Reiner Tisch Ein Kölner macht Kabarett in Düsseldorf

Düsseldorf · Es war kurz nach 22 Uhr am Montagabend, als sich Jürgen Becker auf den Weg zur Bühne im Uerige machte. Vorbei an Bierfässern und Zuschauern bahnte sich der beliebte Kabarettist ("Mitternachtsspitzen") den Weg zum Podium.

Es war kurz nach 22 Uhr am Montagabend, als sich Jürgen Becker auf den Weg zur Bühne im Uerige machte. Vorbei an Bierfässern und Zuschauern bahnte sich der beliebte Kabarettist ("Mitternachtsspitzen") den Weg zum Podium.

War dort noch in den vergangenen zwei Stunden mit rheinisch-düsseldorferischem Akzent gesprochen worden, gab es nun Kabarett op Kölsch. Becker war an diesem Abend Gaststar bei Frank Küsters Veranstaltungsreihe "Reiner Tisch" .

Doch wer von dem Gast die üblichen Düsseldorf-Köln-Witze erwartet hatte (die im Falle von Becker wohl eher zu Lasten der Landeshauptstadt gehen müssten), wurde enttäuscht. Stattdessen bekamen die Besucher kluges Kabarett vom Allerfeinsten serviert. Warum etwa scheiterte eigentlich die schwarz-grüne Koalition? — Becker hatte die Antwort parat: "Die Basis der Partei hat lange mit sich gehadert, ob sie mit solchen Spießern zusammenarbeiten will. Schließlich hat die Mehrheit der CDU dazu Nein gesagt."

Und auch das Leben und Wirken von Konrad Adenauer, erster Bundeskanzler und langjähriger Oberbürgermeister der Stadt Köln, wurde in Beckers Programm gewürdigt. Dass einst Bonn Bundeshauptstadt wurde beispielsweise, ist nach Beckers Ausführungen einzig der Bequemlichkeit Adenauers zu verdanken: "Der wollte nicht weg aus Rhöndorf, schließlich lag das für ihn ganz nah an Paris und da hat er alle davon überzeugt, für Bonn zu stimmen", sagte er.

Und auch die eigene Heimatstadt wurde bei Becker nicht verschont: "Man muss sich Köln schön saufen. Die Stadt hat es wirklich nicht leicht: Auf der einen Seite gab es da diese Landeshauptstadt, und dann war da noch lange Zeit die Bundeshauptstadt in der Nähe. Und man selbst ist ein Nichts."

Die Reaktion des Publikums: lautes Klatschen und viele Zugabe-Rufe. Offenbar waren viele nur wegen Becker zum "Reinen Tisch" gekommen — für einige gab es sogar keine Karten mehr. Zweimal noch betrat Jürgen Becker nach seinem Auftritt die Bühne zur Zugabe und lobte dabei auch seinen Gastgeber, Frank Küster: "Er macht das seit vielen Jahren ganz wunderbar, und ich finde auch, der Uerige ist ein toller Ort. Ich bin wirklich gerne hier." Zuletzt war Becker im Februar bei der Schrottgala dort aufgetreten. Einmal im Monat rechnet Frank Küster beim "Reinen Tisch" im Uerige mit den Geschehnissen der vergangenen Tage und Wochen in Politik und Gesellschaft satirisch ab. Unterstützung bekommt er dabei jedes Mal von seiner Zwei-Mann-Kapelle mit Andreas Hirschmann am Keyboard und Marcel Mader am Schlagzeug. Mitgestaltet wird das kabarettistische Programm außerdem stets von zwei Gaststars: Am Montag trat neben Becker auch die Kabarettistin Anka Zink im Uerige auf. Laura Ihme

(lai)
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