Signierstunde Schätzing - Der Autor und sein Schwarm

Düsseldorf · Es ist ein bisschen wie am Flughafen. Mit roten Bändern ist eine Reihe abgetrennt. Statt zu einem Schalter führt sie zu einer kleinen Bühne. Darauf nur ein Stuhl, ein Tisch und ein Glas mit Wasser. Zwischen Büchertischen stehen sie: junge Männer mit Rucksack und Freundin an der Hand, Frauen mit vielen Einkaufstüten, Männer mit Fotoapparaten.

Eine ältere Frau mit grauen Haaren ist trotz Krücke gekommen. Zielgruppe: etwa zwischen 18 und 88. Geduldig stehen die Schätzing-Fans in der Bahnhofsbuchhandlung Grauert, bis der Bestseller-Autor etwas verspätet kommt — und gleich wieder durch eine Hintertür verschwindet. Frank Schätzing, 56, trägt Jeanshose und -jacke, darunter nur ein Hemd.

Mit seinem neuen Roman "Breaking News" führt er derzeit die Spiegel-Bestseller-Liste an. Zum Feiern ist er vor lauter Terminen aber noch nicht so richtig gekommen. "Im Mai machen wir mal richtig Party in Köln", sagt Schätzing und lächelt breit. Während seiner Zeit in der Werbebranche arbeitete der Autor drei Jahre lang in Düsseldorf für BMZ und DDB. Am Autorendasein schätzt er die Freiheit. "Jeder Kreative träumt ja davon, irgendwann einmal selbstbestimmt zu arbeiten", meint Schätzing. Wenn ihm am heimischen Schreibtisch doch mal die Decke auf den Kopf zu fallen droht, zieht er in sein Stammlokal, das gleich gegenüber von seiner Kölner Wohnung liege. Jedoch entstehen seine Romane nicht nur in aller Einsamkeit am Schreibtisch. Für den Roman "Breaking News" recherchierte er an den Schauplätzen in Israel und der Westbank. Im Buch geht es um die persönliche Geschichte des Krisenreporters Tom Hagen, die Geschichte Israels und zweier jüdischer Familien. Die Handlung verwebt wahre Begebenheiten mit Fiktion. So geht es unter anderem um eine Verschwörung um den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon.

Für den Rest des Jahres will sich Schätzing allerdings einer anderen Leidenschaft widmen: der Musik. Er selbst singt und spielt Gitarre, sein bester Freund ist Schlagzeuger, wie er sagt.

Dann endlich betritt der Autor seine Bühne, setzt sich hin. "Kommen Sie nur, der beißt nicht", sagt Götz Grauert, als sich die ersten Schlange Stehenden kaum trauen, näher zu kommen. Frank Schätzing hat die Jeansjacke mit dem Indianerkopf auf dem Rücken ausgezogen. Er schaut erwartungsvoll. Gleich drei dicke Wälzer hat eine junge Frau mit langen, braunen Haaren auf dem Arm. "Es tut mir leid, aber meine Arbeitskollegen", setzt sie an. Schätzing winkt freundlich ab. Alles kein Problem. Ein älterer Mann mit einer Kappe aus hellem Jeansstoff geht an der Schlange vorbei. "Meine Frau ist gleich dran", sagt er und zückt sein Handy für ein Foto. Schätzing nimmt sich Zeit für seine Fans, plaudert. "Aber verraten Sie mir nicht, wie's ausgeht", sagt ein junger Mann, bevor er den Laden verlässt. VERENA PATEL

(RP)
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