Wagenbauer Tilly gestaltete Pommesbude in Köln

Düsseldorf · Nun ist es passiert. Die Grenze ist überschritten, die erste Bastion gefallen und anzunehmen ist, dass dies erst der Anfang vom Untergang des alten Köln ist, wie man es kennt. Jacques Tilly, Wagenbauer mit Vorliebe für den scharfen Ausdruck, hat in der Domstadt sein erstes Ausrufezeichen gesetzt.

 Daniel Sturm ist Chef der Imbissbude "Lüsterklemme" in Köln-Vogelsang. Jürgen Becker hatte den Kontakt zu Jacques Tilly vermittelt.

Daniel Sturm ist Chef der Imbissbude "Lüsterklemme" in Köln-Vogelsang. Jürgen Becker hatte den Kontakt zu Jacques Tilly vermittelt.

Foto: Meisenberg

Nun ist es passiert. Die Grenze ist überschritten, die erste Bastion gefallen und anzunehmen ist, dass dies erst der Anfang vom Untergang des alten Köln ist, wie man es kennt. Jacques Tilly, Wagenbauer mit Vorliebe für den scharfen Ausdruck, hat in der Domstadt sein erstes Ausrufezeichen gesetzt.

Ein flammendes Inferno sogar, und das nicht mal einen Kilometer vom Sitz des Festkomitees des Kölner Karnevals entfernt. Eindeutiger hätte die Kampfansage nicht ausfallen können. Am Girlitzweg im Stadtteil Vogelsang ist Tilly gestalterisch tätig geworden. Genauer gesagt schmückte der Düsseldorfer Künstler eine Frittenbude geschmackvoll aus. Der Imbiss gehört dem Neffen des Kabarettisten Jürgen Becker. Womit diese Geschichte nun doch deutlich völkerverbindende Tendenzen bekommt. Daniel Sturm, 30 Jahre alt, hatte im Baumarkt gearbeitet, dort aber kein rechtes Fortkommen mehr gesehen und wagte den Sprung in die Selbstständigkeit. Die Grillbude "Lüsterklemme" war dafür das Objekt seiner Wahl. Der putzige Name leitet sich ab aus der Nähe zu einem Großmarkt für Elektronikartikel. Und jeder weiß: Wer im Baumarkt zu Gast ist, hat schnell Hunger auf Deftiges. Dummerweise war der schlichte Containerbau als Umschlagplatz für heiße Grillware kaum zu erkennen. Es musste also ein Kommunikationsfachmann her. Nun pflegen Jürgen Becker und Jacques Tilly seit Jahren ein freundschaftliches Verhältnis.

Und so lag es nahe, dem Düsseldorfer Kollegen Narrenfreiheit zu gewähren. Tilly zeichnete sogleich den feurigen Entwurf: Hähnchen und Würste schweben mundgerecht zubereitet über dem Flammenmeer. "Es muss doch zu erkennen sein, was Sache ist", sagt Tilly. "Hat man schon im Mittelalter so gemacht." Und wenn's die Fritten sind. Der Mann redet nicht um den heißen Brei. Die Siebdruckplatten lieferte Jürgen Becker eigenhändig in Tillys Atelier in Bilk ab, und schon konnte es an den gestalterischen Feinschliff gehen. Die flammende Botschaft aus Düsseldorf stößt vor Ort auf Wohlwollen. Er verspreche sich jedenfalls einiges von dem neuen Werbekonzept aus Düsseldorf, sagt Sturm.

(meif)
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