Pop Tote Hosen trauern um Posträuber Biggs

Düsseldorf · Die Toten Hosen trauern um einen Freund. Und sie machen das öffentlich auf ihrer Facebook-Seite und auf ihrer Homepage. Es geht um Ronny Biggs, der am Mittwoch nach langer Krankheit im Alter von 84 Jahren gestorben war. Doch nicht allen Hosen-Fans gefällt diese Art Anteilnahme.

Rückblick: Das legendäre Leben des Ronnie Biggs
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Die Toten Hosen trauern um einen Freund. Und sie machen das öffentlich auf ihrer Facebook-Seite und auf ihrer Homepage. Es geht um Ronny Biggs, der am Mittwoch nach langer Krankheit im Alter von 84 Jahren gestorben war. Doch nicht allen Hosen-Fans gefällt diese Art Anteilnahme.

"Und schön mit nem Toten wieder Geld verdienen toll, ein Video mit 'nem Schwerverbrecher, der nur nach England zurück kam, weil er so krank war, dass man ihm die Reststrafe erlassen hat", kommentiert da jemand auf Facebook.

Und: "Ein stilleres Trauerbekenntnis mit Hinweis auf die Freundschaft und Distanzierung zum Verbrechen wäre glaubwürdiger. Punk ist nicht gleich Gewalt!"

"Ich habe kein Verständnis für eure falsche Glorifizierung dieses Verbrechers.... Er ist für die Gehirnverletzung und lebenslange psychische Erkrankung des damaligen Lokführers Mills verantwortlich ", schreibt einer. Es gibt aber auch Stimmen, die die Anteilnahme der Band gutheißen: "An alle, die hier sagen, er war ein Verbrecher: Ja, das war er sicherlich, aber er war auch ein Freund, Familienvater und vor allem Mensch, wie wir es sind!"

Seine Verehrer sahen in Ronnie Biggs immer schon einen liebenswerten, harmlosen Mann, der sich nach dem Coup mit Gewitztheit und Chuzpe der Justiz entzog, verfolgt von einem auf Rache sinnenden Empire, dessen Macht längst erloschen war. Für seine Feinde — darunter vor allem die britische Justiz — war er schlicht ein Krimineller. Schließlich war Biggs 1963 am Überfall auf den Postzug der Royal Mail von Glasgow nach London beteiligt gewesen und hatte 2,63 Millionen Pfund erbeutet. "Gentleman-Gangster" nannte man Biggs und seine Kumpanen damals. Zweifellos war der Brite aber ein Pop-Ikone, spätestens seit er mit den Sex Pistols die Platte "No One Is Innocent" und das Album "The Great Rock 'n' Roll Swindle" aufgenommen hatte.

Auch die Toten Hosen haben mit "Biggsy" aufgenommen. Die Band flog 1991 nach Rio, um für ihr Album "Learning English", das Lied "Punk Was", das später die erste Single des Albums werden sollte, aufzunehmen. Aus der Begegnung entstand eine Freundschaft, die auch hielt, nachdem Biggs 2001 dann doch noch nach Großbritannien zurückkam und hinter Gitter musste. Die Hosen besuchten ihn sogar mehrmals im Gefängnis. Und sie waren erleichtert, "dass er schließlich, wenn auch hochbetagt und schwer krank, 2009 entlassen wurde". Die Freundschaft zwischen dem Posträuber und den Popstars hielt bis zuletzt. "Er wurde als Ausbrecherkönig zur Legende, war gleichzeitig Schlitzohr und Gentleman der alten Schule und besaß eine tiefe Weisheit. Für uns war es eine große Ehre und Bereicherung, über all die Jahre mit ihm befreundet zu sein. Wir werden ihn vermissen", heißt es auf der Homepage der Band. Torsten Thissen

(RP)
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