Asylpolitik Tote Hosen: Protest in Berlin

Düsseldorf · Zu den Ritualen des Pop gehört, dass sich ein Popstar für irgendetwas einsetzt. Gerne die Menschenrechte, Afrika, der Regenwald, bedrohte Tierarten und Vegetarismus.

Prominentestes Beispiel ist da wohl Bono von der irischen Rockband U2, der zunächst die Stadienbühnen der Welt als Kanzeln nutzte und später mit politischen Führern über Hunger und Schuldenerlasse diskutierte, gestärkt durch die Unterstützung seiner Millionen Fans in aller Welt. Auch die Toten Hosen pflegen es, von Zeit zu Zeit, politisch zu sein. Wer die Konzerte der Düsseldorfer Band in den vergangenen Monaten besuchte, kam dementsprechend kaum unbemerkt an den Ständen von Pro Asyl vorbei, einer Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, Flüchtlingen in Deutschland zu helfen, und nicht müde wird, die Asylpolitik der EU und der Bundesregierung zu kritisieren.

Über 30 000 Menschen haben auf Konzerten der Toten Hosen mit ihrer Unterschrift den Bundestag aufgefordert, alles dafür zu tun, dass die Menschenrechte von Flüchtlingen beachtet werden. Gestern wurden jene Unterschriften von den Toten Hosen und Pro Asyl dem Präsidium des Bundestages übergeben. Freudig nahm Claudia Roth als Bundestagsvizepräsidentin die Unterschriften an.

"Vor Lampedusa sterben Hunderte Flüchtlinge aus Staaten wie Syrien, Somalia und Eritrea, und was tut die Bundesregierung? Sie fordert, dass die für die Flüchtlinge tödliche Abschottungspolitik noch härter wird. Das ist für uns absolut unerträglich", sagte Campino vor Journalisten im Reichstag, wobei man sagen muss, dass er natürlich nicht im Plenum sprach, sondern auf einer Pressekonferenz auf der Fraktionsebene des Gebäudes.

Die Band forderte ein Ende der "tödlichen Abschottungspolitik" der EU. Mehr als 19 000 Menschen seien seit 1988 beim Versuch ums Leben gekommen, auf dem Weg über das Mittelmeer Schutz in Europa zu finden, führte Campino aus.

Auch der Umgang mit den Asylsuchenden in Deutschland wurde von der Band kritisiert.

Dabei ging es etwa um die Unterbringung der Menschen in abgelegenen Massenunterkünften und die gesetzlichen Schranken auf dem Arbeitsmarkt, die von Campino und Co. als "Schikanen" angesehen werden. Ähnlich wie durch die sogenannte "Residenzpflicht" oder das "Asylbewerberleistungsgesetz" würden Asylsuchende in Deutschland systematisch diskriminiert. "Die Ausgrenzung macht die Betroffenen kaputt und leistet rassistischen Vorurteilen Vorschub", sagte Gitarrist Breiti. "Wer Rassismus glaubwürdig bekämpfen will, muss diese Maßnahmen ein für alle Mal abschaffen". Bandmitglied Breiti hat sich nach eigener Aussage in Düsseldorf die Container im Flughafen und in verschiedenen Asylbewerberunterkünften umgesehen. Torsten Thissen

(RP)
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