Einmalige Karriere Musiker statt Müllmann

Düsseldorf · Ursprünglich wollte der Musiker Bert Flas Müllmann werden. Das war einst sein Kindheitstraum, und das hatte sicher damit zu tun, dass die Lkw einen gehörigen Krach machten, wenn sie über die Straßen seines niederländischen Geburtsortes Vaals polterten. Und da war da noch das enge Verhältnis zu seiner Mutter, die er als "sehr stark" bezeichnet. Damit meint er zunächst ihre starken Arme. Denn sie hob Bert auf die Fensterbank, wenn er den Müllautos sehnsüchtig hinterher stieren wollte.

 Bert Flas hat in Düsseldorf eine neue Heimat gefunden - und Düsseldorf mit ihm einen Musiker mit spannendem Werdegang.

Bert Flas hat in Düsseldorf eine neue Heimat gefunden - und Düsseldorf mit ihm einen Musiker mit spannendem Werdegang.

Foto: Andreas Bretz

Ursprünglich wollte der Musiker Bert Flas Müllmann werden. Das war einst sein Kindheitstraum, und das hatte sicher damit zu tun, dass die Lkw einen gehörigen Krach machten, wenn sie über die Straßen seines niederländischen Geburtsortes Vaals polterten. Und da war da noch das enge Verhältnis zu seiner Mutter, die er als "sehr stark" bezeichnet. Damit meint er zunächst ihre starken Arme. Denn sie hob Bert auf die Fensterbank, wenn er den Müllautos sehnsüchtig hinterher stieren wollte.

Auch mental war die Frau stark, denn sie unterstützte ihn in seinen Träumen. Früh hatte sie erkannt, dass Bert Flas es gerne laut mochte. Am liebsten hätte er sich die Instrumente seines Vaters geschnappt, der - genau wie er - ein leidenschaftlicher Musiker war. "Vater spielte Akkordeon und tingelte mit einer Kapelle durch die Lande, allerlei Instrumente standen im Flur und durften vom Sohnemann nicht angefasst werden", erinnert sich Flas. Ein unwiderstehlicher Reiz ging von Trommeln und Xylofonen aus. Irgendwann durfte der Sohn ran, und dann gab's kein Halten mehr, der Müllmann hatte als Traumberuf ausgedient, und die eigenen Stöcke mussten her. "Das war die Sprache meiner Jugend, ich wollte einfach gehört werden." Heute wird er gehört, Flas ist längst ein renommierter und einflussreicher Künstler. Und er ist überglücklich, dass er seinen ganz persönlichen musikalischen Weg ging. Das Laute findet er immer noch liebenswert: Bei den Düsseldorfer Symphonikern haut er seit fast 20 Jahren wortwörtlich auf die Pauke. Er ist Professor an der Robert-Schumann-Hochschule und spielt Pop in seiner eigenen Band "Mirage". Auch die Bayreuther Festspiele rufen regelmäßig nach seiner Pauken-Kunst.

Dabei säumen Umwege und Hochleistungen gleichermaßen den Weg des begabten Trommel-Kindes, das bereits mit zwölf Jahren erfolgreich Unterricht gab (für zehn Gulden die Stunde), so dass wesentlich Ältere ihre Aufnahmeprüfung an Musikschulen bestanden. Sein eigenes Musikstudium führte ihn nach Maastricht und Stipendien in die USA, seine Sehnsucht lotste ihn in die Meisterklassen renommierter Pauker von Weltorchestern wie etwa dem New York Philharmonic Orchestra.

"Als ich dann vor gut 30 Jahren ein festes Ensemble suchte, habe ich 50 Bewerbungen rausgeschickt", sagt Flas, "und in Düsseldorf bekam ich meine große Chance". Als vorläufige Krönung seiner Karriere landete er langsam, aber sicher bei der Pauke, "für die ich anfangs kein großes Talent zeigte". Etwas anderes als die übrigen Schlagwerkinstrumente sei diese - in der Technik wie auch in der Rolle, die sie im Orchester spiele. Das Schlagwerk allgemein sei eine eigenständige Insel im Orchester, während die Pauke mitten ins Orchester gehöre. Er habe sich die Pauke hart erarbeiten müssen und habe gelernt: "Man muss vor allem leise spielen können." Die Pauke zu beherrschen, sei gar nicht so leicht, ist die Oberfläche dieses Instrumentes doch aus besonders sensiblem Naturfell. "Klima, Luft, Heizung - alles Einflüsse, die sie verstimmen können."

Auch seine Arbeit als Professor macht "mich sehr glücklich". Er wisse, dass er ein sehr menschlicher Lehrer sei, der seinen Eleven die Kunst des Loslassens mit auf den Weg geben möchte. Dabei hilft ihm auch seine eigene Lebenseinstellung: "In 100 Jahren sind wir alle tot", sagt er lachend. Bis dahin wolle er eine erfüllte und gute Zeit haben. Dazu gehört es für ihn auch, in seiner Wahlheimat am Rhein joggen zu gehen und ab und an ein wenig Karneval zu feiern. Und: Neben seinen großen Auftritten in der Tonhalle zieht es ihn mit seiner Band Mirage in kleine Lokale wie das Pauls in Oberkassel. Dort spielt er am 6. Januar Balladen von den Beatles.

Brigitte Pavetic

(RP)
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