Porträt Geiger Miki macht Klassik modern

Düsseldorf · Der eingefleischte Klassik-Fan wird seinen Ohren kaum trauen. Geliebte, oft gehörte Stücke werden plötzlich mit modernen Komponenten versehen und dabei ganz eigen interpretiert. Kurzgefasst: Klassik meets HipHop.

 HipHop-Geiger Miki Kekenj komponiert und ist hauptberuflich der 1. Konzertmeister der Bergischen Symphoniker.

HipHop-Geiger Miki Kekenj komponiert und ist hauptberuflich der 1. Konzertmeister der Bergischen Symphoniker.

Foto: Sandra Muequin

Konzertmeister Miki Kekenj hat sich mit dieser Mischung der beiden Musikrichtungen einen Traum erfüllt. "Es ist hochspannend, eine musikalische Sprache zu finden, die diese ganz unterschiedlichen Richtungen und Stile verbindet", sagt der 33-Jährige.

2002 fing Miki, wie er sich in der Szene nennt, sein Studium an der Robert-Schumann-Hochschule an. "Ich bin mit Leib und Seele Violinist", sagt er. Eine Wahl habe er eh nicht wirklich gehabt. "Das Instrument gehört seit Generationen zu meiner Familie." Schon im Alter von sechs Jahren fing er an, Geige zu spielen, diese zu erkunden und zu lernen. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr verfolgt der heute zweifache Familienvater seine zweite Leidenschaft für die Komposition und Produktion von soullastigen Hip-Hop-Tracks. Da lag es nahe, diese beiden musikalischen Welten irgendwann zu kombinieren. Mit seinem Werk "Opus 1" hat er dies verwirklicht. "Ich mache einfach das, was ich kann. Tracks produzieren und Geige spielen."

Dass er damit einen Nerv in der Szene getroffen hat, zeigt sein Erfolg. Viele bekannte Künstler arbeiten mittlerweile mit ihm zusammen. So komponiert, arrangiert, produziert und performt er seine Musik zusammen mit bekannten Gastkünstlern wie Curse, Mellow Mark, Reen, Ono und Chima — Musiker, die in der HipHop-Szene berühmt sind. 2007 feierte er mit seinem ersten Werk im proppenvollen Robert-Schumann-Saal Premiere. "Musikerkollegen für meine Idee zu begeistern, war überhaupt nicht schwer", sagt er. Künstler seien schließlich immer auf der Suche nach etwas Neuem — "das ist eine Art Berufskrankheit."

Gerade erst stand Miki in der Philharmonie in Essen mit Max Mutzke und einem Streichquartett auf der Bühne — und auch dieser Auftritt kam wieder super beim Publikum an. "Es ist im Vorfeld zwar irre viel Arbeit", sagt Miki. "Aber der Moment im Saal, wenn alle aufstehen und mitfeiern, ist einmalig." Sein Publikum während dieser Konzerte ist bunt gemischt. "Der eine oder andere klassische Klassik-Fan, der die ganze andere Atmosphäre genießt, ist schon unter den Zuhörern." Doch im Großen und Ganzen seien die Zuschauer bei diesen Konzerten eher jünger. Seinem Traum ist er mit diesem Auftritt wieder ein Stück näher gekommen. "Eine Performance in Amerika, mit einem dort bekannten Künstler, wäre schon toll."

Trotz des großen Erfolges mit der Mischung der beiden Musikrichtungen liebt er auch seinen Job als Konzertmeister der Bergischen Symphoniker. "Der Wechsel zwischen den Welten macht es immer wieder spannend." Christine Wolff

(cwo)
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