Gastronomie Mit Starkoch Jamie Oliver in Düsseldorf

Düsseldorf · Jamie Oliver könnte genauso gut ein Rockstar sein, der auf Promo-Tour für sein neues Album ist. So wirkt er, als er in der Cafeteria des "Volle Kanne"-Studios in Golzheim sitzt, wo er jetzt zu Gast war.

 Jamie Oliver hat das Kochen zur Popkultur gemacht. Der Brite setzt sich außerdem für soziale Projekte ein. Jetzt war er in Düsseldorf zu Gast.

Jamie Oliver hat das Kochen zur Popkultur gemacht. Der Brite setzt sich außerdem für soziale Projekte ein. Jetzt war er in Düsseldorf zu Gast.

Foto: Schaller

Jamie Oliver könnte genauso gut ein Rockstar sein, der auf Promo-Tour für sein neues Album ist. So wirkt er, als er in der Cafeteria des "Volle Kanne"-Studios in Golzheim sitzt, wo er jetzt zu Gast war.

Doch dann beginnt er, über sein Lieblingsthema zu sprechen: Essen. "Wenn man mich nach meinem Lieblingsessen fragt, dann antworte ich niemals 'Foie gras' oder 'Pasta mit schwarzem Trüffel'. Die besten Gerichte entstehen dort, wo die Menschen am wenigsten haben. Denn sie müssen kreativ sein", sagt Oliver und klingt dabei fast schon philosophisch. Und authentisch. Es passt zu dem Jamie Oliver, den man aus dem Fernsehen kennt.

Der Koch erklärt den Briten, was gesunde Küche ist, wie man sich gut und trotzdem günstig ernähren kann. Er engagiert sich für ein ordentliches Schul-Essen und sagt: "Essen muss demokratisch sein." Und so ist auch seine Küche. Oliver schafft es, aus einfachen Dingen Großes zu machen, schafft es, bodenständige Küche wieder salonfähig zu machen. Er macht Kochen zur Popkultur.

Und nun sitzt er in Düsseldorf und stellt wieder so ein typisches Jamie-Oliver-Projekt vor: In seinem neuen Buch macht er das Resteessen schick. In Alufolie gepackte Nudeln vom Vortag werden darin zum sterneverdächtigen Gericht. "Damit kann man Geld sparen und wirft nicht so viel weg", sagt Oliver. Das ist gut, ist es wirklich. Und Jamie Oliver ist auch gut. Er ist charmant und witzig — typisch Brite eben, aber auch vollkommen unprätentiös.

Vermutlich wollte Oliver nicht Popkultur schaffen, er wollte nur kochen. Bleibt jedoch die Frage, was aus dieser Kultur geworden ist. Auch in Düsseldorf hat sich die Gastro-Szene wegen Jamie Oliver und diesem neuen Gefühl in der Küche verändert. Man denke etwa an "U. Das Restaurant" an der Klosterstraße. Küchenchef Bastian Falkenroth serviert dort experimentelle, neue Kreationen mit spannenden Zutaten-Kombis auf Sterneniveau, während die innere Ausstattung des Restaurants, das tagsüber ein Café ist, so gemütlich ist wie ein Wohnzimmer. Vor zehn Jahren wäre dieses Konzept wahrscheinlich gescheitert, heute kommen Gourmets genauso wie junge Leute, die gutes Essen ihr Hobby nennen.

Kochen als Popkultur, das ist aber auch ein Markt mit Zeitschriften über Fleisch, durchgestylten Küchen-Utensilien und Anhängern der Biokost. Gutes, gesundes Essen ist eben hipp. Jamie Oliver hat damit ein Teilziel erreicht: Die Menschen wollen sich gesund ernähren. Doch sie tun dies nicht unbedingt, weil ihnen bewusst ist, dass das gut für ihren Körper ist. Sondern, weil das eben zum guten Ton gehört.

Jamie Oliver steht auf von seinem Platz in der Cafeteria. Lange hat er über sein Lieblingsthema gesprochen, hat die Vorteile von gesundem Essen erklärt, von deutscher und rheinischer Wurstverarbeitung geschwärmt, und von Hausfrauen-Küche. Er hätte sicher noch stundenlang weiter diskutieren können. Als er geht, sieht er immer noch aus wie ein Rockstar. Aber das ist er ja auch irgendwie, nur, dass seine Bühne die Küche ist. Laura Ihme

(lai)
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