Britta Steffen Sportlicher einkaufen

Düsseldorf · Um diesen Termin war Britta Steffen nicht zu beneiden. Die Doppel-Olympiasiegerin und mehrfache Welt- und Europameisterin schob am Dienstagmittag einen Einkaufswagen durch die Reihen der Netto-Filiale an der Fichtenstraße und demonstrierte, wie man Kartoffelsäcke und Wasserkisten möglichst rückenschonend anhebt und bei diesen Bewegungen Muskeln trainiert.

 Immer eine gute Haltung bewahren: Britta Steffen machte im Discounter Trainingsübungen.

Immer eine gute Haltung bewahren: Britta Steffen machte im Discounter Trainingsübungen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Um diesen Termin war Britta Steffen nicht zu beneiden. Die Doppel-Olympiasiegerin und mehrfache Welt- und Europameisterin schob am Dienstagmittag einen Einkaufswagen durch die Reihen der Netto-Filiale an der Fichtenstraße und demonstrierte, wie man Kartoffelsäcke und Wasserkisten möglichst rückenschonend anhebt und bei diesen Bewegungen Muskeln trainiert.

Es ist nicht so, dass die Berlinerin gerne in Flingern-Süd einkaufen geht. Ausschlaggebend war vielmehr, dass die frühere Profi-Schwimmerin Testimonial für den Discounter ist und nächste Woche die Olympischen Spiele beginnen. Auf der Facebookseite des Lebensmittelhändlers präsentiert sie Tipps, wie man sich fit hält. Gestern tat die 32-Jährige das nicht nur im Internet, sondern zwischen Staudensellerie und Rote Bete.

Ein knappes Dutzend Journalisten, die Hälfte davon Fotografen, verfolgten also Britta Steffen beim Bummeln durch die Gänge und ließen sich zeigen, wie man Himbeeren sportlich aus der Tiefkühltruhe greift und sich athletisch nach Müslipackungen in der oberen Regalhälfte streckt. Viele der Bewegungen wiederholte sie auf Bitten der Fotografen. Es war erstaunlich, mit welcher Geduld und Freundlichkeit sie das tat. Der Durchschnitts-Bundesligaprofi hätte die Aktion wahrscheinlich irgendwann zwischen den Bizepsübungen an der gepackten Einkaufstüte und dem Hochheben der Melonen abgebrochen oder auf zu zudringliche Fotografen-Bitten dumme Sprüche zurückgegeben. Die frühere Weltklasseschwimmerin lächelte kleinere Dreistigkeiten einfach weg oder reagierte mit Gegenfragen. Einzig als ein Fotograf ihr beim Trinken einer Buttermilch sagte, sie möge doch "eine Milchschnute" machen, lehnt sie ab. "Das sieht doch blöd aus."

Drei Jahre ist es her, dass Britta Steffen ihre Schwimmkarriere beendet hat. Nächste Woche ist sie in der ungewohnten Situation, zu den Olympischen Spielen zu reisen, ohne selbst als Athletin dabei zu sein. Stattdessen ist sie in einer neuen Funktion in Rio. Für einen großen Sportartikelhersteller ist sie Teil eines Olympia-Legenden-Programms - unter anderem mit Ian Thorpe und Steffi Graf. Ein Kontakt zu Steffi Graf bestehe nicht, aber ihr sei noch in Erinnerung, wie sie ihr 2007 die Hand geschüttelt hat, erzählt Steffen. Aus ihrer Sicht sei die frühere Tennisspielerin schlicht die größte deutsche Sportlerin.

Steffen, die 2008 in Peking mit ihren zwei Goldmedaillen über 50 und 100 Meter Freistil olympische Geschichte schrieb, ist zwar sehr vielen, aber längst nicht allen Menschen im Gedächtnis geblieben. So sei es zuletzt einmal vorgekommen, dass sie im Schwimmbad einen ungläubigen Kommentar bekommen habe: "Sie machen das so gut. Haben Sie das irgendwo gelernt?" Schwimmen sei für sie nach vor wichtig, ein bis zweimal pro Woche steige sie noch ins Becken. Allerdings habe sie erst lernen müssen, ihren Ehrgeiz zu zügeln. Um dabei abschalten zu können, habe sie sich jetzt einen Unterwasser-MP3-Player gekauft. Jan Wiefels

(RP)
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