Altbier Ein Denkmal für den Köbes
Düsseldorf · Ein Köbes ist nur ein Köbes? Ein Kellner wie andere auch? Oder ist der Köbes ein Original, so legendär übellaunig und nie um einen herben Spruch verlegen, dass er etwas ganz Typisches für die Düsseldorfer Altstadt ist und eine solche Wirtshaus-Errungenschaft, dass man ihm dringend ein Denkmal setzen muss?
Für den Baas der Düsseldorfer Jonges, Wolfgang Rolshoven, und seine Mitstreiter ist Letzteres eine Tatsache. Und deswegen will der Heimatverein dem Köbes nun ein Denkmal setzen. Als Künstler ist Peter Rübsam ausgeguckt, laut Rolshoven sind der Oberbürgermeister, die Bürgermeister und der Kunstbeirat dafür; die Verhandlungen mit Peter König (Füchschen), Thea Schnitzler-Ungermann (Schumacher), Karl-Heinz Gatzweiler (Schlüssel) und Michael Schnitzler (Uerige) laufen, es gibt sogar schon Vertragsentwürfe. Mitte 2016 soll das Denkmal feierlich enthüllt werden. Offen scheint nur noch die Frage, ob der Köbes ein Handtuch aus Basaltlava trägt oder nicht.
So weit, so gut. Aber kann die Runde mit einem leckeren Alt, das die Großtat besiegelt, tatsächlich schon gezapft werden? Danach sieht es derzeit überraschenderweise nicht aus, das Bier in den Gläsern bliebe wohl beim Zappes stehen und würde schal, weil die Euphorie nämlich gar nicht so groß ist. Und das hat nichts damit zu tun, dass der Name Köbes eine kölsche Form (!) von Jakob sein soll und der Legende nach Pilger vom Jakobsweg so hießen, die so fleißig in den Wirtshäusern von ihren Erlebnissen erzählten, dass sie angestellt wurden. Hört man in den Brauhäusern nach, sind nach einiger Höflichkeit ("eine schöne Idee, sympathisch, müssen wir überlegen") viele Fragen zu hören. "Wieso muss ausgerechnet der Köbes so herausgehoben werden?", fragt etwa Michael Schnitzler. "Was ist denn mit unseren Köchen und noch wichtiger: mit unseren Brauern, ohne die es ja gar kein Alt gäbe?", meint Peter König. Thea Schnitzler-Ungermann will lieber nichts sagen, Karl-Heinz Gatzweiler lässt über seinen PR-Berater Zustimmung zur Idee an sich erkennen, bleibt in einem anderen Punkt aber zurückhaltend: den Penunzen. Denn die Frage ist ja auch: Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?
Rolshoven hat einen engen Draht zu den Inhaberfamilien der Brauhäuser, was angesichts der Liebe zur Tradition auf beiden Seiten nicht verwunderlich ist - der Chef der Jonges und der einer Hausbrauerei heißen sogar beide gleich, nämlich Baas (Meister, Chef). Aber das Jonges-Denkmal für den Köbes sollen letztlich die vier großen Hausbrauereien bezahlen. Jede von ihnen soll 10.000 Euro auf dem Deckel stehen haben, wenn das Projekt verwirklicht ist. Und da fragt Peter König: "Haben wir im Augenblick in Deutschland nicht andere Probleme, etwa die Integration der Flüchtlinge?" Auch ist der Standort ein Problemfall, der zunächst ausgeguckte Bolker Stern kommt nicht so gut an, der Burgplatz ist fraglich. Sogar die Köbesse fühlen sich nicht nur gebauchpinselt. "Toten Helden baut man ein Denkmal", sagt Michael Bohmann vom Uerige, "aber wir leben noch." Es scheint, das Glas ist zurzeit eher halbleer als halbvoll. Im Oktober gibt's zum Thema Köbes-Denkmal die nächste (Gesprächs-)Runde. Uwe-Jens Ruhnau und Simon Schmidt