In ihrem Architekturstudium musste Jung selbst einige Modelle bauen, mit den teilweise vier Meter hohen Großplastiken Tillys haben die allerdings wenig gemeinsam. "Die sind wirklich unheimlich toll gemacht", sagt die 23-Jährige. Beeindruckt ist sie vor allem von der detailreichen Airbrush-Bemalung der fertigen Skulpturen. Tilly erklärt das Geheimnis: "Die wird in vielen Lagen aufgetragen. Wenn sie gut gemacht ist, hebt sie die Plastizität der Figuren hervor." Eine schlechte Bemalung könne allerdings die beste Skulptur ruinieren. Die eigentlichen Körper der Plastiken entstehen aus Maschendraht, hauchdünnem Blumenpapier und Knochenleim. "Andere nehmen Kleister, der braucht aber länger zum Trocknen und wird nicht so hart", sagt Tilly.

Vorbei an den Leimtöpfen geht es in ein großes Zelt, in dem wiederverwendbare Teile aus früheren Jahren lagern. Jung lacht über den überdimensionalen Putin-Kopf, der von einem älteren Wagen stammt. "Da müssen wir mal sehen, ob wir den dieses Jahr wieder nehmen", sagt Tilly. Einige Promis hätten allerdings eine längere Haltbarkeit. Darunter ist auch Prinz Charles, eine Comic-Nachbildung seines Kopfes steht schon seit acht Jahren in der Halle und wartet auf seine Wiederverwendung. "Wir haben ihm mittlerweile graue Haare verliehen, der ist ja etwas länger aktuell als moderne Politiker." Die Auftragsarbeiten für die Karnevalsgesellschaften und Düsseldorfer Firmen haben Tilly und seine Künstler fast alle fertig, demnächst kommt der schönste Teil der Arbeit: die Politik-Wagen. "Ein paar Themen haben wir uns schon überlegt", sagt Tilly. Genaueres will er nicht verraten. Zum Abschied bekommt Nadja Jung ein ganz besonderes Präsent: eine echte Tilly-Erdbeere aus Papier, die sie zusammen mit dem Meister anfertigte.