Ralph Nelles Von Düsseldorf nach Mexiko

Düsseldorf · Aus ihm werde doch eh nicht, so lautete der Tenor, als Ralph Nelles vor vielen Jahren Düsseldorf verließ. Doch die Leute irrten sich, denn im fernen Mexiko wurde er erst Unternehmer, dann sogar Sportfunktionär.

 Ralph Nelles wuchs in Düsseldorf auf, wurde Unternehmer in Mexiko und ist dort nun auch Repräsentant des Nationalen Olympischen Komitees.

Ralph Nelles wuchs in Düsseldorf auf, wurde Unternehmer in Mexiko und ist dort nun auch Repräsentant des Nationalen Olympischen Komitees.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Von Kaiserswerth aus radelt Ralph Nelles gerne am Rhein entlang. Das entspannt ihn, macht Freude und hält fit. Er isst gerne eine knackige Bratwurst oder einen Sauerbraten. Eigentlich nichts Ungewöhnliches für einen Herrn Baujahr 1944. Und doch ist es für Nelles sehr außergewöhnlich, denn die Gelegenheit, eines der drei Fahrräder aus der Garage zu holen, oder sich auf rheinisch-kulinarische Art zu verwöhnen, ist für ihn eher selten. Nelles, der zwar in Brüssel geboren wurde, aber seine Kindheit und Jugend in Düsseldorf verbrachte, hat seinen Hauptwohnsitz in Mexiko-Stadt, und im mittelamerikanischen Land gehört er zum „Club der 300“, der 300 einflussreichsten Einwohner. „Ich bin drei-, viermal im Jahr in Düsseldorf und genieße es. In Düsseldorf fühle ich mich einfach wohl. Die Lebensqualität und die Sicherheit sind hier einfach extrem hoch“, erläutert Nelles. „In der Woche gehe ich in Mexiko abends nicht aus. In Düsseldorf ist das ganz anders.“ In der Stadt, in der er aufwuchs, lebt der Kunstliebhaber auf, kann befreiter leben, nicht im „goldenen Käfig“ wie in Mexiko.

Dort hat er als Inhaber einer Kosmetikfabrik viel Verantwortung und sich ein finanziell entspanntes Leben erarbeitet. Der Weg dahin war jedoch nicht unbedingt leicht. „In Düsseldorf war ich auf dem Jacobi, dem Geschwister-Scholl und dem Gymnasium Gerresheim. ­Abitur habe ich aber nicht gemacht. Mit 18 wollte ich etwas schaffen, ich hatte ja noch die Hungerjahre nach dem Zweiten Weltkrieg miterlebt“, sagt Nelles. „Also bin ich mit 18 nach London. Mir klingen noch die Abschiedsworte ‚Aus dem wird nie was‘ im Ohr.“ Da irrten sich viele, denn nach mehrjährigen Arbeitsaufenthalten in der englischen Hauptstadt, in Paris und Lissabon, bei denen er sich auch als Model Geld verdiente, vermittelte ihn ein Headhunter an die deutsche Pharmaindustrie. „Ich war 25 Jahre lang General Manager für die pharmazeutische Industrie in Mexiko und habe dann die Kosmetikfirma gekauft“, verrät Nelles. Das reichte dem energiegeladenen Düsseldorfer aber nicht.

Irgendwie waren Arbeit und Familie, Nelles war verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder, nicht genug, um ein für ihn rundes Leben zu führen. „Ich habe mir ein Hobby gesucht und es im Segeln gefunden“, so Nelles. „Schon 1961 bin ich in den Düsseldorfer Yachtclub eingetreten. Der Club bedeutet mir viel, weil er zu meinen Wurzeln gehört.“ Doch auch sein Hobby zog viel Arbeit nach sich, ehrenamtliche Arbeit. Egal in welcher Bootsklasse er unterwegs war, er wurde in Mexiko zum Vorsitzenden der Klassenvereinigung gewählt. So segelte er auch einst mit Aaron Sainz, dem damaligen mexikanischen Seglerpräsidenten, zusammen. Wenig später war der Düsseldorfer Sainz’ Nachfolger und auch Vorstandsmitglied der „Confederación Deportiva Mexicana“, dem mexikanischen Sportbund. Seine Arbeit als Funktionär war überzeugend, denn Felipe Munoz, der damalige Vizepräsident des Nationalen Olympischen Komitees von Mexiko (COM), holte ihn in den COM-Vorstand. „Das hat mich überrascht, denn eigentlich ist es unmöglich, wo ich doch kein Mexikaner bin“, so Nelles. Seine Fähigkeiten waren aber so überzeugend, dass es möglich gemacht wurde. Nach 14 Jahren als Seglerpräsident und acht Jahren im COM-Vorstand ist er jetzt internationaler Repräsentant der COM und sitzt beispielsweise bei Konferenzen mit IOC-Präsident Thomas Bach an einem Tisch. Auch beruflich wurde er geadelt, denn er erhielt zwei Diplome von polytechnischen Instituten in Mexiko und hält Vorträge vor Studenten. „Für sie bin ich so etwas wie ein Mentor in Lebenserfahrung“, so Nelles. Insgesamt also kein schlechtes Leben für jemanden, der keinen Schulabschluss hat und aus dem ja ohnehin nichts werden konnte.

Tino Hermanns

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