Lesung Katja Kessler spricht über kalifornische Nerds und Heimweh

Düsseldorf · Sie hatte ihre Dramaturgie charmant im Griff. Geschickt kombinierte Katja Kessler die Lesung aus ihrem Bestseller "Silicon Wahnsinn" mit launigen Anekdoten über ihren einjährigen Kalifornien-Trip mitsamt vier kleinen Kindern. Die Autorin war zum dritten Mal in der Buchhandlung Mayersche Droste zu Gast.

 Katja Kessler liest in der Buchhandlung Mayersche Droste.

Katja Kessler liest in der Buchhandlung Mayersche Droste.

Foto: Schaller,Bernd

Sie hatte ihre Dramaturgie charmant im Griff. Geschickt kombinierte Katja Kessler die Lesung aus ihrem Bestseller "Silicon Wahnsinn" mit launigen Anekdoten über ihren einjährigen Kalifornien-Trip mitsamt vier kleinen Kindern. Die Autorin war zum dritten Mal in der Buchhandlung Mayersche Droste zu Gast.

"Schreiben ist eine einsame Angelegenheit", wandte sie sich an ihre Zuhörer. "Man ist eigentlich nie zufrieden. Deshalb freue ich mich immer auf den Moment, in dem ich mit meinen Lesern in Kontakt treten kann. Die Erlösung folgt erst, wenn das Buch gekauft wird und auf der Bestsellerliste nach oben krabbelt." Diesen Erfolg kann Katja Kessler gerade genießen. Auch in Düsseldorf fesselte sie mit Sprachwitz und der Schilderung allseits vertrauter Beziehungs-Hürden.

Dabei plauderte sie unverblümt allerlei Privates über ihre Ehe mit Kai Diekmann aus und verschwieg diskret, dass es sich bei ihm um den mächtigen Chef der "Bild"-Zeitung handelt. Der Untertitel "Wie ich mal mit Schatzi nach Kalifornien auswanderte" bezieht sich auf dessen Arbeitsaufenthalt im Silicon Valley. Sie folgte ihm und landete, leider weit entfernt vom ersehnten San Francisco, in Palo Alto, "einem schrecklichen Kaff voller Nerds". Oft fragte sich die Mutter unter der Last ihrer Verantwortung: "Was mache ich hier eigentlich, wie konnte ich nur meine Kinder in dieses andere Leben stopfen?"

Die steckten das aber locker weg, stellte sie fest. Bloß ihr ging es drüben nicht immer so gut: "Das Tagebuch-Schreiben war wie eine Therapie, mein kleiner innerer Jakobsweg." Es hört sich lustig an, wenn sie über die Fallstricke der amerikanischen Führerschein-Prüfung stolpert, die Ausflüge mit der Familie mit einer "Zwangsbeglückung" für ihre Sprösslinge vergleicht. Aber auch die nachdenklichen Passagen treffen ins Herz. Der Amoklauf eines Schülers an der Ostküste hatte zur Folge, dass ihre Kinder an der Schule den "Red Code Drill" absolvieren mussten, um sich vor Attentätern in Sicherheit bringen zu können - und später von Alpträumen gequält wurden. "Ich möchte unterhalten, aber nicht flach sein", sagt die Autorin.

(go)
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