsächlich schwer durchschaubar, wie auch die Vorsitzende Richterin Barbara Strupp-Müller feststellen muss — was sie aber nicht weiter aus der Ruhe bringt. Umso fassungsloser reagiert die Juristin aber auf die Vertreterin eines Schickeria-Fachblatts, die — mit den Gerichtsgepflogenheiten wohl nicht vertraut — plötzlich ihr Handy hochhält und auf die Frage "Was machen Sie da?" antwortet "Ich nehm' das hier einfach mal auf!". Woraufhin ihr mit einem bösen "Das lassen Sie jetzt einfach mal sein!" der Unterschied zwischen Gerichtssaal und Rotem Teppich klargemacht wird.

Dort hätte Frau Pooth mit ihrem Outfit übrigens locker auftreten können: mörderisch hohe High-heels, hautenge schwarze Jeans, passendes Jackett, Make-up für den großen Moment, Wollmütze auf dem gelockten Haar, die Fingernägel perfekt in Dunkelgrau lackiert.

Anfangs lässt sie noch ihren Anwalt Peer-Boris Schade sprechen, aber bald mag sie seinem juristischen Feinschliff nicht mehr folgen und ergreift selbst das Wort. Ausführlich schildert sie die Lage aus ihrer Sicht und stellt endlich klar, was ihre wahre Profession ist: "Mein Hauptberuf ist Testimonial!", sagt sie, ein paar ihrer Fans auf den Zuschauerplätzen damit in tiefe Ratlosigkeit stürzend — das Wort haben einige noch nie gehört.

Als Testimonial — übersetzt: prominente Werbefigur — hat sie das Geld verdient, von dem Martin Krug (s)einen Anteil will. Dass dies vertraglich so vereinbart war, ist unstrittig. Uneins ist man dagegen, ob Pooth nach Vertragsende Honorare kassiert hat, die aufgrund der Bemühungen der Krug-Agentur Mediapool zustande gekommen sind und für die daher Provision gezahlt werden müsste. Um dem zu entgehen, habe sie einem der damaligen Auftraggeber, dem Billig-Label Kik, Leistungen erst in Rechnungen gestellt, als die Vereinbarung mit Krug schon lange beendet war, behauptet Krug und sein Anwalt. Unausgesprochen klingt da der Vorwurf mit, Pooth habe so tricksend versucht, sich die Honorare zu sparen. Sie bestreitet das: Das Geld sei später als sonst gefordert worden, weil die Lage zwischen ihr und der Firma Kik damals unklar gewesen sei.

Die Richterin hört aufmerksam zu, fragt bei beiden Seiten nach — Skepsis ist ihr anzumerken. Dass sie schließlich versucht, eine gütliche Einigung zu erzielen, wundert keinen — ob man sich nicht auf 25 000 Euro Zahlung an Krug einigen könne, fragt sie vorsichtig. Das wird von der einen Seite — Pooth — strikt abgelehnt, von der anderen Seite — Krug — signalisiert man, ein bisschen mehr sei vorstellbar. Am Ende einigt man sich darauf, sich bald einigen zu wollen: Die Anwälte werden nun einen Kompromiss suchen.

Prognose: Das wird klappen, Verona Pooth will nicht mehr vor Gericht. Auch wenn's vor der Tür Komplimente gibt. Hans Onkelbach

(RP)
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