Festival Jazz Rally feiert mit drei Generationen

Düsseldorf · Die Jazz Rally ist jünger und internationaler geworden. Bei idealem Wetter gab es mehr Besucher als im vorigen Jahr, nämlich mehr als 300 000. Schirmherr Klaus Doldinger freute sich über den Zuspruch und das bestens aufgelegte Publikum: "Die Leute sind toll mitgegangen."

 Die Musikerinnen von Venusbrass marschierten und tanzten vor mehreren hundert Zuhörern durch das Audi-Autohaus an der Oberbilker Allee und wurden damit zu einer der Entdeckungen des Festivals.

Die Musikerinnen von Venusbrass marschierten und tanzten vor mehreren hundert Zuhörern durch das Audi-Autohaus an der Oberbilker Allee und wurden damit zu einer der Entdeckungen des Festivals.

Foto: Bernd Schaller

Die Jazz Rally ist jünger und internationaler geworden. Bei idealem Wetter gab es mehr Besucher als im vorigen Jahr, nämlich mehr als 300 000. Schirmherr Klaus Doldinger freute sich über den Zuspruch und das bestens aufgelegte Publikum: "Die Leute sind toll mitgegangen."

Die Stimmung in der Altstadt und am Rheinufer pendelte drei Tage zwischen Ferienlaune und Partyspaß. Die neuen Reservierungstickets kamen an - beim Top-Konzert mit Matt Bianco sicherten sich 700 Besucher so ihren Platz im Zelt auf dem Burgplatz. Die Festival-Bilanz im einzelnen:

Das Konzept Der neue künstlerische Beirat aus Dieter Falk, Reiner Witzel und Nils Gropp hat eine gelungene Premiere hingelegt. Das Festival hatte hohen Unterhaltungsfaktor, weil es neben bekannten Namen auch viele Überraschungen bot und zudem den Nachwuchs gleich auf zwei Bühnen förderte. Der Erfolg drückte sich im selbstbewussten Resümee Witzels aus. Er meinte, die Rally sei "früher flacher gewesen" und nun "hochkarätiger, vielseitiger und internationaler" - was Doldinger ein wenig relativierte, weil "die Jazz Rally gerade vielen deutschen Musikern, die sonst keine Plattform finden, eine Präsenz bietet".

Ausgezahlt hat sich in den Augen von Boris Neisser, Chef des Veranstalters Destination Düsseldorf, der Aufbau des nun fast doppelt so großen Konzertzelts. Die Kritik daran nahm Neisser gern in Kauf. "Bei den ausverkauften Konzerten hätten sonst 600 Leute vor der Tür gestanden." Neisser sähe am liebsten auch Superstars wie Chaka Khan im Zelt, 70 000 Euro Gage passen aber (noch) nicht ins Rally-Budget.

Die Stars Er war der Knaller zum Finale: Matt Bianco rockte das ausverkaufte Zelt. Mit Mark Reilly als Frontmann begeisterte die Band mit ihrem leichtfüßigen Musik-Mix aus Pop, Soul, Bossa- und Samba-Rhythmen. Karibik trifft Jazz - genau das war es, was die Musikfans an diesem lauen Sommer-Sonntagabend so richtig in Wohlfühl-Stimmung brachte. Nicht nur bei den bekannten Hits wie "Half A Minute", "More Than I Can Bear" oder "Whose Side Are You On" wurde mit gesungen und getanzt. Ein wenig enttäuschend verlief dagegen gleich davor die Hommage an Frank Sinatra, der in diesem Jahr 100 geworden wäre. Dem Auftritt der Sinatra Tribute Band mit Max Neissendorfer fehlte der Schwung. Ganz anders die Show der Brand New Heavies mit Sängerin Dawn Joseph - bei ihrem Auftritt konnte am Samstagabend im Konzertzelt kaum jemand stillstehen.

 Das Konzertzelt auf dem Burgplatz fasst jetzt 1700 Besucher. Nicht gerade intim - aber dafür gab es nicht so viele abgewiesene Besucher und somit weniger Frust.

Das Konzertzelt auf dem Burgplatz fasst jetzt 1700 Besucher. Nicht gerade intim - aber dafür gab es nicht so viele abgewiesene Besucher und somit weniger Frust.

Foto: Schaller,Bernd (bs)

Zum Höhepunkt mit Wiederholungspflicht im nächsten Jahr geriet die Jam Session im Breidenbacher Hof. Die eigene Jazz-Reihe hat das Nobelhotel leider eingestellt, jetzt aber trafen sich hier Spitzenkönner und spielten zusammen. Doldinger und Witzel legten mit ihren Saxophonen vor, dann folgten Musiker wie Rick Margitza und Matthias Bublath. Nicht so sensationell, aber dennoch spektakulär: das Zusammenspiel von Vater und Sohn Dauner im Landtag - der eine einer der bekanntesten Jazzpianisten des Landes, der andere Drummer der Fantastischen Vier. Die 400 Stühle reichten nicht, mehr als 700 Zuhörer verteilten sich im Foyer.

Nachwuchs Nicht nur was für Spezialisten: Diese Konzerte waren vielfach begehrt. Im FFT Juta reichte der Platz schon am Freitag bei PC Energetic mit Gitarrist Philip Czarnecki kaum. Gut 80 teils wütende Interessenten mussten am Samstag bei Johanna Schneider draußen bleiben. Ein Höhepunkt war im Anschluss an gleicher Stelle Max von Einem mit seiner Band, allesamt exzellente Musiker. Der Posaunist verzauberte mit seinen teils sphärischen Klängen das Publikum.

Familien Kreischende Zuhörer gehörten bisher zu den eher seltenen Erscheinungen der Jazz Rally - bis zu diesem Jahr. Diesmal nämlich gastierte der Düsseldorfer Kinderliedermacher Volker Rosin auf dem Marktplatz, um dort sein Jazz-für-Kinder-Album "Der blaue Hund will tanzen" zu präsentieren. Dafür hat er bekannte Jazz-Stücke mit für Kinder leicht verständlichen Texten versehen. Die Zielgruppe vor der Bühne und auf den Schultern ihrer Erziehungsberechtigten mochte den neuen Stil hör- und sichtbar und warb dafür, dass Kinderprogramm im nächsten Jahr mindestens zu wiederholen.

Besondere Momente Der Düsseldorfer neigt ja dazu, am Wochenende mal durchs Autohaus zu flanieren. Aber Klatschen, Tanzen, Jubeln gehörte bis jetzt noch nicht zu dem Phänomen. Das änderte die Formation Venusbrass im Autohaus an der Oberbilker Allee. Mit ihren Blas- und Schlaginstrumenten marschierten und tanzten die fünf Musikerinnen und ihr Kollege dort, wo sonst der Neuwagenverkäufer seine Kunden zu überzeugen sucht.

Geradezu euphorisch wurde der Auftritt von Jesper Munk im Kommödchen aufgenommen. "Ein absolut außergewöhnliches Konzert", schwärmte Neisser. Dies gilt auch für den Auftritt von Kontrabassist Christian McBride in der Rheinterrasse - die Leute saßen im überfüllten Rheingoldsaal sogar auf dem Boden und waren schlicht verzückt. dh/hdf/ujr

(RP)
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