Auszeichnung Industrie-Club ehrt Altersforscherin

Düsseldorf · Sie ist selbst erst 40 Jahre alt, kennt sich mit dem Alter aber ziemlich gut aus. Und genau darum wurde die Neurologin Agnes Flöel gestern vom Industrie-Club mit der Seneca-Medaille für Alternsforschung ausgezeichnet.

 Agnes Flöel wurde gestern im Industrie-Club von Joachim F. Scheele (re.) und Fritz Boege mit der Seneca-Medaille ausgezeichnet.

Agnes Flöel wurde gestern im Industrie-Club von Joachim F. Scheele (re.) und Fritz Boege mit der Seneca-Medaille ausgezeichnet.

Foto: endermann

Sie ist selbst erst 40 Jahre alt, kennt sich mit dem Alter aber ziemlich gut aus. Und genau darum wurde die Neurologin Agnes Flöel gestern vom Industrie-Club mit der Seneca-Medaille für Alternsforschung ausgezeichnet.

Der Preis ist mit 20 000 Euro dotiert und wurde bereits zum fünften Mal vom Industrie-Club verliehen. "Bislang kamen unsere Preisträger aus dem Ausland", so Joachim F. Scheele, Vorsitzender des Vorstands des Industrie-Clubs. Darum freute er sich mit seinen Kuratoriums-Kollegen ganz besonders, dass die Auszeichnung in diesem Jahr nach Berlin geht — "und an eine Frau".

160 Gäste waren am Abend dabei, als das Kuratorium den Preis verlieh. Zu diesem Kreis gehören die Mediziner Fritz Boege, Alexander Bürkle, Martin Haupt, der Rektor der Heinrich-Heine-Universität, Michael Pieper, Johannes Siegrist sowie Alfons Schnitzler. Der Neurologe hielt die Laudatio auf die Preisträgerin, bevor es bei einer Podiumsdiskussion ebenfalls um das Thema Altersdemenz ging. Moderiert wurde sie von Joachim Müller-Jung von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der für den Herausgeber der Zeitung, Frank Schirrmacher eingesprungen war. Dieser hatte sich am Nachmittag wegen Krankheit entschuldigen lassen.

Die Hamburgerin Agnes Flöel forscht an der Charité in Berlin zum Thema Altern, will ergründen, wie Demenz und Alzheimer entstehen, wie man eventuell vorsorgen oder die Leiden lindern kann. Eines hat sie bereits herausgefunden: "Gesunde Ernährung und Bewegung sowie geistige und soziale Aktivitäten schützen vor Alterungsprozessen."

Wer dagegen unter Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes leidet, zusätzlich noch raucht oder sich ungesund ernährt, habe eine große Chance auf Demenz. Sie plädiert generell für Aktivitäten: "Jede neue Aufgabe, die ein Mensch erledigen muss, jeder neue Kontakt, belebt die Gehirnzellen." Dass die im Alter sterben und sich nicht mehr oder nur minimal zurückbilden, sei mittlerweile bekannt. Darüber hinaus hat die Preisträgerin untersucht, dass kalorienreduzierte Ernährung den Gehirnzellen gut tut und in Kombination mit Sport die Gehirnleistung wieder erhöhen kann.

Flöel, auch Preisträgerin des renommierten Pette-Preises der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, schlägt als Vorsorgemöglichkeit allen Hausärzten vor, auf Patienten jenseits des 55. Lebensjahres zu achten. "Sie sollten sie fragen, ob das Gedächtnis schlechter geworden ist und ob sie das besorgt." Spezielle Untersuchungen mit dem Ziel, Alzheimer oder Demenz im Hirn zu erkennen, seien schwierig und nicht zuverlässig."

Der Industrie-Club fördert seit vielen Jahren Wissenschaft, Forschung und Lehre. So werden Doktoranden der Heinrich-Heine-Universität unterstützt, es wird aber auch der Wissenschaftspreis verliehen. Er wendet sich speziell an junge Wissenschaftler und ist ebenfalls mit 20 000 Euro dotiert. Außerdem ermöglicht der Club zwei Elite-Studenten der Fachhochschule ein Auslandssemester.

Ob die Preisträgerin von gestern ihre Preis-Summe in die Forschung investieren muss? Scheele: "Auf keinen Fall. Sie darf damit ruhig in Urlaub fahren."

Anke Kronemeyer

(RP)
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