Virtuelle Welten Freunde durch dick und digital

Düsseldorf · Dieses Trio steht für eine neue Ära: Sebastian Kreutz, Jessica Karger und Oliver Eberlei sind das, was viele als Digital Natives bezeichnen, also junge Leute, die alles Digitale quasi mit der Muttermilch aufgesogen haben und sich daher mit schlafwandlerischer Sicherheit in der neuen Technik-Welt bewegen. Alle drei haben schon früh begonnen, in einem Segment Fuß zu fassen, von dem bekannt ist, dass es mittlerweile mehr Umsätze macht als die Filmbranche: Sie entwickeln Spiele.

 Dieses Trio ist fasziniert von der Magie virtueller Welten: Jessica Karger, Oliver Eberlei und Sebastian Kreutz (v.l.) in ihrem Holocafé.

Dieses Trio ist fasziniert von der Magie virtueller Welten: Jessica Karger, Oliver Eberlei und Sebastian Kreutz (v.l.) in ihrem Holocafé.

Foto: Andreas Endermann

"Es ist faszinierend, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, Welten zu kreieren, die es in echt gar nicht gibt", sagt Sebastian Kreutz. Jessica Karger gefällt, dass es in ihrem Genre völlig egal ist, wer die Spiele kreiert - ob Mann oder Frau. "Am Ende muss es den Leuten da draußen gefallen, das ist das einzige Gesetz, das zählt", sagt sie. Der Dritte im Bunde - Oliver Eberlei - war schon recht gut aufgestellt als selbstständiger Entwickler, als die Truppe in ihrer aktuellen Formation zusammenfand. "Ich lebe meinen beruflichen Traum", sagt er.

Schon vor fast zwei Jahren poppte bei den jungen Unternehmern die Idee auf, ein Holocafé zu eröffnen. Diese Art von Treffs gibt es in den USA mittlerweile recht häufig: Hier versammeln sich Nerds und Normalos, um mit Hilfe von speziellen Masken und anderen Utensilien in die virtuelle Realität abzutauchen und dabei mitunter völlig schräge Abenteuer zu durchleben: In der Arena verteidigen die Spieler zum Beispiel ihre Kameraden mit Bogen, Feuerbällen und Schilden gegen Drohnen. Wer Chaos mag, der bekommt es hier auf dem Silbertablett präsentiert. Die Spieler müssen die wohl marodeste und am schlechtesten geführte Raumstation aller Zeiten vor dem Auseinanderfallen bewahren.

Auf den Spielflächen lassen die Holocafé-Betreiber durch Sensoren die Bewegungen von Kopf, Händen und des gesamten Körpers erfassen und übernehmen sie in die virtuelle Umgebung. Das soll ganz bewusst an das berühmte Holodeck in der legendären Star-Treck-Serie erinnern, in der beliebige virtuelle Welten via Hologramm darstellt werden.

"Der eigene Körper ist natürlich noch da, aber der Geist, das Bewusstsein entschwindet in andere Sphären", sagt Sebastian Kreutz. "Diese Sphären sind knallbunt, surreal und erscheinen wie von einer anderen Welt", erklärt Jessica Karger. "Das farbenprächtige Unrealistische hat Hochkonjunktur", freut sich Oliver Eberlei. Die Resonanz gibt den drei Freunden Recht: In ihr Holocafé im Souterrain der Düsseldorf Arcaden in Bilk strömen die Düsseldorfer, die den Sprung in eine andere Welt wagen, um auch mal den Kopf frei zu bekommen.

Und wie es sich für diese frische Combo gehört, die sich in Spielerkreisen einen guten Namen machte, ist ihre Verbindung untereinander nach Feierabend nicht gekappt: "Als Geeks sind wir natürlich passionierte Zocker", sagt Sebastian Kreutz im typischen Jargon seiner Branche. "Wir ziehen aber auch los und gehen einfach nur spazieren in den schönen Düsseldorfer Parks oder im Neandertal."

Seine beiden Freunde wissen die Ruhe ebenso zu schätzen. "Wenn man den ganzen Tag mit Bits und Bytes zu tun hat, dann muss man seine Gedanken auch mal wieder auf etwas anderes lenken", sagt Oliver Eberlei. Jessica Karger greift diesen Gedanken auf: "Der Witz ist: Viele Leute kommen zu uns, um abzuschalten. Wir schalten ab, wenn wir in die Natur gehen. Eigentlich logisch, aber trotzdem ist es für viele doch erst einmal überraschend."

Ein Motto hat sich das eingeschworene Trio auf die Fahnen geschrieben. "Der Weg ist das Ziel". Kreutz: "Wir wollen ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen und uns gleichzeitig kreativ entfalten." Tino Hermanns

(RP)
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