Oscar-Kandidat Hauschka "Justin Timberlake fand ich sehr nett"

Düsseldorf · Im Leben vonVolker Bertelmann alias Hauschka geht derzeit alles Schlag auf Schlag. Nur wenige Tage nach der Oscar-Verleihung, bei der er wie schon zuvor bei den Golden Globes leer ausging, ist der Düsseldorfer schon wieder auf Tour.

Volker Bertelmann alias Hauschka war als Komponist des Soundtracks "Lion" für einen Oscar nominiert.

Volker Bertelmann alias Hauschka war als Komponist des Soundtracks "Lion" für einen Oscar nominiert.

Foto: dpa, bsc kde

Im Leben von Volker Bertelmann alias Hauschka geht derzeit alles Schlag auf Schlag. Nur wenige Tage nach der Oscar-Verleihung, bei der er wie schon zuvor bei den Golden Globes leer ausging, ist der Düsseldorfer schon wieder auf Tour.

Beim Telefoninterview klingt seine Stimme ein bisschen so, als könnte er mehrere Mützen Schlaf vertragen. Kein Wunder, seine Tage sind derzeit sehr, sehr voll.

Mit dem Soundtrack zu "Lion" waren Sie für den Golden Globe und für den Oscar nominiert, sind aber in beiden Fällen leer ausgegangen. Wie enttäuscht waren Sie?

Volker Bertelmann Bei den Golden Globes war vergleichsweise mehr Enttäuschung dabei, weil es da vorher ein paar Anhaltspunkte gab, dass die Entscheidung knapp ausfallen könnte. Bei den Oscars war dann die Nominierung an sich schon toll. Und sie hat natürlich auch viel Aufmerksamkeit erzeugt. Im Fall der Golden Globes war das Medienecho - abgesehen von den lokalen Medien - ja noch recht mäßig. Da war eigentlich immer nur von "Toni Erdmann" die Rede. Das hat sich mit der Oscar-Nominierung dann total gedreht. Da gab es plötzlich ein völlig anderes Interesse.

Wie viele Interviews haben Sie Journalisten in den vergangenen Wochen gegeben?

Bertelmann So 60 bis 70 dürften es wohl gewesen sein. Für Medien aus Russland, Mexiko, Argentinien und natürlich auch viele aus Deutschland, den USA und England.

Sie hatten vor den Oscars bereits Erfahrungen mit Preisverleihungen gesammelt. Gab es trotzdem ein Detail, das Sie überrascht hat?

Bertelmann Das ist natürlich alles sehr professionell gemacht und kommt auf Bildern immer total glamourös rüber. Aber am Ende des Tages, wenn du live dabei bist, schrumpft das auf eine Veranstaltung zusammen, die real ist wie ein Theaterbesuch. Und manchmal auch ein bisschen langwierig. Vom roten Teppich jetzt mal abgesehen. Der rote Teppich ist natürlich aufregend. Unglaublich viele Fotografen. Wahnsinnig viel Presse. Insgesamt fand ich den Abend auf jeden Fall unterhaltsam. Auch weil er für eine Oscar-Verleihung sehr bissig war. Und sehr politisch.

Gab es eine Begegnung, die bei Ihnen bleibenden Eindruck hinterlassen hat?

Bertelmann Nein, bei dem Oscar-Abend selber nicht. Es finden aber im Vorfeld der Oscars immer schon diverse Feierlichkeiten statt. In der Woche vor der Verleihung gab es zum Beispiel ein gemeinsames Abendessen aller Nominierten aus der Sparte Musik. Dustin O'Halloran und ich waren an einem Tisch mit 14 Leuten. Mir gegenüber saß Justin Timberlake. Mit ihm habe ich mich lange unterhalten. Den fand ich sehr nett. Zu späterer Stunde kam dann noch Quincy Jones, ich nehme an, als eine Art Ehrengast. Mit dem habe ich auch länger gesprochen. Er hat ja viele Platten von Michael Jackson produziert, darunter "Thriller". Das hat mich sehr interessiert. So ein Urgestein zu treffen, ist natürlich toll.

Sie sind vor einer Woche aus den USA zurückgekommen und sind schon wieder auf Tour. Kaum Zeit zum Verarbeiten. Wie schaffen Sie das?

Bertelmann Dadurch, dass ich arbeite, bin ich eigentlich relativ schnell wieder im Hier und Jetzt. Das Schöne bei mir ist ja, dass die Arbeit nicht Arbeit ist, die ich mache, um danach Freizeit zu haben. Sondern ich mache ja das, was ich normalerweise in der Freizeit machen würde. Das ist ja sozusagen meine Lebensaufgabe. Insofern macht mir das alles total Spaß. Und verarbeiten muss man gar nicht so viel. Manche Dinge werden halt auch leichter, wenn man zum Beispiel in der Business Class reist, wo man gut schlafen kann. Man kommt ausgeruht an, zieht sich einen Anzug an und kann direkt irgendwo hingehen.

Was steht bei Ihnen in den kommenden Wochen an?

Bertelmann Bald geht es nach Istanbul, London und Bukarest. Und in der Elbphilharmonie in Hamburg spiele ich auch ein Konzert. Außerdem arbeite ich gerade noch an einer Komposition für den israelischen Mandolinisten Avi Avital. Ein toller Virtuose! Ich schreibe zwei Stücke für ihn und ein Streich-Quartett fürs "Schleswig-Holstein Musik Festival".

Gibt es auch neue Filmmusik-Projekte?

Bertelmann Natürlich bekomme ich momentan diesbezüglich viele Anfragen. Bei einer Reihe von Filmen bin ich auch schon im Gespräch. Ein Projekt ist bereits spruchreif. Das ist wieder ein australischer Film. Er heißt "Hotel Mumbai". Da geht es um den Terroranschlag auf das Hotel Taj Mahal in Mumbai im Jahr 2008. Dev Patel, der Hauptdarsteller aus "Lion", ist auch wieder mit dabei. Das ist das nächste größere Filmprojekt, das ansteht. Im Moment arbeite ich noch an der Musik zu einem Dokumentarfilm, der im April beim "Tribeca Film Festival" in New York läuft. Die muss bis Anfang April fertig werden.

Am 31. März erscheint Ihre neue CD "What If". Der Sound ist anders als bei den vorherigen Werken. Düsterer.

Bertelmann Stimmt. Ich wollte mir bewusst eine Möglichkeit schaffen, mich ein wenig abzugrenzen vom Film-Soundtrack, der ja immer auch sehr funktional ist.

Das Gespräch führte Alexandra Wehrmann

(RP)
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