Stunk-Sitzung Kabarettisten beschwören den "Killeputsch"

Düsseldorf · Ein unerklärlicher Virus, der die Menschen dazu bringt, auch den größten Unsinn zu wählen - das ist die Ausgangssituation für die karnevalistische "Horrorvision" des Stunk im Zakk. So stellt die AfD den NRW-Ministerpräsidenten, und automatisch ist die traditionelle jecke, aber auch knallharte Kabarettschau "nicht mit den Werten vereinbar, die die neue Landesregierung hat". So bekommt auch der alte Anglergruß "Petri Heil" durch die neue Schreibweise "Petry Heil" (Frauke Petry ist die Bundesvorsitzende der AfD) einen deftigen historischen und Unwohlsein verursachenden Bezug. Die 18. Stunk-Sitzung im Zakk beleuchtet die Gegebenheiten der großen und kleinen Welt mit analytischem Blick, bitterbösem Humor, scharfsinnig und scharfzüngig. Das achtköpfige Ensemble wirbt per Schauspiel, Gesang und Parodie in grandiosen Kostümen unter dem Motto "Killeputsch - Die Session frisst ihre Kinder" für eine tolerante sowie weltoffene Politik und Gesellschaft, ist gegen Reglementierung, Langeweile und ein Burka-Verbot beim Tuntenlauf.

 Große Politik auf der Zakk-Bühne (v.l.): Sigmar Gabriel, Christian Lindner, Ursula von der Leyen, Claudia Roth, Angela Merkel, Sahra Wagenknecht.

Große Politik auf der Zakk-Bühne (v.l.): Sigmar Gabriel, Christian Lindner, Ursula von der Leyen, Claudia Roth, Angela Merkel, Sahra Wagenknecht.

Foto: A. Orthen

So bekommt US-Präsident Donald Trump genauso sein Fett weg wie die französische rechte Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen, Horst Seehofer oder Oberbürgermeister Thomas Geisel. Letzterer hat sich den Stunk bereits gemeinsam mit seiner Gattin Vera, seinem Büroleiter Jochen Wirtz, Manni Breuckmann und Borussia-Manager Andreas Preuß angesehen. Der Stunk stellte den "Geiselismus" oder auch das "Geisel-Paradoxon" vor. Der OB habe so einiges angekündigt, sei danach aber abgetaucht. "Früher nannte man das TTV - Täuschen, Tarnen und Verpissen. Aber er wollte doch nur die Diskussion anregen. Anderswo heißt das wohl alternative Fakten", schallte es von der Stunk-Bühne. Da hielt es der OB nach dem alten Berliner Song "Aber dennoch hat sich Bolle (Geisel) ganz köstlich amüsiert". Ob Trump inzwischen einen Anti-Stunk-Twitter-Kommentar losgelassen hat, ist unbekannt.

Was die Stunk-Autoren Sabine Wiegand, Martin Maier-Bode und Jens Neutag umtreibt, ist der unübersehbare Rechtsruck in Europa und den USA. Deshalb endet der schunkellose, aber schwungvoll-dynamische Karnevalsauftakt für Stunker erstmals mit einer nachdenklich stimmenden Nummer und einer ernst gemeinten Aufforderung: "Gehen Sie wählen bei der Landtags- und Bundestagswahl", meint Stunk-Moderator Harry Heib. "Wählen Sie aber bitte keinen Quatsch."

(tino)
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