75 Jahre Metropol Popcorn und Nostalgie

Düsseldorf · An den Wänden im Foyer des Metropol-Kinos an der Brunnenstraße hängen alte Filmplakate. Es riecht nach Popcorn, ein kleines Café lädt zum Warten auf die nächste Vorstellung ein. Es gibt ganz klassisch Popcorn, Süßigkeiten, Getränke. Man spürt, dass dieser Ort Vergangenheit hat und eine Atmosphäre, die vor allem von einem lebt: ganz große Leidenschaft für Film und Kino.

 Abgeguckt von Angela Merkel? Betreiber Udo Heimansberg (l.) und sein Nachfolger Nico Elze vor Filmplakaten im Eingangsbereich des Metropol-Kinos.

Abgeguckt von Angela Merkel? Betreiber Udo Heimansberg (l.) und sein Nachfolger Nico Elze vor Filmplakaten im Eingangsbereich des Metropol-Kinos.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Personifiziert wird diese Leidenschaft von Betreiber Udo Heimansberg. Das Kino feiert nun am Wochenende sein 75-jähriges Bestehen. Für Heimansberg markiert das Jubiläum einen Einschnitt: Nach 36 Jahren als Betreiber hört er Ende des Jahres auf. Sein Nachfolger Nico Elze wurde bereits eingearbeitet.

Die Begeisterung fürs Kino wurde bei Udo Heimansberg mit elf Jahren mit dem Film "Ben Hur"geweckt - und sie ließ ihn seitdem nicht mehr los. Den Start in die Kino-Szene machte er 1970 als Süßwarenverkäufer im "City"-Kino auf der Grafenberger Allee. Und als 1979 ein neuer Betreiber für das Metropol-Kino an der Brunnenstraße gesucht wurde, zögerte Heimansberg nicht lange.

Ein Schritt, den er nie bereut hat - das merkt man ihm an, wenn er aus der Geschichte des Kinos erzählt: Von der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, von den Schwierigkeiten, mit denen der kleine Betrieb durch die Konkurrenz der aufkommenden Multiplex-Kinos und Querelen mit Betreibern und Filmrechten zu kämpfen hatte. Aber ebenso von Positivem wie den vielen Erstaufführungen und Highlights der Kinogeschichte, die Heimansberg hier miterlebt und Prominenten, die er getroffen hat. So sah Campino von den Toten Hosen im Metropol das erste Mal "Clockwork Orange".

Trotz der Konkurrenz durch die großen Kino-Komplexe hat es das Metropol über die Jahre geschafft, sich zu behaupten. Die Zeiten sind nicht leicht - Disney+ beispielsweise fordere laut Heimansberg statt der üblichen 48 Prozent nun sogar 53 Prozent der Einnahmen für die Vorführrechte. Aber das Metropol hat seine Besonderheiten, von der gebogenen Leinwand bis zum Programm. Düsseldorf habe traditionell eine ausgeprägte Filmkultur abseits des Mainstream, so Heimansberg. So hat auch das Metropol besonders großen Erfolg mit Klassikern und Liebhaberfilmen.

Doch auch ein Kino wie das Metropol geht mit der Zeit. Neben technischen Fortschritten gibt es immer mehr Originalfilme mit deutschen Untertiteln im Angebot, die besonders beim jüngeren Publikum beliebt sind. Natürlich seien Modernisierungen nötig, aber das Kino habe als soziales Event definitiv Zukunft, denkt auch Nico Elze. Sein 75-jähriges Bestehen feiert das Metropol am kommenden Samstag, 6. Juni, ab 18 Uhr mit einem Spezialprogramm: Nach Kurzfilm-Highlights aus der Geschichte des Kinos startet um 19.30 Uhr die exklusive Vorpremiere des Films "Love and Mercy" über das Leben von Brian Wilson von den Beach Boys, bevor der Abend ab 22 Uhr in eine Geburtstagsparty mit Livemusik übergeht. Karten gibt es für 12 Euro (10 Euro mit Gildepass) nur bei Voranmeldung vor Ort, telefonisch unter 0211 34 97 09 oder per E-Mail unter der Adresse metropol@filmkunstkinos.de. Julia Chladek

(RP)
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