Jazz-Größe Klaus Doldinger feiert sich zum Geburtstag

Düsseldorf · Immerhin stolze 80 Jahre alt wird Klaus Doldinger, aber man hat den Eindruck, dass er darin nicht mehr als nur einen weiteren runden Geburtstag sieht. Die schönsten Geschenke macht der Jubilar sich jedenfalls einfach selbst.

 Klaus Doldinger tritt bei der Jazz Rally an zwei Abenden in der Tonhalle auf.

Klaus Doldinger tritt bei der Jazz Rally an zwei Abenden in der Tonhalle auf.

Foto: dpa, mjh

Immerhin stolze 80 Jahre alt wird Klaus Doldinger, aber man hat den Eindruck, dass er darin nicht mehr als nur einen weiteren runden Geburtstag sieht. Die schönsten Geschenke macht der Jubilar sich jedenfalls einfach selbst.

Gerade hat er mit seiner Gruppe Passport sein 35. Album mit dem schlichten Titel "Doldinger" aufgenommen, zu den Gästen gehören Helge Schneider und Max Mutzke. Und an seinem Ehrentag am 12. Mai tritt er in der Tonhalle auf. Da das Konzert bereits ausverkauft ist, hängt er einen Tag später noch eins dran. Auch das Motto der Konzerte lässt erahnen, dass Doldinger keine Lust darauf hat, zum alten Eisen gezählt zu werden: "Still Loud" hat er die Auftritte überschrieben.

Der Musiker hat den Eindruck, dass gerade alles zusammenpasst: Der Termin fällt zusammen mit dem Beginn der Jazz Rally, deren Schirmherr er seit 16 Jahren ist - und dem er nun einen Höhepunkt verschafft. Und natürlich kehrt er für die Festkonzerte auch zurück in die Stadt, in der er seine Karriere einst begonnen hat. "Ich habe hier die entscheidende Zeit verbracht."

Düsseldorf ist für Klaus Doldinger, der seit 1968 in Bayern lebt, vor allem die Stadt der glücklichen Fügungen gewesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Familie aus Berlin über mehrere Umwege ins Rheinland. Der Vater war Oberpostdirektor, man lebte in der Dienstwohnung über dem Postamt an der Gneisenaustraße in Pempelfort gemeinsam mit anderen Familien. Doldinger besuchte das Jacobi-Gymnasium an der Rethelstraße und erinnert sich lebhaft daran, wie er als Kind in den Trümmern der zerstörten Stadt spielte. Mit elf Jahren erhielt er ein Stipendium für das Robert-Schumann-Konservatorium - natürlich nicht für Jazz. "Das war bei den Älteren nicht angesagt", sagt Doldinger. "Aber das hat uns nur angefeuert." Im Musikhaus Jörgensen traf er sich als Jugendlicher zum Hören von Jazz-Platten, bei einem Freund mit reichen Eltern und großem Haus in Wittlaer zum Proben. Den ersten Auftritt hatte Doldinger 1953 im "The Bridge" neben dem Breidenbacher Hof, heute befindet sich an der Stelle das Carsch-Haus. Die erste Platte nahm er zwei Jahre später in der Luisenschule auf. Als er 1962 in den Rheinterrassen auftrat, entdeckte ihn der Musikmanager Siggi Loch. "Da begann eigentlich alles", sagt Doldinger.

Der hat im Rückblick den Eindruck, an vielen Stellen sehr viel Glück gehabt zu haben. "Meine Karriere war von Zufälligkeiten geprägt", meint er. Irgendwie habe sich immer eins aus dem anderen entwickelt, erst der weltweite Erfolg mit Passport, dann die Karriere als Filmkomponist. Auch ans Düsseldorfer Schauspielhaus verschlug es ihn. Er wirkte 1966 beim Musical "Hello, Dolly" mit und erlebte hinter den Kulissen wilde Szenen unter dem legendären Intendanten Karl-Heinz Stroux. "Allein darüber könnte ich ein Buch schreiben", sagt Doldinger.

Ein Best-Of aus mehr als einem halben Jahrhundert Musik will er nun bei den Jubiläumskonzerten spielen. Deren Veranstalter ist ausgerechnet die Agentur Heinersdorff. Für Doldinger noch ein Zeichen, dass gerade viele Fäden zusammenlaufen. Mit dem verstorbenen Chef René Heinersdorff hat Doldinger einst sein Abitur abgelegt. "Dass das jetzt alles so zusammengeht, das ist toll." Arne Lieb

(RP)
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