Ehren-Baas Josef Schnitzler 75 Ohne ihn sähe der Uerige heute alt aus

Düsseldorf · Das Jahr 1976, Düsseldorf-Altstadt. "Em Pötzke" wird Jazz vom Feinsten geboten, die Edel-Disco "Pferdestall" lockt Promis aus ganz Deutschland an, im "Lord Nelson" gucken die betuchten Gäste schaudernd auf echte Haie im Aquarium. Gleich um die Ecke kommt es in diesem Jahr zu einem Eigentümerwechsel: Der Uerige, schon damals ur-alt, bekommt einen neuen Wirt. Josef Schnitzler heißt der Mann, ist Diplom-Brau-Ingenieur und gerade dabei, sich vom elterlichen Betrieb, der Brauerei Schumacher aus der Oststraße, zu lösen. Als sich die Möglichkeit bietet, den Uerige an der Ecke Bergerstraße zu übernehmen, greift er zu – dabei feste unterstützt von Ehefrau Christa.

Das Jahr 1976, Düsseldorf-Altstadt. "Em Pötzke" wird Jazz vom Feinsten geboten, die Edel-Disco "Pferdestall" lockt Promis aus ganz Deutschland an, im "Lord Nelson" gucken die betuchten Gäste schaudernd auf echte Haie im Aquarium. Gleich um die Ecke kommt es in diesem Jahr zu einem Eigentümerwechsel: Der Uerige, schon damals ur-alt, bekommt einen neuen Wirt. Josef Schnitzler heißt der Mann, ist Diplom-Brau-Ingenieur und gerade dabei, sich vom elterlichen Betrieb, der Brauerei Schumacher aus der Oststraße, zu lösen. Als sich die Möglichkeit bietet, den Uerige an der Ecke Bergerstraße zu übernehmen, greift er zu – dabei feste unterstützt von Ehefrau Christa.

Es beginnen Jahre mit viel Arbeit. Denn der Mann hat einen Grundsatz: Wenn er was macht, dann richtig. Also baut er nach und nach um und aus. Er modernisiert nicht nur das Haus, sondern auch die gesamte Struktur der Firma. Brau- und Abfülltechnik werden auf den neuesten Stand gebracht, die Räume innen behalten nur scheinbar ihre Patina, werden sanft renoviert. Brauhaus, Schlösser-Stube ("Sterbezimmer"), die sogenannte Sauna, das "Neweaan" – nach und nach bekommt die Hausbrauerei das Gesicht, das sie heute noch hat.

Die Arbeit lohnt sich. Der Erfolg bleibt nicht aus, im Laufe der Jahre werden Brauhäuser immer beliebter – und der Uerige (manche sagen "das" Uerige) ist immer spitze in diesem Trend. Vermutlich hat Josef Schnitzler ihn mit ausgelöst: Weil man das tut, was man kann – und zwar so gut es geht. Das honorieren die Leute, buchstäblich. Das Bier ist unangefochten eines der Besten in Deutschland, was aus der (meist kalten!) Küche kommt, ist einfach, aber von bester Qualität. Als andere auf alkoholfreies Bier oder Mixgetränke setzen, winkt der bodenständige Baas (so heißt der Chef in einer Hausbrauerei) ab: Er setzt auf nachhaltig funktionierende Produkte und traut dem umtriebigen Zeitgeist nicht. Womit er recht behielt.

Aber das heißt nicht, dass Schnitzler verbissen an Traditionen festhält. Das macht er dann, wenn sie ihm sinnvoll erscheinen. Ist das Neue besser als das Bekannte, nutzt er es: Im Hintergrund ist der Uerige daher ein hochmoderner Betrieb, mit der Nase stets weit vorn. Der Senior – lebenserfahren und klug – denkt also auch dabei langfristig. Daher hat er Sohn Michael (44) frühzeitig an die Firma herangeführt und 1998 (da war er 60) in die Geschäftsführung geholt, inzwischen agiert der Junior allein, aber immer in Kontakt mit dem Vater. Denn die beiden verstehen sich (meistens) glänzend. Regelmäßig ist der Senior-Baas im Betrieb, vertritt den Sohn und macht seinen Rundgang. Viele Gäste kennt er seit Jahrzehnten. Sie ihn auch – und seine Strickjacke, sein Wahrzeichen. Heute wird er sie vermutlich nicht tragen, die Familie will feiern im Uerige.

Denn der Senior wird 75. ho-

(RP)
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