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Vierfacher Nachwuchs Am Carlsplatz Düsseldorfs kleinste Marktschreier

Düsseldorf · Ein Markt als Kinderstube: Klingt ungewöhnlich, ist es aber nicht. Zumindest nicht am Düsseldorfer Carlsplatz. Denn dort haben mehrere Marktverkäuferinnen Nachwuchs bekommen, und sie alle betreuen ihre Kinder neben der Arbeit sozusagen direkt hinter der Verkaufstheke.

 Sie verbringen viel Zeit gemeinsam auf dem Carlsplatz: Antje Dörschel (l.) mit ihrem Sohn Felix (7 Monate) und Claudia Pesch mit ihrer ebenfalls sieben Monate alten Tochter Maike

Sie verbringen viel Zeit gemeinsam auf dem Carlsplatz: Antje Dörschel (l.) mit ihrem Sohn Felix (7 Monate) und Claudia Pesch mit ihrer ebenfalls sieben Monate alten Tochter Maike

Foto: Andreas Bretz

Noch vor einiger Zeit konnte es für Bio-Bäuerin Claudia Pesch an ihrem Gemüse-Stand auf dem Markt am Carlsplatz schon mal einsam werden. Zum Beispiel, wenn die Kunden wegen schlechten Wetters lieber zu Hause blieben. Seit einigen Monaten ist es für die 33-Jährige mit der Einsamkeit vorbei: Sie und ihr Mann, Bio-Bauer Thomas Sablonski (34), haben zum ersten Mal Nachwuchs bekommen. Die inzwischen sieben Monate alte Maike begleitet ihre Mutter seitdem fast täglich zur Arbeit.

Dick eingemummelt und mit einer flauschigen Decke vor Kälte geschützt liegen die Kleinen meist ganz friedlich in ihren Bettchen. Ab und an wird es aber auch mal laut. "Die Kleine schreit mir schon mal den ganzen Stand zusammen", erzählt Claudia Pesch. Das sei aber nicht so schlimm. Im Gegenteil. Denn bei der Kundschaft sind die Kleinen ein echter Publikumsmagnet.

Diese Erfahrung haben auch die Neueltern Michael Stübner (29) und Christina Röckrath (29) gemacht. Gelegentlich kämen Kunden extra vorbei, um sich nach dem sechs Monate alten Felix zu erkundigen. "Dann bekomme ich auch immer meine alten Geschichten zu hören", sagt Röckrath.

Sie wurde als Kind am selben Stand betreut. Von ihrer Mutter, die genauso in dem Familienunternehmen arbeitet wie die Urgroßmutter des kleinen Felix. Die familiäre Unterstützung macht es für Christina Röckrath, die wegen ihrer ersten Babys beruflich deutlich kürzer treten musste, oft leichter. "Man hilft sich", sagt sie. "Aber auch unter den Müttern helfen wir uns gegenseitig. Maike kommt zum Beispiel zum Wickeln her."

Antje Dörschel (35) hat vor sieben Monaten ihr erstes Kind zur Welt gebracht. Ihr Sohn heißt ebenfalls Felix. Arbeiten wie das Wickeln erledigt die Mutter allerdings zu Hause. "Ich komme mit Felix meistens erst nachmittags zum Markt", sagt Dörschel. Besonders Vater Ralf Hammer (50), Namensgeber des Blumengeschäfts Hammer, freut sich über den täglichen Besuch. "Ich arbeite in der Woche sechs Tage lang von sieben bis sieben hier", sagt er. "Ich genieße es, wenn meine Frau mit Felix kommt. So kann ich täglich Zeit mit meinem Sohn verbringen." Und was ist, wenn es einmal eng wird und viele Kunden vor der Theke stehen? "Das muss dann einfach gehen", sagt Antje Dörschel. "Wenn Felix mal schreit, haben die Kunden auch dafür Verständnis."

Nina von Wilamowitz-Moellendorff ist die vierte junge Mutter am Carlplatz. Im April brachte sie ihre Tochter Ida Johanna zur Welt. "Zur Arbeit bringt sie die Kleine dann einfach mit", sagt Ursula Wiedenlübbert, Inhaberin der Kaffee-Rösterei KaffeeReich, in der von Wilamowitz arbeitet. "Hinten in der Rösterei schlummert die Kleine dann auf Kaffeesäcken ganz ruhig vor sich hin, das ist ein süßes Bild." Übrigens: Nina und der Vater ihrer Tochter, Torsten Hülsmann, haben sich auf dem Carlsplatz kennengelernt.

(RP)
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