Kochbuch Es muss nicht immer Döner sein

Düsseldorf · Paella, Pizza und Pasta kennt jeder - aber Pilaw? Da geraten die meisten ins Grübeln. Dieses Gericht aus Reis und verschiedenen Zutaten (Fleisch, Fisch, Sultaninen) ist in der Türkei (und anderen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens) verbreitet wie die Nudel in Italien oder die Paella in Spanien. Aber in Deutschland ist die Spezialität eher ein Exot.

 Orhan Tancgil und seine Frau Orkide haben das Buch "Türkei vegetarisch" herausgebracht.

Orhan Tancgil und seine Frau Orkide haben das Buch "Türkei vegetarisch" herausgebracht.

Foto: Anne Orthen

Das muss sich dringend und bald ändern, findet Orhan Tancgil. Der Designer, Autor, Koch und Verleger - geboren 1973 als Sohn türkischer Eltern in Essen - arbeitet mit seiner Frau Orkide, einer Autorin, mit Nachdruck daran, den Deutschen die Leckereien vom Bosporus buchstäblich schmackhaft zu machen. Unter anderem betreiben sie mit Freunden den Food-Blog kochdichtürkisch.de, geben Kochbücher heraus und organisieren in ihrem kleinen Laden an der Birkenstraße in Flingern Kurse oder Weinverkostungen (mit türkischen Weinen!).

Aktuellstes Werk: ein Kochbuch mit dem Titel "Türkei vegetarisch". Diese Kombi erstaunt nur den, der noch nie in einem wirklich guten türkischen Restaurant gegessen oder in der Türkei Urlaub gemacht hat. Denn fleischfreie Salate, Suppen, Dips, Pasten und Käse spielen in der sehr umfangreichen Küche des Landes eine zentrale Rolle. Die traditionelle Kochkunst der Türken wird von Kennern übrigens in einer ähnlichen Liga gesehen wie die Italiens oder Frankreichs. Dass dies aber in Europa kaum bekannt ist, liegt an der speziellen Koch- und Küchenkultur des Landes zwischen Istanbul und Ankara: Gekocht wird daheim traditionell nur von der Mutter, und sie gibt die Rezepte, wenn überhaupt, nur mündlich, keinesfalls an ihre Söhne ("Männer haben in der Küche nichts verloren!"), sondern an ihre Töchter weiter. Da auch das nicht mehr so gepflegt wird wie in früheren Zeiten, drohen manche Spezialitäten in Vergessenheit zu geraten - und dies wollen Orhan und Orkide verhindern. Anspruchsvolles Kochen hat in der Türkei eine lange Tradition. Im Topkapi-Palast in Istanbul sind heute noch die riesigen Küchen des Sultans zu bestaunen.

Also - wer bei türkischem Essen nur an Köfte und Döner denkt, der hat keine Ahnung, was er versäumt.

Das hat inzwischen auch die Firma Vorwerk in Wuppertal erkannt, die seit Jahrzehnten ein elektrisches Küchenhelferlein produziert, dessen Name "Thermomix" von seinen Eigentümern nur voller Ehrfurcht geraunt wird. Ab dem Herbst gibt es für diesen emsigen Koch-Tausendsassa (quirlt, rührt, mixt, schnibbelt, kocht, dünstet, mengt, wiegt - nur braten und backen kann er nicht!) ein Kochbuch ausschließlich mit türkischen Rezepten. Gemacht wurde es von einem weiteren Mitglied der kochdichtürkisch-Crew in Flingern: Nilüfer Sahin. Die Journalistin fungiert als Autorin und Herausgeberin, als literarischer Sous-Chef half ihr Mann Yusuf, ebenfalls Teil der Mannschaft in Flingern. Gemeinsam mit Orhan und Orkide sehen die beiden sich in einer klaren Verantwortung: Botschafter für türkische Hausmannskost.

(RP)
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